Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)
Freunde Sophie und Derek, deren Kinder mit den Jungs die gleiche Schule besucht hatten, besitzen unweit jenes Ortes eine Fischerhütte. Sie liegt auf kanadischem Gebiet, am Ufer des Grand Cascapedia River. Das Leben dort verläuft geruhsam, man geht schwimmen oder angelt vom Kanu aus, widmet sich dem Spiel oder der Herstellung von Ahornsirup, der in herzförmigen Flaschen angeboten wird, und erzählt abends Geschichten rund ums Lagerfeuer. Sophies und Dereks Familie verbringt in der Gegend regelmäßig einen Teil des Sommers und lud meine Söhne zu einem Besuch ein, was denen natürlich sehr gelegen kam.
Eines Nachmittags saß Willie mit Sophie und ihren beiden Retrievern Rusty und Lucky in einem Kanu und angelte im Fluss. Sophie ist eine außergewöhnlich liebevolle und hilfsbereite Person, die Willie gern lauschte, wenn er über seine zahlreichen Zukunftsideen sprach, und ihn darin bestärkte. Wohlwissend, dass er voller Tatendrang steckte und sich normalerweise in extrem hohem Tempo bewegte, stellte sie überrascht fest, dass er nun ein ruhiger und anmutiger Angler war. Er langweilte sich nicht und schien auch gar nicht daran interessiert, einen Fisch zu fangen. Er genoss einfach die herrliche Umgebung, das Auf und Ab der Wellen, während er mit ihr plauderte.
Wie aus heiterem Himmel fragte er, was sie über die Seele wisse. Sophie erwiderte, dass die Seele ihrer Auffassung nach das Wesen des Seins ausmache und in direkter Verbindung mit Gott stehe. Unsere Seelen seien zeitlos und kämen zur Erde, um etwas dazuzulernen oder die geistige Entwicklung des Individuums voranzutreiben.
Diese Gedanken erregten offenbar seine Aufmerksamkeit, und so stellte er einige weitere Fragen, um dann schweigsam über Sophies Antworten nachzudenken. Anschließend sagte Willie, wie glücklich er sei und wie dankbar für das wunderbare Leben, das er geführt habe.
Bald paddelten sie zu der Stelle am Ufer, wo Sophies Sohn stand. Als beide aus dem Kanu stiegen, bewunderte sie seine Fähigkeit, von ihrem tiefsinnigen Gespräch über die Seele mühelos überzugehen zum ausgelassenen Spiel mit seinem Freund. Am nächsten Morgen aß Willie wie üblich seine fünf Scheiben Speck, vier Eier, zwei Scheiben Toast und ein paar Pfannkuchen mit hausgemachtem Ahornsirup, ehe er zusammen mit Eliot nach Fort Kent zurückkehrte und das Skitraining wieder aufnahm.
In den frühen Morgenstunden des 21. Juni 2009 verspürte ich erneut den unwiderstehlichen Drang und enormen Druck, die Arbeit am Manuskript abzuschließen. Bis zum frühen Nachmittag hatte ich das geschafft, was ich für die Endfassung hielt. Die Hochstimmung, die mich ergriff, als ich auf »Speichern« klickte und dann meinen Computer ausschaltete, hatte ich vorher nie empfunden und kann sie kaum angemessen beschreiben. In meiner Seele fand eine Explosion der Freiheit statt. Ich fühlte mich federleicht, großartig und glücklich. Ich war zutiefst beglückt, diese Aufgabe in Angriff genommen zu haben, und dankbar für die Erfahrungen, die zu ihr geführt hatten. Ich hatte Gott gehorcht. Das Leben schien nicht besser sein zu können.
Noch immer erfüllt von dieser Unbeschwertheit, fuhr ich später an jenem Tag mit meinem jüngsten Sohn Peter in die Stadt. Wir beschlossen, Eliot ein wenig zu necken, und riefen ihn vom Auto aus an. Ich muss versehentlich auf den Lautsprecherknopf meines Telefons gedrückt haben, denn als sich eine mir unbekannte Stimme meldete, konnte auch Peter deren Worte hören.
Wir fragten nach Eliot, aber der Mann am anderen Ende nannte uns seinen Namen und sagte, Eliot könne jetzt nicht sprechen. Obwohl er keineswegs amüsiert schien, dachten wir, er wolle lustig sein. Da ich seinen Namen nicht wiedererkannt hatte, hielt ich ihn für einen der anderen Skiläufer im Trainingsprogramm. Ich bat ihn, nicht mehr herumzualbern und das Telefon an Eliot weiterzureichen. Er wiederholte seinen Namen (er war einer der Skilehrer der Jungs) und teilte mir mit, dass Willie in einen Rollskiunfall verwickelt gewesen und dabei ums Leben gekommen sei.
Während ich die aufsteigende Panik zu beherrschen versuchte, die mein Denken trübte und mir die Kehle zusammenschnürte, forderte ich den Mann auf, seine Scherze zu unterlassen, das sei nicht lustig, und bat ihn erneut, das Telefon jetzt bitte Eliot zu übergeben. Dieser Dialog wiederholte sich mehrmals, während ich sofort umkehrte und nach Hause raste. Ich konnte die Worte, die er sagte, wirklich nicht verstehen.
Kurz darauf
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