Einmal Hochzeit und zurück
und aufregend sind«, flüsterte ich zurück, was ihm die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Lieber Gott, war das langweilig. Und außerdem musste ich mich vor Tashys schwulem Boss verstecken, dessen Tochter ich ja angeblich war.
Olly durchbohrte mich mit seinen Blicken, während er langsam in der Schlange näher kam. Offensichtlich war er stinksauer auf mich.
»Ich hoffe, du sagst jetzt nicht, das sei alles meine Schuld«, flüsterte ich, als er bei mir ankam.
Er drückte mir einen alles andere als zärtlichen Kuss auf die Stirn und versuchte zu lächeln, wobei er murmelte: »Wessen Schuld sollte es sonst wohl sein? Es war doch alles bestens, bis du dieses Chaos angerichtet hast.«
»Ja, glaub das ruhig«, entgegnete ich, aber da war er schon weitergegangen.
Er hielt Tashy am ausgestreckten Arm fest. »Du bist das Schönste, was ich je im Leben gesehen habe«, sagte er und saugte ihren Anblick mit den Augen auf. »Das Kleid ist absolut perfekt.«
Und zum ersten Mal an diesem Tag hatte Tashy ein bisschen echte Farbe auf den Wangen.
»Danke«, murmelte sie. Sie biss sich auf die Unterlippe und blickte zu Boden. Dann hob sie den Kopf und küsste ihn. »Vielen Dank.«
Olly strich ihr über die Wange.
»Max«, rief er, ein bisschen zu herzlich. »Du bist der größte Glückspilz der Welt.«
»Sieht ganz so aus!«, erwiderte Max.
»Nein, das bist du«, sagte Olly leise. Und nach einem weiteren Blick auf Tashy und einem ziemlich angestunkenen Funkeln zu mir ging er in Richtung Büffet, um das Essensangebot unter die Lupe zu nehmen. Ich erspähte ihn, als er ein Glas Champagner in Rekordgeschwindigkeit herunterstürzte, was so ganz und gar unollymäßig war.
»Du siehst aus wie Alice im Wunderland«, neckte Justin.
»Wer hat dich denn hier in die Schlange gelassen?«
»Ach, komm schon, ich konnte doch gar nicht anders, oder? Küsschen?«
Er sah zum Anbeißen aus, in seinem marineblauen Anzug, mit dem hellblauen Hemd und der Krawatte.
»Dein erster Anzug?«
»Wieso, gefällt er dir nicht?«
»Doch, doch.«
Er war so süß. Am liebsten hätte ich ihm durch die Locken gestrichen, aber sein Bruder stand nur ein paar Meter weiter in der Schlange, also ließ ich das wohl besser bleiben.
»Das ist mein Bewerbungsanzug«, erklärte er mürrisch.
»Bewerbung wofür? Einen Empfang bei Hofe?«
»Fürs College.«
Clelland rückte lauernd in Hörweite.
»Schon mal überlegt, wo du hingehen willst?«, fragte ich.
»Nein«, erwiderte Justin. Dann guckte er mir noch mal in die Augen. »Vielleicht bleibe ich besser in der Nähe.«
»Justin, mein Süßer, vielen Dank, dass du gekommen bist«, flötete Tashy. Sie zerrte ihn am Ärmel zu sich rüber, offensichtlich ganz wild darauf, ihn mal genauer unter die Lupe zu nehmen. »Du bist ja groß geworden.«
»Das meinst du bloß, weil du mich kennst, seit ich zwei war«, entgegnete Justin schmollend, als Clelland an seiner Stelle nachrückte.
»Ich habe ihm Aberdeen ausgeredet«, murmelte Clelland. »Da oben kann‘s ganz schön kalt werden.«
Ich blickte ihn an. »Das kannst du laut sagen.«
Er schüttelte den Kopf. »Ist schon eine komische Geschichte, was meinst du, Flora?«
»Wo ist denn Madeleine?«
Er senkte den Blick. Eine lange Pause entstand. »Sie ist weg. Sie musste zurück nach Afrika. Eigentlich hätte ich mitfahren sollen.«
»Sie ist ohne dich gefahren? Wann denn?«
Er guckte noch unbehaglicher.
»Wann?«
»Sie wird dort dringender gebraucht als hier.«
»Etwa am Samstag?«
Er nickte. Als ich mit Justin im Bett war, musste er also gerade ... O mein Gott. Ich konnte gar nicht daran denken.
Er blickte mich an. »Du siehst wunderschön aus. Bist du dir wirklich sicher, dass du zurückkommen willst, Kleines?«
»Nenn mich nicht Kleines«, protestierte ich und schluckte heftig. Wollte ich zurückgehen? Wollte ich das wirklich?
»Okay. Bist du dir sicher?«
»Scheiße, nein«, stöhnte ich.
»Ich hätte nie nach Afrika gehen sollen, weißt du.« Sein Blick war leicht verschleiert. »Ich hätte hier bleiben und meinen Doktor machen sollen. Naturwissenschaften vielleicht ... irgendwas entdecken, was wesentlich mehr Menschen wesentlich mehr geholfen hätte.«
»Ich habe mir überlegt, vielleicht auf eine Kunsthochschule zu gehen«, brachte ich mühsam heraus. Okay, Madeleine war weg, aber nun baute er sich vor mir auf und riet mir, meine Prüfungen zu machen, wie einem kleinen Kind.
»Ach ja. O Gott, das wird bestimmt ein Mordsspaß.«
»Hör
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