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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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Blitzschnell sauste ich davon.
    O Gott, jetzt war ich schon wieder hier gelandet. Diesen bescheuerten Scheiß-Springbrunnen hatte ich ganz vergessen. Ich schlenderte um ihn herum und musste mich beherrschen, ihn nicht zu treten. Was für ein wunderbarer Tag. In einiger Entfernung konnte ich meine Eltern ausmachen, die einen kleinen Spaziergang in der Herbstsonne machten. Hielten die etwa Händchen? Ach du Scheiße. Vielleicht sollte ich lieber nicht zurückgehen. Vielleicht musste ich zurückgehen .
    Ich setzte mich auf den Rand des Springbrunnens, hob träge mein Kleid und streckte die Beine aus. Ich bewunderte meine schlanken Knöchel, meine glatten, sommersprossenlosen weißen Beine sowie meine völlig faltenfreien Knie. Wer wusste schon, dass man Falten an den Knien kriegte? Ich jedenfalls nicht.
    »Hier!« Justin guckte siegesgewiss. »John bewacht mich mit Argusaugen, aber ich hab‘s geschafft, mich wegzuschleichen, und die hab ich auch organisiert.« Er hielt mir zwei rosa Bacardi Breezer unter die Nase. Er dachte wohl, das sei mein Lieblingsgetränk. »Zigarette?« Er bot mir eine Benson & Hedges an.
    »Um Gottes willen, nein. Denk nicht mal im Traum daran, du Stinker.«
    Justin verdrehte die Augen. »Wenn du meinst.« Er legte sich auf den Rasen. »Ist gar nicht so schlecht hier, oder? Kannst du dein Kleid noch mal hochschieben?«
    Ich lächelte. »Was glaubst du, wo du hier bist? Im Striptease-Club?«
    »Ich kann‘s kaum erwarten, bis ich endlich 21 bin«, murmelte Justin verträumt. Dann fiel ihm wieder ein, dass ich auch noch da war. »Die sind natürlich nicht halb so toll wie du.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht«, sagte ich.
    Mir waren inzwischen ein paar Zweifel gekommen an dem, was wir getan hatten. Vielleicht dachte er jetzt, alle Mädchen seien so leicht zu haben wie ich, und würde sich in einen kranken, sexbesessenen Nachmittagstalkshowmoderator verwandeln. Aber während ich ihn ansah, wie er ganz entspannt und träge lächelnd dalag und sich Grasflecken auf den neuen Anzug machte, die Augen zum Schutz gegen die Nachmittagssonne geschlossen, dachte ich mir, er würde seinen Weg schon finden.
    »Du wirst deinen Weg schon finden«, sagte ich.
    »Wovon redest du?«, fragte er blinzelnd.
    »Du machst das schon.«
    »Ahm, ja. Vielleicht solltest du in der prallen Sonne nicht so schnell trinken.«
    »Hey!«, rief Clelland und kam mit großen Schritten über den Rasen gestiefelt. Er hatte seine Krawatte gelockert und das Hemd ein bisschen aufgeknöpft. Er sah zum Anbeißen zerstrubbelt aus.
    »Wir haben uns bloß unterhalten«, erklärte ich und versuchte, nicht allzu schuldbewusst aus der Wäsche zu gucken.
    »Das hoffe ich doch.«
    »Haben wir auch.« Ich wurde schon wieder rot.
    Er blickte mich an, und ich schmolz dahin.
    »Tja, egal...«, sagte er. »Rauchst du etwa?«
    »Nein!«
    »Oh. Okay. Mein Gott. Nein, es ist bloß ... sie schneiden gleich die Torte an.«
    »Flora! Flora!« Das war die Stimme meiner Mutter. »Sie schneiden die Torte an! Du musst unbedingt kommen und dir das ansehen.«
    »Ja, ja«, sagte ich. Olly kam auch schon aus dem Haus und auf mich zugerannt.
    »Sie schneiden die ...!«
    Er brüllte, und auf einmal wurde mein Herz ganz weich, als ich sah, wie er sich um mich sorgte und über den englischen Rasen galoppierte, um sich zu vergewissern, dass es mir gut ging.
    »Torte anschneiden?«, murmelte Justin und schloss die Augen wieder. »Klingt todlangweilig.«
    »Du wirst da nicht gebraucht, Zwerg«, sagte Clelland. »Gut«, erwiderte Justin. »Dann bleibe ich einfach hier. Komm bald wieder, Flo.«
    Ich schaute ihn an und hatte auf einmal einen Kloß im Hals. Ich stand da wie angewurzelt. »Ich weiß nicht«, murmelte ich. »Flora«, ermahnte Clelland mich sanft. Noch mal sah ich Justin an, der ausgestreckt im Gras lag, wie einer dieser hübschen Jungs auf den Bildern von edwardianischen Gartenpartys, kurz bevor sie alle nach Belgien gingen, um sich abschlachten zu lassen.
    Ich packte Clellands Arm. »Du musst nicht«, sagte er. »Ich weiß es nicht«, wiederholte ich. »Alles wird gut«, flüsterte er.
    »Bleib nicht so lange«, murmelte Justin, aber er klang bereits, als schliefe er gerade ein.
    Der Raum sah so unheimlich gleich aus wie beim letzten Mal, dass es mir eiskalt über den Rücken lief. Tashy stand neben der Torte, das Gesicht zu einer Maske erstarrt. Sie blickte mich unverwandt an.
    »Na los, mach schon«, rief jemand. Sie rührte sich nicht. Ich ging auf sie zu,

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