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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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auf«, zischte ich.
    »Okay.«
    »Guck dir doch nur mal an, was die arme Tashy meinetwegen durchmachen muss.«
    »Okay.«
    Er machte einen Schritt zur Seite, nahm Tash in die Arme, hob sie hoch und drückte sie fest. »Hey«, sagte er sanft, »ein Wahnsinn, was du hier machst. Hut ab.«
    »Red keinen Stuss«, murmelte sie gedämpft.
    Er setzte sie wieder ab. »Alles wird gut. Ganz sicher. Glaub mir.«
    »Gütiger Himmel, heute können sie alle die Finger nicht von meiner Frau lassen«, scherzte Max auf seine recht steife Art. »Ich dachte, das weiße Kleid würde sagen: ›Finger weg!‹«
    »Es ist cremefarben«, knurrte Tashy.
    »Aha«, erwiderte Max. »Nun denn.«
    Clelland lächelte, schüttelte Max so flüchtig er konnte die Hand und verschwand im Gewimmel. Mit einem entsetzlichen Gefühl von Deja-vu-Erlebnis, bei dem mir richtig übel wurde, sah ich, wie Justin sich mit Oliver über das Essen unterhielt und dabei ein mit Sesamkörnern bedecktes Würstchen schwenkte.
    »Da bist du ja, Schätzchen!« Es war meine Mum. »Wir fanden dich toll da vorne.«
    »Wie ein echter Profi«, lobte mein Dad. »Mit schlafwandlerischer Sicherheit. Obwohl du für die Fotografen ein bisschen mehr hättest lächeln können.«
    »Meine Mundwinkel waren müde«, erklärte ich.
    »Schaut euch das mal an!« Mein Dad versetzte Tashy einen spielerischen Stoß mit dem Ellbogen. »Mannomann, als Vertrauenslehrerin verdient man anscheinend wesentlich mehr, als ich gedacht hätte!«
    »Dad!« Ich zupfte ihn am Ärmel. »Das ist ja oberpeinlich.«
    »Mr. Scurrison«, zwitscherte Tashy und knipste ihr strahlendstes Lächeln an. »Wie nett, dass Sie gekommen sind. War Flora nicht fantastisch?«
    »Wir sind so stolz auf sie«, stimmte mein Dad zu. Er schluckte und sah mich an. »Fast wie bei unserem großen Tag, was, Joyce?«
    »Ach, das ist schon so lange her«, winkte meine Mutter ab, aber nichtsdestotrotz errötete sie zart, woraufhin mein Dad sie neckisch schubste.
    Tashy sah mich an, zog die Augenbrauen hoch und lächelte.
    »Hi«, sagte jemand zu mir. »Ich bin Marshall. Ist das nicht eine Wahnsinnsparty?«
    »Hi, Dad«, sagte ich ohne lange nachzudenken.
    Es war das längste Essen meines Lebens. Noch dazu war es ein Essen, das ich schon mal gegessen hatte, was mir sogar die kleine Freude vermieste zu erraten, ob der Lachs wohl kalt oder gebraten aufgetischt würde. Tashy und ich aßen zusammen ungefähr so viel, dass eine sehr kleine Maus, die den ganzen Morgen bei Käse und Wein gefeiert hatte, satt geworden wäre.
    Auch die Reden wollten kein Ende nehmen. Komisch, während Max exakt die gleiche Rede hielt wie beim ersten Mal - die für mich noch unerträglicher war, weil ich nun schon lange im Voraus schmerzlich das Gesicht verzog, ehe er endlich zu seiner an den Haaren herbeigezogenen Pointe kam war die von Tashys Vater doch irgendwie anders. Er wirkte weniger stolz, weniger selbstsicher und insgesamt weniger von sich überzeugt. Das war gar nicht gut.
    Ich saß am Tisch der Brautleute und schaute trübsinnig zu, wie meine Eltern sich gegenseitig Essenshäppchen in den Mund schoben und kicherten und sich während der Ansprachen dauernd Blicke zuwarfen. Einmal prosteten sie sich sogar zu. Mein Dad gab sich schon fast zu viel Mühe. O Gott, ich konnte das nicht durchziehen. Ich konnte nicht zurückgehen. Sie brauchten mich hier, und zwar dringend. Aber wenn ich nicht zurückging, dann war das alles hier die reinste Verschwendung. Lebens Verschwendung, Geldverschwendung, Alles Verschwendung. Ich blickte ins strahlende Gesicht meiner Mutter und musste daran denken, wie sie beim letzten Mal hier gesessen und mich ganz nervös gefragt hatte, ob sie irgendwas bezahlen müsste und ob es in Ordnung sei, ein zweites Mal ans Büffet zu gehen oder nicht. Olly, der an einem anderen Tisch saß, bemerkte, wie ich meine Mutter anschaute - die natürlich nicht die geringste Ahnung hatte, wer er war. Er lächelte wehmütig und runzelte die Stirn.
    Endlich, endlich - ich hatte den warmen Kaffeegeschmack noch im Mund - machten die Kellner Anstalten, die Tische abzuräumen. Ich musste dringend hier raus. Musste dringend einen klaren Kopf bekommen. Nachdenken. Ich schaute Tashy an.
    »Ich gehe mal kurz raus ...«
    »Lauf«, rief sie. Für eine Braut trank sie verhältnismäßig viel. »Lauf so schnell du kannst und blick nicht zurück.«
    »Ich dachte da mehr an einen kleinen Spaziergang im Park.«
    »Wie du meinst«, erwiderte sie gleichgültig.

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