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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Bonneville«, sagte Grandma Mazur.
    Mein Vater sah nicht von seinem Hähnchen hoch. Er hielt den Mets die Treue, er trug Unterwäsche von Fruit of the Loom, und er fuhr einen Buick. Das waren die unverrückbaren Konstanten in seinem Leben, und er hatte ganz und gar nicht die Absicht, sich von einem Toasterverkäufer beeindrucken zu lassen, der einen Bonneville fuhr.
    Bernie wandte sich mir zu. »Und was machst du so beruflich?«
    Ich spielte mit meiner Gabel. Nach meinem alles andere als erfolgreichen Tag schien es mir etwas dreist, großspurig zu verkünden, ich wäre Kautionsdetektivin. »In gewisser Weise arbeite ich für eine Versicherungsgesellschaft«, sagte ich.
    »Dann bist du so etwas wie eine Schadensreguliererin?«
    »Eher so etwas wie eine Inkasso Vertreterin.«
    »Sie ist Kopfgeldjägerin!« posaunte Grandma Mazur los. »Sie jagt gemeine Verbrecher, genau wie im Fernsehen. Sie hat eine Waffe und alles, was sie sonst noch braucht.« Sie griff hinter sich aufs Sideboard, wo meine Tasche lag. »Sie hat eine ganz tolle Ausrüstung«, sagte Grandma Mazur und stellte sich die Tasche auf den Schoß. Sie holte die Handschellen, den Piepser und eine Schachtel Tampons heraus und legte alles vor sich auf den Tisch. »Und hier ist ihre Waffe«, sagte sie stolz. »Ist sie nicht schön?«
    Ich muß zugeben, es war eine ziemlich schicke Waffe. Sie hatte einen Edelstahlrahmen und einen geschnitzten Holzgriff. Es war ein fünfschüssiger Smith-and-Wesson-Revolver, Model 60. A .38 Special. Wenig Gewicht, einfache Handhabung hatte Ranger gesagt. Außerdem war er wesentlich preisgünstiger gewesen als eine halbautomatische Waffe, falls man vierhundert Dollar noch preisgünstig nennen kann.
    »Mein Gott!« schrie meine Mutter. »Tu das Ding weg! Nehmt ihr die Waffe weg, bevor sie sich etwas antut!«
    Die Trommel war offen und eindeutig leer. Ich kannte mich zwar nicht besonders gut mit Waffen aus, aber immerhin wußte ich, daß sie ohne Patronen nicht losgehen konnten. »Sie ist leer«, sagte ich. »Sie ist nicht geladen.«
    Grandma Mazur hielt den Revolver mit beiden Händen, den Zeigefinger am Abzug. Sie kniff ein Auge zu und visierte die Nippesvitrine an. »Ka-bumm«, sagte sie. »Ka-bumm, ka-bumm, ka-bumm.«
    Mein Vater beschäftigte sich mit der Hähnchenfüllung und würdigte uns keines Blickes.
    »Ich will keine Waffen am Tisch haben«, sagte meine Mutter. »Außerdem wird das Essen kalt. Gleich muß ich die Soße aufwärmen.«
    »Ohne Munition nützt dir die beste Knarre nichts«, sagte Grandma Mazur zu mir. »Wie willst du denn die ganzen Mörder fangen, wenn deine Waffe nicht geladen ist?«
    Bernie, der bis jetzt nur stumm dagesessen und mit offenem Mund zugehört hatte, sagte entgeistert: »Mörder?«
    »Sie ist hinter Joe Morelli her«, erklärte Grandma Mazur. »Er ist ein echter Mörder und ein Kautionsflüchtling. Er, hat Ziggy Kulesza in den Kopf geschossen.«
    »Ich kannte Ziggy Kulesza«, sagte Bernie. »Ich habe ihm vor ungefähr einem Jahr einen Fernseher mit Großbildschirm verkauft. Davon werden wir nicht viele los. Sie sind zu teuer.«
    »Hat er sonst noch was bei dir gekauft?« fragte ich. »In der letzten Zeit vielleicht?«
    »Nein. Aber ich habe ihn ein paarmal in den Laden gegenüber gehen sehen, in Sals Metzgerei. Mir ist nichts Besonderes an’ Ziggy aufgefallen. Er war ein ganz normaler Mensch.«
    Niemand hatte auf Grandma Mazur geachtet. Sie spielte immer noch mit dem Revolver, visierte und zielte, wog ihn in der Hand. Plötzlich fiel mir ein, daß ich eine Schachtel Munition in der Tasche hatte. Mir kam ein ungemütlicher Gedanke. »Grandma, du hast die Waffe doch nicht etwa geladen, oder?«
    »Natürlich habe ich sie geladen«, sagte sie. »Und eine Kammer habe ich leer gelassen, das weiß ich aus dem Fernsehen. Dann kann man nämlich aus Versehen keinen erschießen.« Sie drückte ab, um uns zu zeigen, daß nichts zu befürchten war. Es krachte, die Revolvermündung blitzte auf, und das Hähnchen sprang vom Teller in die Höhe.
    »Heilige Mutter Gottes!« kreischte meine Mutter. Sie sprang auf und kippte ihren Stuhl um.
    »Mist«, sagte Grandma. »Da muß ich wohl die falsche Kammer leer gelassen haben.« Sie beugte sich vor, um das Ergebnis ihrer Handarbeit zu begutachten. »Gar nicht so übel für meinen ersten Schießversuch. Ich habe den Vogel genau in den Bürzel getroffen.«
    Mein Vater krallte die Finger so fest um seine Gabel, daß die Knöchel weiß hervortraten. Sein Gesicht war

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