Einmal ist keinmal
ich das anstellen soll.«
»Die einzige Spur zu dem verschwundenen Zeugen, die ich habe, ist Ramirez. Ich habe ihn beobachtet, aber es nichts dabei rausgekommen. Leider kann ich mich nicht frei bewegen. Mir haben schon so viele Leute geholfen, daß ich keinen mehr urn einen Gefallen bitten kann. Mittlerweile verbringe ich mehr Zeit mit Versteckspielen als mit der Suche nach dem unbekannten Mann. Allmählich gehen mir die Zeit und die Ideen aus. Du bist der einzige Mensch, den niemand verdächtigen würde, mir zu helfen«, sagte Morelli.
»Wieso sollte ich dir helfen? Warum packe ich nicht einfach die Gelegenheit beim Schopf und nehme dich fest?«
»Weil ich unschuldig bin.«
»Das ist dein Problern, nicht meines.« Das war eine harte Antwort, und sie entsprach nicht einmal ganz der Wahrheit. Morelli war mir tatsächlich schon ein wenig ans Herz gewachsen.
»Dann erhöhen wir eben den Einsatz. Wenn du mir hilfst, meinen Zeugen zu finden, beschütze ich dich vor Ramirez.«
Beinahe hätte ich gesagt, daß ich mich selbst beschützen könne, aber das wäre Quatsch gewesen. Ich brauchte allen Schutz, den ich kriegen konnte. »Was ist, wenn Dorsey Ramirez verhaftet und ich deinen Schutz nicht mehr brauche?«
»Ramirez kommt auf Kaution wieder raus, und dann ist er noch heißer auf dich als vorher. Er hat einflußreiche Freunde.«
»Und wie willst du mich beschützen?«
»Ich werde deinen Leibwächter spielen, Zuckerstück.«
»Du schläfst aber nicht in meiner Wohnung.«
»Ich schlafe im Wagen. Morgen wirst du verdrahtet, damit ich immer mithören kann.«
»Und heute nacht?«
»Die Entscheidung liegt bei dir«, sagte er. »Wahrscheinlich bist du sicher. Ich schätze, daß Ramirez noch ein Weilchen mit dir spielen will. Für ihn ist das wie beim Boxen. Er will den Kampf bis zur letzten Runde auskosten.«
Der Meinung war ich auch. Ramirez hätte jederzeit durch mein Schlafzimmerfenster springen können, aber er hatte beschlossen, noch abzuwarten.
»Selbst wenn ich dir helfen wollte, wüßte ich nicht, wo ich anfangen soll«, sagte ich. »Was könnte ich denn machen, was du nicht schon längst ausprobiert hast? Vielleicht ist der Zeuge inzwischen in Argentinien.«
»Der Zeuge ist nicht in Argentinien. Er ist irgendwo da draußen und bringt Leute um. Er bringt jeden um, der ihn am Tatort gesehen hat. Er hat zwei von Carmens Nachbarn umgebracht, der dritte Mordversuch ist nur knapp mißlungen. Ich stehe auch auf seiner Abschußliste, aber er findet mich nicht, solange ich mich versteckt halte. Und wenn ich mich öffentlich zeige, um ihn aus der Reserve zu locken, schnappt mich die Polizei.«
Mir ging ein Licht auf. »Du willst mich als Köder benutzen. Du willst Ramirez mit mir ködern, und du erwartest, daß ich ihn aushorche, während er mir seine neuesten Foltermethoden vorführt. Herrgott, Joe Morelli, ich weiß ja, daß du sauer bist, weil ich dich damals mit dem Buick über den Haufen gefahren habe, aber übertreibst du es mit deiner Rachsucht nicht doch ein bißchen?«
»Es ist keine Rachsucht. Um die Wahrheit zu sagen, ich mag dich.« Seine Lippen verzogen sich zu einem verführerischen Lächeln. »Wenn die Umstände andere wären, würde ich vielleicht sogar versuchen, alte Fehler wiedergutzumachen.«
»Ist ja toll.«
»Eines steht fest. Wenn wir diese Geschichte hinter uns haben, müssen wir unbedingt was gegen die zynische Ader unternehmen, die du dir inzwischen zugelegt hast.«
»Du erwartest also von mir, daß ich mein Leben aufs Spiel setze, um deine Haut zu retten.«
»Dein Leben ist doch sowieso in Gefahr. Du wirst von einem sehr großen, sehr starken Mann verfolgt, der Frauen vergewaltigt und verstümmelt. Wenn wir meinen Zeugen finden, können wir ihn mit Ramirez in Verbindung bringen und die beiden mit etwas Glück ein für allemal in den Knast schicken.«
Damit hatte er nicht unrecht.
»Ich baue Wanzen in der Diele und im Schlafzimmer ein«, sagte Morelli. »Dann kann ich die ganze Wohnung abhören, bis auf das Badezimmer. Wenn du die Badezimmertür zumachst, kriege ich wahrscheinlich nichts mit. Du wirst komplett verkabelt, und wenn du aus dem Haus gehst, folge ich dir in sicherer Entfernung.«
Ich atmete tief durch. »Und du läßt mich wirklich die Prämie für dich einstreichen, wenn wir den verschwundenen Zeugen erwischt haben?«
»Auf jeden Fall.«
»Du hast gesagt, Carmen war deine Informantin. Worüber hat sie dich eigentlich informiert?«
»Sie hat mir alles mögliche
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