Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)

Farbe, Form und Erscheinung jenen auf dem Feld, wo Willie sein Leben gelassen hatte. Vor dem Besuch des Unfallortes waren sie mir nie aufgefallen – weder hier noch an einer anderen Stelle unseres Grundstücks.
    Willie kannte die Geschichte der rosa Blüten an dem Birnbaum, die unmittelbar nach dem Tod meines Stiefvaters aufgetaucht waren. So wusste er auch, wie bedeutsam und ergreifend dieses Ereignis für meine Mutter und mich gewesen war. Außerdem hatte er das Gemälde mit dem Baum, das in meinem Badezimmer hängt, unzählige Male gesehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass Willie uns an jenem Tag durch die Rosen eine Botschaft geschickt hat, die seine Wertschätzung, Liebe, Dankbarkeit zum Ausdruck brachte – und auch eine Entschuldigung dafür, dass er uns verlassen hat. Sicherlich erkannte er, dass dies eine der wenigen Kommunikationsformen war, die wir nicht in Zweifel ziehen würden.
    Um die Geschichte des Birnbaums zu Ende zu erzählen, sei hinzugefügt, dass er nach fünf Jahren herrlichen Blühens plötzlich vom Blitz getroffen und zerstört wurde. Das war die Botschaft an meine Mutter, in ihrem Leben »ein neues Kapitel aufzuschlagen«. So frage ich mich, ob die wunderbaren Alpenrosen, die wir jetzt auf unserem Anwesen liebevoll hegen und pflegen, eines Tages ebenfalls verschwinden werden.

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    Geschenke des Mitgefühls
    Wenn ich in deine Augen schaue,
    weiß ich, dass dort Gott ist.
    Menschliches Mitgefühl und die
    Fähigkeit zur Liebe sind nicht
    das Ergebnis bloßen Zufalls.
    Charles W. Gerdts, III
    In den ersten Wochen nach Willies Tod wurden uns weitere Gesten der Liebe und der Güte zuteil, die meine Familie und ich als tröstlich empfanden. Außerdem tauchte ein Notizbuch im Bücherregal auf. Darin befanden sich mehrere Briefe, die Willie am Vorabend seines neunzehnten Geburtstages geschrieben hatte, also wenige Monate vor seinem Tod.
    Er hatte einigen seiner Trainer und engen Freunden geschrieben, um ihnen für die schönen Erinnerungen an die gemeinsame Zeit zu danken, für ihre langjährige Freundschaft und Unterstützung sowie den starken Einfluss, den sie auf sein Leben ausübten. Seine Briefe kamen aus dem Herzen und wirkten fast wie Abschiedsbriefe, was für einen Achtzehnjährigen doch sehr ungewöhnlich ist.
    Darüber hinaus schrieb er Briefe an den gerade ins Amt gewählten Präsidenten Obama, an Will-I-Am, einen Musiker, den er bewunderte, und an Präsident Lincoln. Ihm übermittelte er jenes Gefühl tiefer Ruhe und Inspiration, das ihn im Lincoln Memorial in Washington, D.C. , überkommen hatte. Willie notierte, er sei davon überzeugt, einen Unterschied bewirken und der nächste Abraham Lincoln werden zu können. Er wollte »die ganze Welt zu einem besseren Ort« machen.
    Schließlich schrieb Willie einen Brief an sich selbst. Darin sprach er von dem großen Abenteuer, das sein Leben gewesen war. Er erkannte, dass es diesem an Einfachheit mangelte, vermutete aber, dem sei deshalb so, »weil es in äußerst kurzer Zeit derart viel zu sehen und zu tun gibt«. Er bemerkte, wie dankbar er sei für seine Familie, seine Freunde, seinen Gott und seinen Glauben. Dieser Brief war für mich ein kostbares Geschenk. Er versicherte mir, dass Willie eine Beziehung zu Gott hatte, deren Bedeutung verstand und vor seinem Tod mit Gott »im Reinen« war.
    Mein Sohn hatte die Gabe, jedem Menschen das Gefühl zu geben, etwas Besonderes zu sein und eine besondere Beziehung mit ihm zu haben. Nach seinem Tod meldeten sich viele Leute, um ihre Trauer zu bekunden, aber auch ihre Dankbarkeit für das Leben, das er geführt hatte. Sie alle erzählten, in welcher Weise er ihr Leben positiv verändert habe.
    Senator John Kerry rief an, um sein Beileid auszusprechen. Er hob Willies Arbeit in seinem Büro ebenso hervor wie die von ihm angeregten Veränderungen und den Einfluss auf seine Mitarbeiter. Zum Zeichen der Anerkennung sandte der Senator auch eine Videobotschaft für Willies Gedenkgottesdienst.
    Die mit Willie befreundete Songschreiberin und Sängerin Carole King hatte mit ihm während seines Aufenthaltes in Washington, D.C. , zusammengearbeitet. Sie war beeindruckt von seinem Engagement für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur und seiner Überzeugung, dass jeder Mensch die Fähigkeit besitzt, die Welt nachhaltig zu verändern. Nach seinem Tod fühlte sie sich veranlasst, uns eine Aufnahme ihres Songs In the Name of Love (Im Namen der Liebe) zu übersenden. Darin spricht sie über die