bloß nicht, dass man sonderlich viel Dank dafür erntet.
Samstagmorgens stellt Fiona meistens alle möglichen Tagespläne für sich auf, die beispielsweise so beginnen:
7 Uhr: Aufstehen. Frühstück, bestehend aus einer Scheibe Knäckebrot, hauchdünn bestrichen mit fettarmer Margarine, dazu eine Tasse heißes Wasser mit einem Spritzer Zitrone. Zeitung von vorn bis hinten lesen, einschließlich Wirtschaftsteil.
8 Uhr: Spinning-Kurs im Fitnessstudio.
Und so weiter. Ihr könnt es euch vorstellen, ein Inbild der Tugend. Die Wirklichkeit sieht allerdings etwas anders aus, nämlich eher so:
10 Uhr 30 : Auf die andere Seite drehen.
11 Uhr 45 : Mühsam aus dem Bett steigen.
12 Uhr mittags: Pfanne heiß machen und ein ausführliches irisches Frühstück zubereiten, mit Speck, Würstchen, Eiern, Leberwurst und so weiter, dieses genüsslich verzehren und sich dann irgendwann mit dem Gedanken vertraut machen, eventuell das Haus zu verlassen.
Als ich kurz nach Mittag zu ihr komme, sitzt sie im Bademantel am Schreibtisch und stopft sich gerade die letzten Bissen eines Frühstücks, das einem Maurer alle Ehre machen würde, in den Mund, starrt dabei fasziniert auf den Bildschirm ihres Computers und liest ihr Online-Horoskop.
»Ich wünschte, du könntest mich hören, Fiona«, sage ich traurig und pflanze meinen Hintern neben sie auf den Schreibtisch. »Ich mache mir furchtbar Sorgen um Kate, und ich würde dir so gern ein paar Fragen stellen.«
Ich hasse es, dass ich nicht richtig mit ihr reden kann. Komisch, die kleinen Dinge vermisse ich am meisten. Zum Beispiel am Samstagmorgen mit Fiona plaudern. Oder
EastEnders
anschauen. Manchmal möchte ich zu gern ein paar Hobnobs verdrücken, meine absoluten Lieblingskekse. Und mit meiner Mutter reden, sooft mir danach ist.
Aber ob ich es nun mag oder nicht, ich stecke in dieser Dimension fest, also sollte ich das Beste daraus machen. Fiona streckt sich, rülpst, springt auf, läuft in ihre winzige Küche, stellt ihren Teller dort auf dem Tisch ab und schenkt sich eine zweite Tasse Tee ein. Dann geht sie geradewegs zurück zu ihrem Computer, checkt ihre Mails, und ich schaue ihr über die Schulter.
Schon wieder eine Nachricht von diesem Tierarzttypen. Himmel, vielleicht ist er ja nicht der Richtige für Fiona, aber eins muss ich ihm lassen – er ist hartnäckig.
Von:
[email protected] An:
[email protected] Re: Morgen, Sonntag …?
Liebe Lexie,
okay, okay, ich habe den Wink verstanden. Chinesisches Essen ist nicht dein Ding. Kein Problem. Aber ich habe immer noch ein schrecklich schlechtes Gewissen wegen neulich und mache mir Sorgen, dass ich keine Chance mehr kriege, mich persönlich bei dir zu entschuldigen. Deshalb wollte ich dir gerne noch mal einen Vorschlag machen. Wenn durch ein Wunder der Anblick meines Profilbilds keine Übelkeit bei dir auslöst und wenn du meinst, du erträgst meine Gegenwart für ein, zwei Stunden, dann würde ich dich morgen Nachmittag zum Sommerfest hier in Carlow einladen. Ich hole dich natürlich ab, egal, wo du wohnst (ich schätze in Dublin?), und bringe dich selbstverständlich auch wieder dorthin zurück. Eine verrückte Einladung, ich weiß, aber eins kann ich dir versprechen: Das Fest ist immer ein Riesenspaß, eines der witzigsten Ereignisse im ganzen Jahr. Da ich beim Wettbewerb »Bestes Haustier« der Unter-Zwölfjährigen in der Jury sitze, kann ich dir VIP -Zugang zu allen Zelten bieten. Natürlich bedeutet das hauptsächlich, dass man in Gummistiefeln in der ersten Reihe steht, umgeben von Kids, die um den Preis für das gepflegteste Gefieder ihrer Papageien wetteifern. Im Ernst, es ist wie Woodstock, nur sind die Bands nicht auf Drogen, es gibt noch mehr Schlamm und außerdem überall Tiere. Wenn du das hier liest und ins Grübeln kommst …
Ich schaue zu Fiona, die einen großen Schluck Tee schlürft.
Sie grübelt tatsächlich!
»Okay, Fiona, weißt du was? Das reicht jetzt mit diesem Mist. Ehrlich, für wen hält er dich? Für einen Naturfreak? Für eine Frau, die vergisst, dass man sie im Restaurant hat sitzenlassen, in ein Paar Gummistiefel schlüpft und dankbar nach Carlow flitzt?«
Aber sie liest weiter, und ich lese mit.
… dann gestatte, dass ich dir ein bisschen mehr über mich erzähle, damit du weißt, dass du den Nachmittag, solltest du dich entschließen mitzukommen, nicht mit einem Psychopathen oder einem entflohenen Strafgefangenen verbringen wirst.
1 .
habe