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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Uhr durften wir Lula sehen. Sie lag auf der Intensivstation und war noch nicht wieder bei Bewußtsein. Jede von uns durfte genau zehn Minuten zu ihr. Ich drückte ihre Hand und versprach ihr, daß alles wieder gut werden würde. Als meine Zeit um war, erklärte ich Jackie, daß ich eine Verabredung hätte, die ich unbedingt einhalten müßte. Sie wollte bleiben, bis Lula die Augen aufmachte.
    Ich kam eine halbe Stunde vor Eddie Gazarra bei Sunnys Waffengeschäft an. Ich bezahlte für den Schießstand, kaufte eine Schachtel Patronen und ging nach hinten. Zum Aufwärmen schoß ich ein paarmal mit gespanntem Hahn, dann übte ich ernsthaft. Ich stellte mir Ramirez auf der Zielscheibe vor. Ich zielte auf sein Herz, seine Eier, seine Nase.
    Gazarra stieß um halb fünf zu mir. Er stellte mir eine neue Schachtel Munition auf den Tisch und ging in die Box nebenan. Als die Patronen verbraucht waren, fühlte ich mich angenehm entspannt. Die Waffe lag schon wesentlich sicherer in meiner Hand. Ich lud die fünf Kammern und steckte den Revolver in meine Tasche. Dann tippte ich Gazarra auf die Schulter und gab ihm ein Zeichen, daß ich fertig war.
    Er steckte seinen Glock weg und folgte mir nach draußen. Wir warteten, bis wir auf dem Parkplatz waren, bevor wir redeten.
    »Ich habe von deinem Notruf gehört«, sagte er. »Tut mir leid, daß ich nicht kommen konnte. Aber ich hatte alle Hände voll mit einer anderen Sache zu tun. Ich habe Dorsey auf der Wache getroffen. Er meinte, du wärst cool gewesen. Du hättest sogar den Anrufbeantworter eingeschaltet, als Ramirez anrief.«
    »Du hättest mich fünf Minuten vorher sehen sollen. Ich wußte nicht einmal mehr die Telefonnummer der Polizei.«
    »Ich vermute, du hast keine Lust, ein bißchen Urlaub zu machen?«
    »Doch, ich habe schon daran gedacht.«
    »Du hast den Revolver in deiner Tasche?«
    »Aber nein. Ich tue doch nichts Illegales.«
    Gazarra seufzte. »Aber laß die Knarre keinen sehen, ja? Und ruf mich an, wenn du Angst kriegst. Du kannst bei Shirley und mir wohnen, so lange du willst.«
    »Vielen Dank.«
    »Ich habe das Kennzeichen überprüft, das du mir gegeben hast. Es gehörte zu einem Wagen, der wegen eines Parkvergehens abgeschleppt, sichergestellt und nie wieder abgeholt worden ist.«
    »Ich habe Morelli in dem besagten Fahrzeug gesehen.«
    »Wahrscheinlich hat er es sich ausgeliehen.«
    Wir mußten lächeln bei dem Gedanken, daß Morelli einen Wagen fuhr, den er der Polizei gestohlen hatte.
    »Und was ist mit Carmen Sanchez? Hat sie auch einen Wagen?«
    Gazarra holte einen Zettel aus der Tasche. »Das ist die Marke und das Kennzeichen. Er ist nicht sichergestellt worden. Soll ich hinter dir bleiben, bis du zu Hause bist? Dann könnte ich auch gleich nachsehen, ob deine Wohnung okay ist.«
    »Nicht nötig. Die Hälfte meiner Mitbewohner kampiert wahrscheinlich immer noch im Hausflur.«
    Das einzige, wovor mir wirklich graute, war das Blut. In der Wohnung würde mich alles an Ramirez’ brutale Tat erinnern. Lulas Blut klebte noch am Telefon, den Wänden, der Arbeitsplatte und dem Fußboden. Falls ich beim Anblick des Blutes einen hysterischen Anfall bekam, wollte ich allein damit fertig werden, auf meine Art.
    Ich stellte den Wagen ab und schlüpfte unbemerkt ins Haus. Gutes Timing. Das Treppenhaus war leer. Alle saßen gerade beim Abendessen. Ich hatte das Giftgas in der Hand und den Revolver im Hosenbund. Als ich den Schlüssel ins Schloß steckte, hätte sich mir fast der Magen umgedreht. Aber es half alles nichts, ich mußte es hinter mich bringen. Ich würde einfach reinmarschieren, unter dem Bett nach Vergewaltigern suchen, Gummihandschuhe anziehen und die Schweinerei beseitigen.
    Beim ersten zögernden Schritt in meine Diele merkte ich, daß jemand in der Wohnung war. Jemand war in der Küche und kochte. Töpfe klapperten, Wasser rauschte. Außerdem brutzelte etwas in der Bratpfanne.
    »Hallo!« rief ich, den Revolver in der Hand. Ich konnte mich kaum selbst verstehen, so laut klopfte mein Herz. »Wer ist da?«
    Morelli spazierte aus der Küche. »Ich bin’s. Leg die Knarre weg. Wir müssen reden.«
    »Herrgott! Du bist vielleicht arrogant! Hast du eigentlich gar keine Angst, daß ich auf dich schießen könnte?«
    »Nein, auf die Idee wäre ich nie gekommen.«
    »Ich habe geübt. Ich bin eine ziemlich gute Schützin.«
    Er trat hinter mich, drückte die Tür zu und schloß ab. »Aber sicher, du bist wahrscheinlich der absolute Meisterschütze, wenn es darum

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