Einmal Hochzeit und zurück
bis ich direkt vor ihr stand.
»Wir schneiden jetzt die Torte an«, erklärte sie, was ganz komisch klang, wie bei einer Fernsehansagerin. Sie stand vor Max, der hinter ihrem makellos strahlenden Kleid beinahe verschwand.
»Ich weiß«, erwiderte ich genauso steif.
Ich spürte Clelland hinter mir stehen, als wolle er mich .stützen.
»Bist du so weit?«
»Nein.«
»Tu‘s nicht«, sagte Tashy.
Max schubste sie und drängte: »Ahm, können wir jetzt vielleicht endlich zur Sache kommen?«
Ich sah mich um. Da standen meine Eltern und lächelten mich und sich nervös und hoffnungsvoll an und hielten Händchen. Tashy stand da, so wunderschön und ungebeugt. Olly lungerte schmollend irgendwo im Hintergrund herum. Und im Garten, da lag, perfekt und tief in Träumen versunken, ein Junge, jung und unschuldig, und hatte auf dieser ganzen Welt, unter dieser goldenen Sonne, keine einzige Sorge.
Zwei Hände trafen sich auf dem Messer, das durch die Torte glitt.
17. Kapitel
Nichts passierte.
18. Kapitel
Was hatte ich erwartet? Ich weiß es nicht - einen Blackout vielleicht. Oder zu verschwinden. Eventuell auch ein gleißend helles Licht. Oder einen Zeitsprung zum nächsten Morgen oder so was in der Art. Irgendwas.
Ich hatte es getan. Meine Instinkte hatten das Ruder übernommen. Die Augen fest auf die Torte gerichtet, war der Wunsch einfach in mir hochgeblubbert - und ich hatte ihn ausgesprochen, musste ihn ausgesprochen haben. Dämlicherweise war ich kurz versucht gewesen zu sagen: »Ich wünschte, ich wäre wieder 25«, doch das hatte ich mir im letzten Moment verkniffen. Ich hatte gesagt: »Ich wünschte, ich wäre wieder so alt, wie ich wirklich bin.«
Vielleicht hatte es deshalb nicht richtig funktioniert! Vielleicht dachten die, ich wollte einfach weiterhin 16 bleiben! Olly hatte Recht: Ich war so was von zurückgeblieben in meiner Entwicklung, dass ich den Rest meines Lebens hier bleiben musste! Oder ich würde mich immer und immer wieder im Kreis drehen! Oder niemand würde sich mehr an irgendwas erinnern, und ich würde in einer Irrenanstalt landen wie Sarah Connor in Terminator!
All diese Gedanken schwirrten mir durch den Kopf, während ich mich auf die beiden Hände auf dem Messer konzentrierte, das durch die Torte schnitt, während überall um mich herum Beifall aufbrandete und Blitzlichter zuckten und Leute jubelten. Tashy und ich starrten einander an. Sie hatte die Augen vor Schreck weit aufgerissen. Dann blinzelte ich mehrmals und blickte mich um. Tashy stand immer noch mit Max da, aber als sie sich dann bewegten, war es, als würden sie plötzlich unscharf und verwackelt, und alles verschwamm vor meinen Augen. Es konnte doch nicht... konnte doch einfach nicht...
Der da neben Tashy stand, war auf einmal nicht mehr Max. Es war Olly.
Als Tashy merkte, wessen Hand sie da so fest umklammerte, guckte sie kurz noch verschreckter als zuvor. Dann drehte sie sich um, und vor Freude klappte ihr die Kinnlade runter, und sie quiekte und hopste herum und fiel ihm um den Hals und hätte ihm beinahe die Ohren abgerissen. Auch Ollys Gesichtsausdruck war zum Schießen komisch, seine Augenbrauen lagen miteinander im Clinch wie zwei Anführungszeichen, und seine Ohren waren schweinchenrosa.
»Also wisst ihr, ich hätte nie gedacht, dass es mit den beiden klappen würde, nach so einer kurzen Verlobungszeit«, hörte ich jemanden - vermutlich ihre Mutter - hinter mir sagen. »Aber die beiden sehen wirklich sehr glücklich aus.«
Am liebsten wäre ich zu ihnen gestürmt und ihnen um den Hals gefallen, aber die beiden erlebten offensichtlich gerade einen derart glücklichen, intimen Augenblick, dass es ein Sakrileg gewesen wäre, sie zu stören. All die heimlichen Treffen; Gespräch über mich, dass ich nicht lache! Die beiden hatten sich verliebt! Kein Wunder, dass Tashy in den vergangenen Wochen so niedergeschlagen gewesen war.
Ich grinste von einem Ohr zum anderen, bis mir aufging, was das bedeuten könnte. O Gott, ich brauchte ganz dringend einen Spiegel. Sofort. Ich guckte an mir runter. Ich trug den gleichen Karen-Millen-Anzug wie beim ersten Mal. Ich stolperte hinaus und hörte, wie mehrere Leute meinen Namen riefen, doch ich ignorierte sie und stürzte ins Badezimmer, schwer atmend, und mein Herz klopfte wie ein Presslufthammer. Ich lehnte mein Gesicht gegen die kühlen Fliesen und zwang mich dazu, in den Spiegel zu sehen. O Gott. O nein.
Das war ich, ganz zweifellos, mit den ersten zarten Fältchen um die
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