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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Baby.
    Die städtische Polizei ist in einem zweistöckigen, würfelförmigen Gebäude untergebracht, das Biedermanns Vorstellung von urbaner Architektur entspricht. Da die Polizei offenbar, was die Bezuschussung mit öffentlichen Mittel angeht, einen der letzten Plätze auf der Liste einnimmt, ist bei dem Bau der Wache auf allen unnötigen Schnickschnack verzichtet worden. Das ist auch gut so, denn sie liegt mitten in einem Ghetto und würde wahrscheinlich ohnehin dem Erdboden gleichgemacht werden, wenn es jemals zu größeren Krawallen käme.
    Neben dem Gebäude ist ein mit Maschendraht umzäuntes Gelände, auf dem die Streifenwagen abgestellt werden und das auch den belagerten Bürgern eine Parkmöglichkeit bietet.
    Auf einer Linie mit dem Haupteingang der Wache behaupten sich ärmliche Reihenhäuser und die für die Gegend typischen kleinen Geschäfte – ein Fischrestaurant, eine namenlose Bar mit ominösen Metallgittern vor den Fenstern, ein Lebensmittelgeschäft an der Ecke mit einer RC-Cola-Reklame, ein Hutgeschäft, ein Gebrauchtmöbellager, vor dem ein buntgemischtes Sortiment von Waschmaschinen auf dem Bürgersteig stand, und die Tabernacle-Kirche.
    Ich fuhr auf den Parkplatz, schaltete das Telefon wieder ein, wählte die Nummer der Polizei und erbat Hilfe bei der Einlieferung eines Festgenommenen. Man wies mich an, bis zur hinteren Sicherheitstür weiterzufahren, wo mich ein uniformierter Beamter in Empfang nehmen würde. Ich tat, wie mir geheißen war, fuhr rückwärts auf den Eingang zu und plazierte Clarence so dicht wie möglich an der Hauswand. Als sich kein uniformierter Beamter blicken ließ, rief ich noch einmal auf der Wache an. Prompt erhielt ich den guten Rat, mir nicht in die Hose zu machen. Sie hatten leicht reden. Sie wußten schließlich, was sie taten.
    Ein paar Minuten später streckte Crazy Carl Constanza den Kopf zur Tür heraus. Ich war mit ihm zur Kommunion gegangen und kannte ihn auch sonst von früher.
    Er lugte an Clarence vorbei. »Stephanie Plum?«
    »Tag, Carl.«
    Er grinste. »Man hat mir gesagt, hier draußen wartet eine Nervensäge.«
    »Damit bin ich wohl gemeint«, sagte ich.
    »Und was ist mit unserem Dornröschen hier?«
    »Er ist ein Kautionsflüchtling.«
    Carl kam einen Schritt näher, um ihn sich genauer anzusehen. »Ist er tot?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Er riecht tot.«
    Ich gab ihm recht. »Es würde ihm sicher nicht schaden, wenn er mal mit einem Schlauch abgespritzt werden würde.« Ich rüttelte Clarence und brüllte ihm ins Ohr: »Gehen wir. Aufwachen.«
    Clarence verschluckte sich an seiner eigenen Spucke und machte die Augen auf. »Wo bin ich?«
    »Polizeiwache«, sagte ich. »Alles aussteigen.«
    Er starrte mich benebelt an und blieb so reglos sitzen wie ein Sandsack.
    »Tu was«, sagte ich zu Constanza. »Schaff ihn hier raus.«
    Constanza packte Clarence bei den Armen, und ich drückte meinen Fuß in seinen verlängerten Rücken. Mit vereinten Kräften, schiebend und ziehend, schafften wir es, den schwammigen, stinkenden Fettkloß Stück für Stück aus dem Wagen zu befördern.
    »Deswegen bin ich Polizist geworden«, sagte Constanza. »Der Beruf hat eben seinen ganz besonderen Reiz.«
    Wir bugsierten Clarence durch die Sicherheitstür, schlossen ihn mit Handschellen an eine Holzbank und übergaben ihn dem Schalterbeamten. Ich lief noch einmal nach draußen und stellte den Cherokee in einer gekennzeichneten Parkbucht ab, damit er weniger auffiel und nicht womöglich noch von den Bullen mit einem gestohlenen Wagen verwechselt wurde.
    Als ich zurückkam, hatte man Clarence bereits den Gürtel, die Schnürsenkel und seine persönliche Habe abgenommen. Er war ein Bild des Jammers. Er war mein erster Fang, und ich hatte eigentlich erwartet, daß ich den Erfolg richtig genießen würde, aber es fiel mir ziemlich schwer, mich über das Unglück eines anderen zu freuen.
    Ich holte mir meine Bestätigung ab, wärmte mit Crazy Carl noch ein paar Minuten lang alte Erinnerungen auf und ging. Ich hatte gehofft, noch bei Tageslicht wieder fahren zu können, aber es war rasch dunkel geworden. Der Himmel war wolkenverhangen, Sternen- und mondlos. Es herrschte nicht viel Verkehr. So kann man einen Verfolger leichter bemerken, redete ich mir ein, aber ich glaubte es selbst nicht. Ich hatte nur minimales Zutrauen in meine Fähigkeit, Morelli zu entdecken.
    Von dem Lieferwagen war nichts zu sehen. Das hatte nicht viel zu bedeuten. Morelli konnte sich längst einen anderen

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