Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
Vom Netzwerk:
dass James Hilfe bei einem Psychologen suchen könnte, ist für einen Macho wie ihn zu viel, und er reagiert, als hätte Declan ihm vorgeschlagen, dem Kirchenchor beizutreten.
    »Ich brauch nicht darüber zu reden, ich hab mich einfach nur verhört …«
    Ach, zum Teufel. Ich kaure auf einem Drehstuhl und kann den Mund nicht länger halten.
    »Nein, du hast es dir nicht eingebildet, James. Ich bin es wirklich. Charlotte! Direkt neben dir. Ich hab selbst keine Ahnung, wie es sein kann, dass du mich hörst und sonst keiner, aber so ist es eben. Eines der ungelösten Rätsel des Universums.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde habe ich den Eindruck, dass er sich übergeben muss.
    »Declan, bitte, sag mir, dass du das eben gehört hast.«
    »Was denn? Da war nichts zu hören.«
    »Aber ich höre Charlotte, ich schwör’s dir. Sie behauptet, sie ist hier, im gleichen Raum mit uns. Scheiße nochmal, was geht hier vor?« Jetzt wird er hysterisch, und je lauter er wird, desto mehr Spaß habe ich an meinem Psychospiel. Na ja, kann man mir das verdenken? Schließlich ist er ja für das verantwortlich, was mir zugestoßen ist.
    »Tra-la-la-la-la. Tra-la-la-la-la«, summe ich laut die Melodie aus der Vodafone-Werbung. Nur um ihn zu ärgern.
    »Jetzt singt sie auch noch.«
    »Sie singt?«, fragt Declan betreten.
    »Ja. Das Lied aus der Vodafone-Werbung, glaube ich. Ganz sicher bin ich nicht, sie trifft keinen Ton.«
    Das zahle ich ihm heim, indem ich noch lauter singe.
    »James, ich möchte, dass du mir jetzt ganz genau zuhörst«, sagt Declan und packt James entschlossen an den Schultern. »Du weißt selbst, es ist unmöglich, dass du Charlotte hörst. Richtig?«
    »Ja, aber …«
    »Es ist ganz und gar unmöglich.«
    »Ich weiß.«
    »Und du weißt außerdem, dass sie dir unter gar keinen Umständen die Vodafone-Werbung vorsingen kann und auch sonst nichts. Ich glaube, du hattest in letzter Zeit einfach zu viel Stress, du bist mit deiner Kraft am Ende, und jetzt wirst du einfach ein bisschen überemotional …«
    »Ich bin überhaupt nicht überemotional, ich höre sie singen, kapierst du das nicht?«
    »Lass mich bitte ausreden«, sagt Declan mit sanfter, aber fester Stimme. »Die Präsentation morgen ist zu wichtig für uns, wir haben nur einen einzigen Versuch, William Eames als Geldgeber zu gewinnen …«
    »Denkst du, ich weiß das nicht?«
    »Komm schon, du weißt doch, was ich meine. Wir brauchen einen Hit, sonst können wir einpacken. Wir hatten zwei Flops nacheinander, einen dritten überleben wir nicht.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    Herr des Himmels.
    Das habe ich nicht gewusst!
    Dass die Firma in Schwierigkeiten ist, meine ich. Mir war schon klar, dass sie mit den letzten beiden Projekten Geld verloren haben, aber andererseits strotzt James immer vor Zuversicht und Begeisterung und ist ein echt guter Selbstdarsteller. Ich war fest der Meinung, sein nächstes Projekt holt alles wieder rein und noch mehr.
    Eine Sekunde lang spüre ich so etwas wie Mitgefühl.
    Dann fällt mir Sophie wieder ein, und das Mitgefühl verpufft augenblicklich.
    »… du weißt doch, wie die Branche ist«, fährt Declan fort. »Wie beim Fußball – man ist immer nur so gut wie beim letzten Spiel. Also hat Meridius eine Menge zu beweisen, und ich schlage vor, dass du eine Auszeit nimmst und das Meeting mir überlässt. Ich werde das Kind schon schaukeln. William Eames wird es auch verstehen, er weiß ja, was privat bei dir los ist.«
    Ihr solltet die beiden sehen, wie sie sich gegenüberstehen, wie im Western. James so blass, dass man denken könnte, er hat einem vorbeikommenden Vampir gerade ein paar Liter Blut gespendet. Declan umklammert seine Schultern, mit aufgekrempelten Designerhemdsärmeln, die seine Mummy heute früh ordentlich gebügelt hat.
    »Declan«, sagt James. »Dieses Projekt ist mein Baby, vom ersten Tag an. Ich muss morgen dabei sein. Ich lass dich nicht im Stich, auf gar keinen Fall. Komm schon, ich mach das mit links, das weißt du doch.«
    »Ich sag ja nur, dass es dir bestimmt guttun würde, wenn du dir ein bisschen Zeit nimmst …«
    »Vergiss es«, beharrt James, so heftig, dass ich spontan aufhöre zu singen. Ihm fällt wohl auf, dass das ein bisschen barsch war, denn er rudert zurück.
    »Entschuldige, Mann. Ich wollte nicht so böse klingen.«
    »Schon in Ordnung. Du bist gestresst. Ich verstehe das.«
    »Ich werde da sein, und wir kriegen die achthundert Riesen, die wir brauchen, und damit basta.«
    »Und

Weitere Kostenlose Bücher