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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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zu vor vielfüßigen Krabbeltieren. Meiner Ansicht nach ist nur eine tote Spinne eine gute Spinne, und die ganze Gleichberechtigung ist keinen Pfifferling wert, wenn ich keinen Mann mehr bitten darf, für mich die Insekten totzuschlagen. Ich habe keine Angst, daß irgendwelche mordlüsternen Skinheads meine Tür aufbrechen oder durch das offene Fenster einsteigen. Solche Typen bevorzugen sowieso meistens die Gegend um den Bahnhof. Außerdem wird man in meinem Viertel so gut wie nie überfallen oder samt dem eigenen Wagen entführt, und wenn es doch mal passiert, kommt man in der Regel mit dem Leben davon.
    Bis zu diesem Augenblick hatte ich Angst eigentlich nur dann gekannt, wenn ich mitten in der Nacht aufwachte, aus dem Schlaf geschreckt von einer Invasion der grauenhaftesten Monster… Geister, Ungeheuer, Vampirfledermäuse, Außerirdische. Dann lag ich, meiner vollkommen aus den Fugen geratenen Phantasie hilflos ausgeliefert, im Bett, wagte kaum noch zu atmen und wartete darauf, daß ich abhob. Ich muß zugeben, daß es tröstlich wäre, nicht allein warten zu müssen, aber abgesehen von Bill Murray, welcher normale Sterbliche würde mir schon bei einem Geisterangriff helfen können? Zum Glück ist mir noch nie etwas passiert. Weder hat sich mein Kopf jemals um die eigene Achse gedreht, noch bin ich in den Weltraum gebeamt worden, noch ist mir Elvis erschienen. Und falls ich überhaupt einmal ein außerkörperliches Erlebnis gehabt habe, dann vor vierzehn Jahren, als Joe Morelli mit mir hinter der Vitrine mit den Liebesknochen lag.
    Ramirez Stimme drang schneidend durch die Tür. »Ich bin noch nicht fertig mit dir, Stephanie Plum. Ich kann es nicht leiden, wenn ein Weib vor dem Champ wegläuft.«
    Er drehte am Türknauf, und einen Augenblick lang klopfte mir das Herz im Hals. Die Tür rührte sich nicht, und mein Puls sank wieder auf eine nicht mehr unmittelbar zum Hirnschlag führende Frequenz.
    Ich atmete ein paarmal tief durch und kam zu dem Schluß, daß es das klügste wäre, ihn einfach zu ignorieren. Ich hatte keine Lust, mich mit ihm herumzustreiten, und ich wollte nicht alles noch schlimmer machen, als es sowieso schon war. Ich schloß die Fenster, verriegelte sie und zog die Vorhänge zu. Dann lief ich ins Schlafzimmer und überlegte, ob ich über die Feuerleiter abhauen sollte, um Hilfe zu holen. Aber irgendwie erschien mir das albern, so als ob ich Ramirez’ Drohung damit mehr Gewicht beimaß, als ihr zukam. Mach dir nicht gleich in die Hose, schalt ich mich. Es ist doch nichts Ernstes. Ich verdrehte die Augen. Nichts Ernstes! Nur ein gemeingefährlicher Irrer von zweihundertfünfzig Pfund Lebendgewicht, der in meinem Hausflur stand und mich lautstark bedrohte.
    Ich schlug die Hand vor den Mund, um ein hysterisches Wimmern schon im Ansatz zu ersticken. Nur keine Panik. Es würde sicher nicht lange dauern, bis meine Nachbarn kamen, um nach dem Rechten zu sehen. Dann war Ramirez gezwungen zu gehen.
    Ich nahm den Revolver aus der Tasche und ging noch einmal in die Diele. Der Spion war frei, der Hausflur sah verlassen aus. Ich legte mein Ohr an die Tür und lauschte. Nichts. Ich schob den Riegel zurück und öffnet einen Spaltbreit, rührte aber die Sicherheitskette nicht an und hielt die Waffe im Anschlag. Kein Ramirez in Sicht. Ich machte die Kette los und spähte den Hausflur hinaus. Alles friedlich. Er war tatsächlich verschwunden.
    Plötzlich bemerkte ich, daß an meiner Tür ein widerwärtiger Schleim hinunterlief. Haferschleim war es nicht, dessen war ich mir sicher. Ich mußte würgen. Schnell machte ich die Tür zu, schloß ab, schob den Riegel vor und hängte die Kette wieder ein. Wunderbar. Gerade mal zwei Tage in dem Job, und schon holte sich der erste Irre vor meiner Tür einen runter.
    So etwas war mir früher nie passiert, als ich noch bei E. E. Martin arbeitete. Sicher, einmal hatte mir ein Obdachloser auf den Fuß uriniert, und zuweilen ließ im Bahnhof schon auch mal ein Kerl die Hose runter, aber darauf war man gefaßt, wenn man in Newark arbeitete. Ich hatte gelernt, diese Dinge nicht persönlich zu nehmen. Die Sache mit Ramirez war etwas vollkommen anderes. Sie machte mir angst. Ich schrie auf, als über mir ein Fenster geöffnet und wieder geschlossen wurde. Dabei war es nur Mrs. Delgado, die ihre Katze für die Nacht rausließ. Ich mußte mich zusammenreißen. Um auf andere Gedanken zu kommen, fing ich an, nach verpfändbaren Gegenständen zu suchen. Viel war nicht mehr übrig.

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