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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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Riesenerfolg. Die Geschichte beruht auf einem Bestsellerroman gleichen Titels, verfasst von einem ehemaligen Priester, der jede Menge Kritikerlob dafür eingeheimst hat und gefühlte zwei Jahre lang in jeder Fernsehsendung auftauchte. Als James eine Option auf das Buch erworben hat, hat er mir immer daraus vorgelesen, wenn ich mal nicht einschlafen konnte.
    Aber zurück zu dem Meeting: James und Declan kommen überhaupt nicht vorwärts, quälen sich herum mit todlangweiligen Kalkulationen, immer die gleichen öden Zahlen, und kommen einfach nicht zu Potte. Aber ich möchte unbedingt noch einmal überprüfen, ob James mich wirklich hört, wo ansonsten keiner dazu in der Lage zu sein scheint, und warte deshalb auf einen günstigen Zeitpunkt, um ein Gespräch mit ihm anzufangen. Plötzlich kommt Hannah, die Konzeptmanagerin von Meridius, hereingeschneit. Ihr Titel klingt zwar schick und wichtig, aber im Grund geht es in ihrem Job darum, sich durch den riesigen Manuskriptberg zu arbeiten, der Tag für Tag auf ihrem Schreibtisch landet, die verfilmbaren Drehbücher rauszufiltern und die Ideen weiterzuentwickeln, bis wir sie schließlich an einem Sonntagabend im Fernsehen vorgesetzt bekommen und stöhnen: »Himmel, warum in aller Welt haben die denn diesen Scheiß zusammengeschustert?«
    Hannah arbeitet schon eine Ewigkeit hier, ist um die vierzig und damit ein bisschen älter als der Rest der Mannschaft. Sie ist attraktiv, erinnert mich ein bisschen an Teri Hatcher, kaum wahrnehmbar geschminkt, trägt gern hautenge Jeans, hohe Absätze und Tops von Zara. Außerdem ist sie unglaublich diskret, was ihr Privatleben angeht – was, das kann ich euch sagen, in der kleinen und engverwobenen Gemeinschaft des TV -Produktionsgeschäfts eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist. Ich meine, Gott allein weiß, für wie viele Stunden mitreißendes Entertainment James und ich im Lauf der Jahre mit unseren unzähligen Krächen und öffentlichen Beinahetrennungen gesorgt haben. Oder Declan, der alles daransetzt, um seinen Ruf als hartgesottener Rock’n’Roller aufrechtzuerhalten, angefangen mit den unvermeidlichen Lederjacken. Ständig ist er auf Konzerten von irgendwelchen Bands, von denen außer ihm noch nie jemand gehört hat – Namen wie »Ting Tongs« –, und nach Möglichkeit bis tief in die Nacht unterwegs, und sei es nur, um mit James mithalten zu können. Doch in der Branche weiß jeder, dass er bei seiner Mummy wohnt, die ihm jeden Abend das Essen auf den Tisch stellt, seine Klamotten wäscht und ordentlich bügelt.
    Aber Hannah ist anders als wir anderen. Ich weiß nicht, wie sie das macht, aber sie zieht eine strikte Grenze zwischen Arbeit und Privatleben, und ich weiß tatsächlich noch genauso wenig über sie wie an dem Tag, als sie das erste Mal zur Arbeit erschienen ist. Und das ist Jahre her. James und ich haben oft nachts im Bett gelegen und uns alle möglichen phantastischen Geschichten ausgedacht, um die Lücken zu füllen. Zum Beispiel, dass Hannah mit einem schwerreichen Drogenbaron verheiratet war, dessen wahre Identität sie erst zu spät erfahren hatte. Nachdem dieser Mann bei einer Schießerei in West Tallaght ums Leben gekommen war, hatten sich seine zahlreichen Feinde an ihre Fersen geheftet, so dass ihr schließlich nichts anderes übriggeblieben war, als sich in ein Zeugenschutzprogramm zu begeben, eine völlig neue Identität anzunehmen und sich zum Arbeiten zu Meridius Movies schicken zu lassen. Aber eines schönen Tages würden die Drogenleute sie finden, und alles würde in einem Blutbad enden. Ein bisschen wie in Goodfellas, nur in South Dublin. Von James kam dann noch der Zusatz, dass Hannah sich heimlich als Edelcallgirl für einen Begleitservice verdingte, um ein bisschen Extracash zu verdienen und ihren gewohnten Lebensstil aufrechtzuerhalten, und dass sie immer für einen flotten Dreier zu haben war. Typisch James.
    »Hannah, unsere Mystery-Woman«, meinte er bewundernd am Ende der Geschichte, ehe er das Licht ausmachte. Worauf ich natürlich dachte, er sei scharf auf sie. Dann lag ich im Dunkeln, die Augen starr zur Decke gerichtet, und wurde völlig irrational eifersüchtig, gefolgt von einem Schwall Selbsthass und harscher Selbstkritik, weil ich so besitzergreifend war. Ich meine, warum hatte James diese Wirkung auf mich? Und was konnte ich schon machen – ihm jeden Tag zur Arbeit folgen, um ihn im Auge zu behalten? Sonderbar, was alles passieren musste, damit ich endlich begreife, in

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