Einmal ist keinmal
er mich ins Bein schießt. Verflucht.«
Ich warf einen Blick auf Rangers Bein und wäre um ein Haar in Ohnmacht gefallen.
»Lauf voraus und verständige die Polizei«, sagte Ranger. »Und ruf Al von der Werkstatt an, damit er meinen Wagen abholt.«
»Ist es auch wirklich nichts Ernstes?«
»Bloß eine Fleischwunde, Baby. Keine Bange.« Nachdem ich die Anrufe erledigt hatte, holte ich meine Tasche samt Inhalt aus dem Haus und wartete mit Ranger auf die Polizei. Dodd lag, verschnürt wie ein Postpaket, mit dem Gesicht im Schlamm. Ranger und ich hockten im Regen auf der Bordsteinkante. Er schien sich wegen der Wunde keine Sorgen zu machen. Er sagte, es hätte ihn schon schlimmer erwischt, aber ich sah ihm an, daß er Schmerzen hatte, denn sein Gesicht war eingefallen.
Ich schlang die Arme um ihn und biß die Zähne zusammen, damit sie nicht klapperten. Nach außen hin bemühte ich mich, cool zu bleiben, so stoisch wie Ranger, um ihm Mut zu machen und ihn zu unterstützen. Innerlich war ich so aufgewühlt, daß mir das Herz im Leib vibrierte.
9
Zuerst kam die Polizei, dann der Krankenwagen, dann Al. Wir machten unsere Aussagen. Ranger wurde ins Krankenhaus verfrachtet, und ich fuhr hinter dem Polizeiwagen her zur Wache.
Es war kurz vor fünf, als ich in Vinnies Büro eintraf. Ich bat Connie, zwei Schecks auszustellen. Fünfzig Dollar für mich, den Rest für Ranger. Ich hätte gar nichts von dem Geld genommen, wenn ich nicht unbedingt einen Anrufbeantworter gebraucht hätte, und den bekam ich nur gegen Bezahlung.
Am liebsten wäre ich sofort nach Hause gefahren, hätte geduscht, mir saubere, trockene Klamotten angezogen und etwas Anständiges gegessen. Aber weil ich genau wußte, daß ich mich nie wieder aufgerafft hätte, vor die Tür zu gehen, wenn ich mich erst eingeigelt hatte, fuhr ich auf dem Heimweg noch kurz bei Bernie Kuntz’ Elektrohandlung vorbei.
Bernie klebte gerade mit einem kleinen Auszeichner Preisschilder auf eine Kiste mit Weckern. Er sah hoch, als ich zur Tür hereinkam.
»Ich brauche einen Anrufbeantworter«, sagte ich. »Er darf nicht mehr als fünfzig Dollar kosten.«
Mein T-Shirt und meine Jeans waren mittlerweile wieder ziemlich trocken, aber wenn ich ging, schwappte noch immer Wasser aus meinen Schuhen. Blieb ich stehen, bildeten sich amöbenförmige Pfützen.
Höflich, wie Bernie war, tat er so, als merkte er nichts davon. Er warf sich in seine beste Verkäuferpose und zeigte mir zwei Geräte, die in meiner Preisklasse lagen. Ich bat ihn, mir eines zu empfehlen, und folgte seinem Rat. »MasterCard?« fragte er.
»Ich habe gerade einen Scheck über fünfzig Dollar von Vinnie bekommen. Kann ich damit zahlen?«
»Klar«, sagte er. »Das geht schon in Ordnung.« Von Bernies Laden aus hatte ich einen günstigen Blick auf Sals Metzgerei auf der anderen Straßenseite. Es gab nicht viel zu sehen – ein düsteres Schaufenster, auf dem in schwarzgoldenen Buchstaben der Name prangte, und eine Glastür, an der in Augenhöhe ein rot-weißes GEÖFFNET-Schild hing. Ich stellte mir vor, daß Bernie Stunden damit zubrachte, vor dem Fenster zu stehen und auf Sals Eingang zu starren.
»Hast du nicht mal gesagt, daß Ziggy Kulesza bei Sal einkauft?«
»Doch. Aber natürlich kann man bei Sal nicht nur Fleisch und Wurst kriegen.«
»Das habe ich auch schon gehört. Und was meinst du, was Ziggy bei ihm gekauft hat?«
»Schwer zu sagen. Ich habe ihn jedenfalls nie mit Tüten unter dem Arm herauskommen sehen.«
Ich schob den Anrufbeantworter unter das T-Shirt und rannte zum Wagen. Nach einem letzten prüfenden Blick auf die Metzgerei fuhr ich davon.
Wegen des Regens herrschte dichter Verkehr, und ich kam nur langsam voran. Das rhythmische Hin und Her der Scheibenwischer und die verschwommenen roten Bremslichter, die vor mir aufleuchteten, hatten eine hypnotische Wirkung auf mich. Ich fuhr wie mit Autopilot, ließ den Tag noch einmal an mir vorüberziehen und dachte an Ranger. Es ist eine Sache, wenn man im Fernsehen sieht, wie jemand angeschossen wird. Es ist etwas völlig anderes, wenn man direkt daneben steht. Ranger hatte zwar immer wieder gesagt, die Verletzung wäre nicht schlimm, aber für mich war sie schlimm genug. Ich besaß eine Waffe, und ich würde auch lernen, sie zu benutzen, aber meine Begeisterung, einen anderen Menschen mit Blei vollzupumpen, war wieder auf ihrem Ausgangspunkt angelangt.
Ich bog auf meinen Parkplatz ein, fand eine Lücke in der Nähe des Hauses, schaltete die
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