Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
Vom Netzwerk:
kannst eine Flasche Merlot schneller wegputzen als alle, die ich kenne.
    »Treibst du regelmäßig Sport?«
    »Ja.«
    Noch eine Lüge. Im Einkaufszentrum rumzuschlendern geht nämlich streng genommen nicht als sportliche Betätigung durch. Und von dem Weihnachten, als Mum und ich uns zusammengetan und Kate einen Pilateskurs geschenkt haben, will ich erst gar nicht anfangen. Einen einzigen Termin hat sie wahrgenommen und ist dabei zu dem Schluss gekommen, dass der Boden des Tanzstudios, in dem der Kurs abgehalten wurde, viel zu staubig und splitterig war, um eine volle Stunde darauf zu liegen, und damit war dann Schluss. Wenn es eine Auszeichnung für den erfolgreichsten Sportvermeider gäbe, hätte Kate sie redlich verdient.
    »Würdest du deinen Lebensstil als stressig bezeichnen?«
    »Auf gar keinen Fall. Schau doch in Gottes Namen auf das Formular, ich hab das Kästchen angekreuzt, dass ich ganz entspannt bin, oder etwa nicht?«
    Obwohl Kate auf dem Rücken liegt, sind ihre Arme fest verschränkt, und ich sehe, dass Chidi verstohlen die Augen verdreht und sich wahrscheinlich inzwischen fühlt wie Jack Bauer beim Verhör.
    »Brauchen wir diesen ganzen Heckmeck wirklich?«, sagt Kate schließlich und setzt sich auf, mit einem Gesicht wie eine aggressive Wespe. »Können wir nicht einfach anfangen? Bitte? Ich habe eine endlose Liste von Dingen, die ich heute noch erledigen muss.«
    »Kate, ich muss dir diese Fragen stellen, bevor wir mit der Reikibehandlung anfangen. Das weißt du doch. Du arbeitest selbst hier. Also hab bitte ein wenig Geduld.«
    Schweigen. Man kann buchstäblich den Groschen fallen hören, als Kate begreift, dass sie zu weit gegangen ist.
    »Na gut«, sagt sie schließlich und legt sich wieder hin. »Tut mir leid.«
    »Also«, sagt Chidi sehr, sehr sanft. »Könnte man es so ausdrücken, dass du hier bist, weil du Hilfe brauchst bei … na ja, Hilfe, mit dem umzugehen, was vor kurzem passiert ist.«
    Eine lange, lange Pause tritt ein.
    Ach, Kate. Wenn du wüsstest, dass ich direkt neben dir stehe und auf dich aufpasse.
    Wohlgemerkt, wenn sie tatsächlich wüsste, dass ich da bin, würde sie mich aller Wahrscheinlichkeit nach auf der Stelle rausschmeißen und mir den Kopf abreißen, weil ich sie störe, wo sie sich doch endlich mal ein bisschen Zeit für sich genommen hat.
    »Ja«, antwortet sie schließlich.
    »Das kann ich gut verstehen«, antwortet Chidi und nickt mitfühlend.
    »Und … nein«, fährt Kate fort, stützt sich auf die Ellbogen und mustert Chidi. »Da ist noch was. Aber wenn du Heather an der Rezeption auch nur ein Wort davon erzählst, kannst du dich auf was gefasst machen. Du weißt ja, was für ein Plappermaul sie ist.«
    Wie gesagt, Kate ist ein Mensch, der viel Wert auf Privatsphäre legt. Wenn es um ihre eigene geht jedenfalls. Genau wie Mum und ich tratscht sie nämlich auch recht gern über andere Leute.
    »Ich möchte ein Baby.«
    Chidi nickt nur. »Aha. Wie lange versucht ihr es denn schon?«
    »Ich weiß nicht. Drei Jahre vielleicht. Viel zu lang jedenfalls. Seit wir geheiratet haben, und bis dahin war schon Beten meine bevorzugte Verhütungsmethode. Und bevor du fragst, ja, ich habe alles probiert, und nichts hat funktioniert. Ich nehme alle Vitamine, von denen behauptet wird, dass sie bei der Empfängnis helfen, B 6 , B 12 , Zink, Folsäure. Zur Sicherheit verabreiche ich sie auch Paul.«
    »Hast du schon mal mit einem Arzt darüber gesprochen?«
    »Meine Ärztin meint, ich soll mich einfach entspannen. Ihrer Meinung nach besteht überhaupt kein Grund, warum es nicht ganz von allein klappen sollte. Sie hat mir empfohlen, es mal mit Reiki zu versuchen. Wenn es nach mir ginge, würde ich mich mit Hormonpillen vollstopfen und eine künstliche Befruchtung vornehmen lassen. Was nebenbei bemerkt auch meine nächste Station sein wird. Aber anscheinend ist Entspannung der Schlüssel zum Erfolg. Das sagen mir alle. Entspann dich, entspann dich, entspann dich. Dann müsste ich aber schon längst schwanger sein, denn ich bin eine der entspanntesten Frauen, die ich kenne. Wenn ich noch entspannter wäre, wäre ich tot. Komm schon, du weißt doch, wie wenig ich arbeite: Wenn ich hier bin, quatsche ich hautsächlich mit dir, oder ich lese irgendwelche Klatschblättchen, oder ich hänge am Telefon. Also, wer ist denn noch entspannter als ich?« Beim Reden ballt sie so heftig die Fäuste, dass ihre Knöchel weiß werden.
    Chidi schaut sie besorgt an. »Kate, Schätzchen, du und

Weitere Kostenlose Bücher