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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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an seinem Bein befestigt. Auf den ersten Blick hätte man ihn für einen Beamten vom Sondereinsatzkommando der Polizei halten können. Er schlüpfte in eine kugelsichere Weste. »Wie heißt der Kautionsflüchtling?«
    »Lonnie Dodd.«
    »Hast du ein Foto?«
    Ich holte Ranger schnell Dodds Bild aus dem Jeep.
    »Was hat er auf dem Kerbholz?« wollte Ranger wissen.
    »Autodiebstahl, keine Vorstrafen.«
    »Ist er allein?«
    »Soweit ich weiß, ja. Aber ich kann für nichts garantieren.«
    »Hat das Haus einen Hintereingang?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Sehen wir mal nach.«
    Während wir den kürzesten Weg nach hinten nahmen und durch das hohe Gras trampelten, behielten wir die Haustür im Auge und achteten auf Bewegungen am Fenster. Ich hatte mich gar nicht erst damit aufgehalten, die Jacke wieder überzuziehen. Sie hätte mich doch nur behindert. Meine ganze Kraft war darauf ausgerichtet, Dodd zu erwischen. Ich war naß bis auf die Haut, und der Gedanke, daß ich nicht mehr nasser werden konnte, war irgendwie befreiend. Der Hinterhof ähnelte dem Vorgarten: wucherndes Gras, eine verrostete Schaukel, zwei überquellende Mülltonnen, deren verbeulte Deckel auf dem Boden lagen. Eine Hintertür führte aus dem Haus in den Hof.
    Ranger zog mich dicht an die Hauswand, wo wir von den Fenstern aus nicht gesehen werden konnten. »Du bleibst hier und beobachtest die Tür. Ich gehe vorne rein. Spiel bloß nicht die Heldin. Wenn du jemanden siehst, der zum Bahndamm flüchten will, bleibst du weg von ihm. Kapiert?«
    Mir tropfte das Wasser von der Nase. »Tut mir leid, daß ich dich in diesen Schlamassel mit reingezogen habe.«
    »Es ist auch meine eigene Schuld. Ich habe dich nicht richtig ernst genommen. Wenn du diese Arbeit wirklich machen willst, brauchst du unbedingt jemanden, der dir dabei hilft, die Typen hochzunehmen. Und wir müssen uns auch noch mal ausführlich über Festnahmetechniken unterhalten.«
    »Ich brauche also einen Partner.«
    »Genau. Du brauchst einen Partner.«
    Er verschwand um die Hausecke, und der Regen verschluckte seine Schritte. Ich lauschte mit angehaltenem Atem und hörte, wie er an die Tür klopfte und sich identifizierte.
    Anscheinend bekam er keine Antwort aus dem Haus, oder aber ich konnte sie nicht verstehen. Was folgte, war ein Gemisch aus Geräuschen und Aktivitäten, alles in einem Affentempo. Eine Warnung von Ranger, daß er reinkommen würde, eine Tür, die krachend aufflog, lautes Geschrei. Ein Schuß.
    Die Hintertür sprang auf, und Lonnie Dodd stürmte heraus. Er wollte nicht zum Bahndamm, sondern zum Nachbarhaus. Er hatte nach wie vor nur die Jeans an. Wie blind und offenbar panisch vor Angst lief er durch den Regen. Ich war halb hinter einem Schuppen versteckt, und er kam direkt an mir vorbei, ohne mich zu entdecken. In seinem Hosenbund sah ich etwas silbern aufblitzen. Eine Waffe. Typisch, jetzt machte sich der Kerl auch noch mit meiner Kanone aus dem Staub. Vierhundert Dollar beim Teufel, und das ausgerechnet jetzt, wo ich gerade beschlossen hatte zu lernen, wie man mit dem verdammten Ding umgeht.
    Das konnte und wollte ich nicht zulassen. Ich rief nach Ranger und nahm die Verfolgung auf. Dodd war noch nicht weit vor mir, und ich hatte ihm etwas voraus: Ich hatte Schuhe an. Er rutschte in dem regennassen Gras aus und stolperte über Gott weiß was. Er knickte mit einem Bein weg, und ich rannte mit voller Wucht in ihn hinein, so daß wir beide umkippten. Er landete mit einem »Umpf«, begraben von fünfundsechzig Kilo Lebendgewicht einer wütenden Frau.
    Während er noch nach Luft rang, schnappte ich mir die Waffe, nicht um mich zu verteidigen, sondern weil ich sie zurückhaben wollte. Schließlich gehörte sie mir, verdammt noch mal. Ich rappelte mich hoch und zielte mit dem .38er auf Dodd. Ich hielt ihn mit beiden Händen fest, um nicht allzusehr zu zittern. Auf die Idee, mal nachzusehen, ob sie überhaupt geladen war, kam ich nicht. »Keine Bewegung!« schrie ich. »Keine Bewegung, sonst drücke ich ab.«
    Ranger tauchte am Rand meines Blickfeldes auf. Er rammte Dodd ein Knie ins Kreuz, legte ihm Handschellen an und riß ihn hoch.
    »Der Scheißkerl hat auf mich geschossen«, sagte Ranger. »Ist denn das zu fassen? Ein mieser kleiner Autodieb hat mich angeschossen.« Er schubste Dodd Richtung Straße. »Ich trage eine kugelsichere Weste. Aber meinst du, er hätte wenigstens in die Weste geschossen? Der doch nicht. Der ist so ein miserabler Schütze, der ist so ein Waschlappen, daß

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