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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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sich bereit erklärt, sich nach Dienstschluß um vier Uhr am Schießstand hinter Sunnys Waffengeschäft mit mir zu treffen. Das hieß, ich hatte den ganzen Tag Zeit zum Spionieren. Zuerst fuhr ich bei Morellis Mutter, seinem Cousin und verschiedenen anderen Verwandten vorbei. Dann überprüfte ich den Parkplatz vor seinem Haus und sah, daß der Nova noch genau da stand, wo ich ihn zurückgelassen hatte. Ich fuhr ein paarmal die Stark Street und die Polk Street rauf und runter. Ich entdeckte weder den Lieferwagen noch sonst eine Spur von Morelli.
    Als nächstes nahm ich mir Carmens Haus vor, und zwar die Rückseite. Die Feuerwehr- und Lieferantenzufuhr hinter dem Haus war schmal und voller Schlaglöcher. Mieterparkplätze gab es nicht. Eine Hintertür führte auf die Zufahrt hinaus, an die auf der gegenüberliegenden Seite mit Platten verkleidete Reihenhäuser angrenzten.
    Obwohl ich so dicht wie möglich an der Hauswand parkte, blieb kaum genügend Platz, daß sich ein anderer Wagen an mir hätte vorbeiquetschen können. Ich stieg aus, blickte zum ersten Stock hinauf und versuchte, Carmens Apartment zu finden. Statt dessen sah ich zwei mit Brettern vernagelte, rußgeschwärzte Fenster. Sie gehörten zur Wohnung der Santiagos.
    Die Hintertür stand offen, und ein beißender Geruch nach Rauch und verkohltem Holz lag in der Luft. Ich hörte, daß jemand den schmalen Hausflur, der nach vorne zur Straße hinausführte, schrubbte.
    Ein Rinnsal rußigen Wassers lief über die Schwelle, und ein dunkelhäutiger Mann mit einem Schnauzbart schaute mich an. Er warf einen Blick auf das Auto und deutete dann mit dem Kopf auf die Zufahrt. »Parken verboten.«
    Ich gab ihm meine Karte. »Ich bin auf der Suche nach Joe Morelli. Er hat eine Kautionsvereinbarung gebrochen.«
    »Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, lag er k. o. auf dem Fußboden.«
    »Haben Sie gesehen, wie er niedergeschlagen wurde?«
    »Nein. Als ich kam, war die Polizei schon da. Meine Wohnung liegt im Keller. Da kriegt man nicht viel mit.«
    Ich sah zu den kaputten Fenstern hoch. »Was ist denn da passiert?«
    »Bei den Santiagos hat es gebrannt. Am Freitag. Beziehungsweise Samstag, wenn man ganz genau sein will. Ungefähr um zwei Uhr morgens. Gott sei Dank war niemand zu Hause. Mrs. Santiago war bei ihrer Tochter. Sie hat auf das Baby aufgepaßt. Normalerweise kommen die Kinder immer hierher, aber am Freitag war sie bei ihnen.«
    »Weiß man, wie das Feuer entstanden ist?«
    »Dafür gibt es tausend Erklärungen. In so einem Haus entspricht eben nicht alles den Vorschriften. Dabei ist es im Vergleich zu anderen gar nicht mal schlecht, aber es ist eben alt. Sie verstehen?«
    Ich hielt die Hand über die Augen und sah noch ein letztes Mal an dem Haus hoch. Ich überlegte, wie schwierig es war, einen Brandsatz in Mrs. Santiagos Schlafzimmerfenster zu werfen. Wahrscheinlich war es ein Kinderspiel. Und in so einer kleinen Wohnung hätte ein Feuer, das im Schlafzimmer ausbrach, tödliche Folgen gehabt. Wenn Mrs. Santiago zu Hause gewesen wäre, wäre sie verbrannt. Es gab weder Balkone noch Feuerleitern. Für alle Wohnungen gab es nur einen Fluchtweg ins Freie – durch die Haustür. Andererseits sah es aber auch nicht so aus, als ob Carmen und der fehlende Zeuge durch die Haustür verschwunden wären.
    Ich drehte mich um und starrte auf die dunklen Fenster der Reihenhäuser gegenüber. Es konnte nicht schaden, wenn ich die Bewohner befragte. Ich fuhr einmal um den Block, bis ich eine Straße weiter eine Parklücke fand. Ich klopfte an Türen, stellte Fragen und zeigte Bilder herum. Die Antworten fielen überall ähnlich aus. Nein, sie erkannten Morelli nicht wieder, nein, sie hatten weder am Abend des Mordes noch in der Nacht des Feuers irgend etwas Ungewöhnliches bemerkt.
    Als ich mein Glück in dem Reihenhäuschen probierte, das genau hinter Carmens Haus lag, stand ich einem gebückten alten Mann gegenüber, der einen Baseballschläger schwang. Er hatte Knopfaugen, eine Hakennase und Segelohren, die ihn wahrscheinlich zwangen, bei windigem Wetter zu Hause zu bleiben.
    »Baseballtraining?« fragte ich.
    »Man kann nicht vorsichtig genug sein«, sagte er.
    Ich wies mich aus und fragte ihn, ob er Morelli schon einmal gesehen habe.
    »Nee. Den kenn’ ich nicht. Und ich habe was Besseres zu tun, als dauernd aus dem Fenster zu glotzen. An dem Mordabend hätte ich sowieso nichts gesehen. Es war dunkel. Wie hätte ich da was erkennen können?«
    »Da stehen doch

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