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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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total unverständlich, was ich erzählen wollte. Darf ich mich setzen?«
    »Na klar.«
    Er lässt sich an ihrem kleinen Küchentisch nieder, wo noch der Teller mit den Resten von Fionas mächtigem Frühstück steht.
    »Möchtest du was essen?«, fragt Fiona und räumt den Teller etwas verlegen weg.
    »Danke für das Angebot, aber ich fürchte, wenn ich was esse, wird mir nur schlecht.«
    Oh, er ist nervös, ein gutes Zeichen!
    »Warum?«, erkundigt Fiona sich besorgt.
    »Du wirst es sicher nicht glauben. Ich kann es ja selbst kaum glauben«, sagt er mit schwankender Stimme, und ich weiß genau, dass jetzt etwas ganz Wichtiges kommt. Etwas, was Fionas Leben verändern wird. Nennt es Engel-Intuition, aber wenn ihr mich fragt, ist es einfach Schicksal, dass er heute Vormittag hier auftaucht.
    Eine lange Kunstpause entsteht. Das einzige Geräusch kommt vom Wasser, das im Hintergrund kocht, und vom Löffel, der klappert, als Fiona den Kaffee in den Bechern umrührt.
    »Also, was gibt’s?«, fragt Fiona, setzt sich ihm gegenüber und schiebt ihm einen Becher Kaffee hin. Ständig fingert sie mit ihrer Brille herum, nimmt sie ab, wischt sie am Bademantel sauber – wenn sie hibbelig ist, macht sie das immer. Garantiert spürt sie auch, dass gleich etwas passiert.
    Tim fährt sich durch die Haare. Auch eine nervöse Angewohnheit, an die ich mich seltsamerweise nach all der Zeit noch genau erinnere. »Also«, fängt er an, nachdem er noch mal eine halbe Ewigkeit geschwiegen hat. »Am besten rede ich nicht lange um den heißen Brei herum.«
    »Ja, schieß los.«
    Ja, spann uns nicht so auf die Folter!
    Ein langer Seufzer. »Es ist nur … ich bin nicht stolz darauf, ehrlich … aber ich hatte einen Riesenkrach mit Ayeshas Freund, diesem Wichser, und jetzt will er mich anzeigen«, stößt er hervor und rutscht dabei unbehaglich auf seinem Stuhl herum.
    »Wie bitte?«, rufen Fiona und ich wie aus einem Munde.
    »Okay, okay, ich sollte dir vielleicht erst mal erzählen, wie es passiert ist. Heute Morgen wollte ich wie vereinbart meine Mädchen abholen. Na gut, ich war ungefähr eine halbe Stunde zu früh da, aber das ist ja keine große Sache, oder?«
    »Nein, natürlich nicht«, bestätigen Fiona und ich wieder unisono.
    »Das Arschloch macht also die Tür auf, MEINE Haustür, in seinem bescheuerten Leinster-Rugbyshirt, und erzählt mir ganz cool, dass ich viel zu früh komme und die Kids noch mit Ayesha im Supermarkt sind. Na gut, sage ich, dann komm ich eben rein und warte auf sie. ›Keine gute Idee‹, meint der schmierige Kerl und grinst mich blöd an. ›Du wohnst hier nicht mehr‹, sagt er. Ich schwör dir, er wollte mich bloß provozieren, um zu sehen, wie weit er gehen kann.«
    »Und was ist dann passiert?«, fragt Fiona mit großen Augen.
    »Er hat angefangen, mir einen weitschweifigen Vortrag darüber zu halten, dass Ayeshas Dad mit der Abzahlung für das Haus geholfen hat und es mir deshalb nur zur Hälfte gehört, und ich hab ihn angebrüllt, obwohl ich wusste, dass ich mich vor den Nachbarn zum Affen mache, aber das war mir egal, ich hatte so eine Wut. Ich hab ihn angeschrien und gefragt, wie er sich einbilden kann, ein Mann zu sein, wenn er in einem Haus lebt, für das ich nicht nur die Hypothek bezahle, sondern auch noch die gesamten sonstigen Rechnungen! Wie lebt es sich so, wenn ein anderer Mann dich aushält, darauf wollte ich hinaus, aber der Scheißer hat mir das Wort im Mund umgedreht und gesagt … und gesagt …«
    »Was hat er gesagt?«
    »… er hat gesagt, dass Ayesha sich nie mit ihm eingelassen hätte, wenn sie in unserer Ehe glücklich gewesen wäre. Da sind bei mir alle Sicherungen durchgebrannt. Er soll rauskommen, hab ich gebrüllt, dann regeln wir die Sache wie richtige Männer, aber er hat sich nicht darauf eingelassen. Da bin ich auf ihn losgegangen und hab ihm eine gescheuert, ein rechter Haken direkt in die Fresse.«
    Fiona sieht ihn an, als wüsste sie nicht recht, ob ihr das gefällt oder nicht. Langsam setzt sie die Brille auf, nimmt sie aber gleich wieder ab.
    »Jetzt hat er ein ordentliches Veilchen. Ich war wie elektrisiert, aber der Penner ist so schlau. Erst hab ich überhaupt nicht verstanden, warum er nicht zurückschlägt, sondern bloß dasteht mit diesem blöden Grinsen auf seinem blöden Gesicht. Aber dann hab ich begriffen, warum. Ohne dass ich was davon gemerkt hab, waren nämlich Ayesha und die Mädchen inzwischen zurückgekommen und mussten die ganze Szene mit ansehen.

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