Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)
geschlossenem Deck), während Tren sich im Einerkajak mit geschlossenem Deck hervortat. Damit die Jungs auch im Winter trainieren konnten, verbrachten die Longs diese Jahreszeit an Flüssen in Chile. Dort organisierten sie für amerikanische Kunden Ausflüge auf dem Wasser, um damit wenigstens teilweise ihren aufwendigen Lebensstil zu finanzieren.
Als sich unsere Beziehung zu den Longs vertiefte, sprachen Bill und ich des Öfteren darüber, sie nach Chile zu begleiten. Wir mochten diese Familie sehr und genossen in vollen Zügen die gemeinsamen Kajakfahrten auf dem Payette River. Im Sommer 1998 dachte ich, unsere Kinder seien groß genug und wir beide könnten auch ohne sie in die Ferne reisen. Also machte ich Bill zu seinem Geburtstag im darauf folgenden Januar das besondere Geschenk, mit ihm zusammen in Südamerika Kajak zu fahren.
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Ein Abenteuer in Chile
Auch weiß der Mensch nicht,
wann seine Stunde kommen wird.
Der Prediger Salomo 9,12
Im Januar 1999 ließen Bill und ich unsere Kinder in der Obhut des Kindermädchens und flogen aus dem herrlichen Winter in Wyoming dem wunderbaren chilenischen Sommer entgegen. Seit Peters Geburt war das unsere erste Reise zu zweit, und wir freuten uns auf ein großartiges Abenteuer. Wir landeten in Temuco, das etwa sieben Stunden südlich von Santiago liegt und ungefähr eine Stunde nördlich von unserem Zielort Pucón.
Pucón ist ein Ferienort am Ufer des tiefen und schönen Lago Villarica, im Schatten des 2840 Meter hohen Vulkans Villarica. Er liegt inmitten der Region IX Araukanien, des Lake District. Das ganze Gebiet ist übersät mit Vulkanen, deren Gletscher die zahlreichen Flüsse mit klarem, frischem Wasser versorgen, aus dem die Seen entstanden sind.
Wir teilten ein gemietetes Haus mit der Familie Long, die damals aus Tom und Debbi bestand, Kenneth, ihrem zwanzigjährigen Sohn, und dessen Frau Anne, dem achtzehnjährigen Chad sowie dem sechzehnjährigen Tren.
Mit Tom verbrachten wir eine aufregende Woche, während der wir Kajak fuhren und im Wildwasser spielten. Bill und ich waren bereits erfahrene Kajakfahrer, aber wir arbeiteten weiter an unseren Eskimorollen, unseren Techniken in reißendem, steil abfallendem Wasser, und paddelten durch mehrere knifflige Stromschnellen in atemberaubender Landschaft. Außerdem übten wir unser Spanisch ein, nahmen die einheimische Kultur in uns auf, begeisterten uns für den See, die Stadt und die traumhafte Umgebung. Die Abende vergingen mit Gesprächen vor einem hoch auflodernden Feuer, nachdem wir zunächst in die Stadt geschlendert waren, um Eis zu essen. Der Aufenthalt war äußerst erholsam, und so stellten wir betrübt fest, dass das Ende unserer Reise rasch näher rückte.
Wir machten Pläne für unseren letzten Tag, an dem wir auf dem Fuy Kajak fahren wollten. Tom, Kenneth, Chad, Anne, ein junger Chilene, der in diesem Sommer für die Longs arbeitete, und erstmals auch einige Amerikaner waren mit von der Partie.
Der Fuy ist ein Fluss in der südchilenischen Region Los Ríos, der auf der Nordseite des Pirihueico-Sees entspringt, seine gewundene Bahn durch die Ausläufer des Vulkans Choshuenco zieht, um sich dann mit dem Neltume zu verbinden und den Llanquihue zu bilden, der schließlich in den Gletschersee Panguipulli mündet. Wie schon gesagt, Bill und ich sind erfahrene Kanuten, die in den Vereinigten Staaten etliche reißende Flüsse gemeistert haben. Wir freuten uns auf die Abfahrt vom oberen Teil des Fuy, der für seine tropische Schönheit ebenso bekannt ist wie für seine stattliche Reihe von Wasserfällen mit einer Höhe zwischen drei und sechs Metern, die ein aufregendes Abenteuer versprachen, das zu bewältigen wir jedoch durchaus in der Lage waren.
Zunächst fuhren wir zu dem Dorf Choshuenco (625 Einwohner) nahe dem Ufer des Panguipulli, dann weiter zu der Stelle am Fluss, wo man die Kajaks bestieg. Eine abgeschiedene, kaum bewohnte Gegend, dichter Wald, keinerlei Infrastruktur. Wenn man einmal auf dem Fluss war, gab es keine Möglichkeit mehr, das Paddel ruhen zu lassen oder aus dem Wasser zu kommen. Nachdem Bill an jenem Morgen ziemlich unerwartet mit Rückenschmerzen aufgewacht war, beschloss er, auf die Kajakfahrt zu verzichten.
Obwohl es einer dieser typischen sonnigen und warmen chilenischen Tage war, hatte ich hinsichtlich des Ausflugs ein ungutes Gefühl. Da ich kein sehr geselliger Mensch bin, nahm ich an, mein unterschwelliges Unbehagen habe mit der Gruppe neuer Leute zu tun. Auch Anne
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