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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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anderen nicht. Damit ich bei deiner Bestrafung mitwirken kann. Und glaub mir, ich habe die Absicht, ein vollständiges Operndrama in mehreren Akten daraus zu machen, mit Pause und allem Drum und Dran. Denn es gibt keinen, dem ich es mehr gönne als dir.«
    »Verdammte Scheiße, wer redet denn da eigentlich?«, ruft er plötzlich. Allmählich dringe ich mit meinem Geschimpfe wohl doch zu ihm durch.
    »Rate mal.«
    Er schweigt, starrt auf die Whiskeyflasche, sieht sich im Zimmer um, checkt alles ausführlich, schaut noch mal genau hin, und seinem Gesicht sehe ich an, dass ihm etwas mulmig ist.
    »Charlotte?«, fragt er vorsichtig.
    »Ja. Wer denn sonst?«
    »Ich hab zu viel getrunken, das ist alles«, murmelt er abwehrend, und wählt wieder eine Nummer.
    »Ach, du Blödmann, begreifst du denn immer noch nicht? Du musst auf mich hören! Was glaubst du denn, warum ich mir so viel Mühe mit dir mache, wo ich wesentlich bessere Dinge zu tun hätte?«
    In diesem Moment meldet sich wieder jemand am anderen Ende der Leitung. Diesmal ist es James’ großer Bruder Matthew. Hedgefonds-Manager und steinreich. Ein riesiges Haus in Malahide, in der Straße, wo die Millionäre wohnen (nahe am Strand, nahe am Flughafen, ihr wisst schon), eine tolle Frau, zwei ausnehmend begabte Kinder, ein Ferienhaus an der Algarve, gleich neben einem Golfplatz. Zwar ist er kein Charmeur wie James, aber hat dafür einen wesentlich anständigeren Charakter. Was ja nicht unbedingt eine Kunst ist, wenn man bedenkt, wie James drauf ist.
    James hält also seinen Vortrag, schafft es irgendwie, die Sache so klingen zu lassen, als würde er Matthew einen Gefallen tun, indem er ihm ein narrensicheres Geschäft anbietet. Aber wie viele billige Bauernfänger unterschätzt er sein Opfer gewaltig. Matthew hat es im Leben nicht so weit gebracht, ohne die Dinge zielbewusst zu hinterfragen, und schon bald – sei es, weil er erschöpft oder weil er halb betrunken ist – gesteht James ihm alles. Stück für Stück kitzelt Matthew die ganze Geschichte aus ihm heraus. Dass der wahre Grund für den Anruf ein finanzielles Problem ist. Dass in ein paar Wochen die jährliche Pacht für das Firmenbüro fällig ist und er kein Geld hat, um sie zu bezahlen, und dass sein Haus kurz vor der Zwangsversteigerung steht.
    Natürlich kann ich nicht verstehen, was Matthew sagt, aber nach James’ knappen Erwiderungen vermute ich, es muss sich ungefähr anhören wie: »Was bildest du dir eigentlich ein, mich anzurufen und um Almosen zu bitten, nachdem du dich über zwei Jahre nicht gemeldet hast? Für wen hältst du mich, für einen Geldesel, oder was …?«
    Ich drücke das Ohr ganz fest ans Telefon und bekomme so alles mit.
    »Na gut, Matthew«, faucht James. »Ich bitte dich um eine kleine kurzfristige Unterstützung, und du bist nicht mal bereit, deinem Bruder in einem absoluten Notfall unter die Arme zu greifen?«
    »Ich versuche, dir einen Gefallen zu tun«, erwidert Matthew relativ ruhig. »Im Moment geht dir der Arsch auf Grundeis. Das ist das Beste, was dir passieren kann, denn jetzt bist du gezwungen zu handeln. Sonst gehst du unter. Habt ihr Künstlertypen in solchen Situationen nicht immer die besten Ideen? Wenn euch das Wasser bis zum Hals steht?«
    »Matthew, zehn Riesen würden mich aus der Klemme rausholen! Komm schon, du würdest es nicht mal merken, oder?«
    »Meine Firma hat dieses Jahr schon für alle von uns unterstützten Wohltätigkeitsorganisationen gespendet. Was angesichts der Krise ziemlich großzügig ist.«
    »Hör mir wenigstens zu, ja?«, jammert James, und inzwischen klingt er fast hysterisch. »Ich meine, wir sind doch Brüder, oder etwa nicht? Wenn du mir nicht hilfst, was soll ich denn dann machen?«
    Ein langes Schweigen folgt. »Du hast gesagt, du hast noch ein paar Wochen, bevor die Pacht für das Meridius-Büro abläuft?«
    »Ja, ja«, antwortet James und greift dankbar nach dem scheinbaren Rettungsring. »Wenn du mir wenigstens dafür was vorschießen könntest …«
    »Das hatte ich eigentlich nicht vor. Ich wollte dich nur darauf hinweisen, dass du, wenn dein Haus unter den Hammer kommt, wenigstens für eine Weile noch ein Dach über dem Kopf hast, wo du zur Not auf dem Boden schlafen kannst.«
    Da war er, der Todesstoß.

Kapitel 18
    Fiona
    Na ja, ich danke Gott, dass ich wenigstens mit einem meiner Engel-Projekte erfolgreich bin. Obwohl ich das, was mit James passiert, vermutlich in gewisser Hinsicht auch als Erfolg verbuchen kann. Was

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