Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
Vom Netzwerk:
was für einer dysfunktionalen und lächerlichen Beziehung ich steckte.
    »Declan, ich hol mir schnell einen Latte, willst du auch irgendwas …?« Hannah unterbricht sich, als sie James entdeckt. »O mein GOTT , dich hab ich hier überhaupt nicht erwartet. Ich dachte, du nimmst dir eine Weile frei …«, erklärt sie überrascht. Für den Bruchteil einer Sekunde überlege ich, ob sie ihn umarmen möchte, aber dann fällt mir wieder ein, dass sie überhaupt nicht zum demonstrativen Typ gehört. Und richtig, sie lässt es bleiben. »Und … wie geht’s dir denn so?«, fragt sie weiter und klingt dabei ehrlich betroffen.
    »Den Umständen entsprechend, das kennst du ja selbst.«
    »Verstehe. Es tut mir echt sehr, sehr leid, was passiert ist. Und denk bitte dran, wir sind alle für dich da.«
    »Danke.« James lächelt. »Gut zu wissen.« Sogar bei diesem harmlosen Satz schafft er es, sie von oben bis unten zu begaffen. Anscheinend übernimmt das unkontrollierbare Flirtgen einfach die Herrschaft über James Kane – für ihn sind Frauen nur dafür da, dass man sie unter Einsatz des gesamten Charme-Arsenals für sich gewinnt, wobei es keinerlei Rolle spielt, was sich gerade im Privatleben abspielt. Nicht mal ein Todesfall hält ihn zurück. Was mich allmählich stinksauer macht.
    Hannah verschwindet, um Kaffee für alle zu holen, Declan geht zu einem noch langweiligeren Thema über – Drehortsuche für die Fernsehserie –, und ich setze mich neben James, den Hintern auf dem großen Mahagonischreibtisch, nur ein paar Zentimeter von ihm entfernt, und warte auf eine Möglichkeit zum Einhaken.
    Nach einer Weile beginnt er zu frösteln, also spürt er meine Gegenwart.
    Gut.
    »Können wir vielleicht die Heizung anmachen?«, unterbricht er Declan unvermittelt. »Oder bin ich der Einzige, dem kalt ist?«
    »Äh … ja, ich glaube schon«, antwortet Declan und mustert ihn besorgt. »Es ist Mitte Mai und ziemlich warm.«
    In diesem Moment piept James’ Handy, und eine SMS trifft ein. Declan blickt auf, eindeutig wenig angetan, dass sie schon wieder gestört werden, aber zu höflich, um zu meckern. Ich kann die SMS über James’ Schulter hinweg lesen.
    JAMES, ICH WILL DICH SEHEN. HEUTE ABEND? BEI MIR, UM 8 ? MUSS MIT DIR REDEN. XXXXXXX
    Scheiße nochmal. Das glaub ich doch wohl nicht! Wenn mir nicht längst klar gewesen wäre, von wem die Nachricht kommt, erscheint in der Absenderzeile jetzt auch noch der Name: SOPHIE .
    »Was Dringendes?«, erkundigt sich Declan.
    »Äh, nein, nur Charlottes Mum, die wissen möchte, ob sie nachher rüberkommen und ein paar Sachen abholen kann«, antwortet James eiskalt.
    Dass er die Frechheit besitzt, auch noch meine Mutter da mit reinzuziehen! Also gut. Dann gibt es eben Krieg.
    »Ach, James?«, sage ich laut, ganz dicht an seinem Ohr, und die Reaktion ist entsprechend. Ich könnte schwören, dass ich sehe, wie ihm das Blut aus dem Gesicht weicht.
    »Ich weiß, dass du mich hören kannst, James, und zu deiner Information: Ich hab nicht vor, den Mund zu halten«, blaffe ich ihn an.
    Keine Reaktion. Er zuckt nicht mal mit der Wimper. Aber damit bringt er mich noch lange nicht von meiner Mission ab. Im Gegenteil
    »Nein, James, mein Lieber, heute Vormittag hast du es dir auch nicht nur eingebildet, dass du meine Stimme hörst. Ja, ich bin’s. Charlotte. Über deren Tod du so, so, SO bestürzt bist, dass du trotzdem jede SMS von deiner neuen Freundin entgegennehmen kannst.«
    Er hustet und richtet seine Aufmerksamkeit so untypisch konzentriert auf Declan, dass ich mich schon beinahe frage, ob das, was vor ein paar Stunden in unserem Haus passiert ist, vielleicht doch nur ein Kurzzeitphänomen war und er mich vielleicht doch nicht hören kann. Fiona und Kate können es ja auch nicht.
    Was unterm Strich bedeuten würde, dass ich angeschmiert bin. Ich meine, wie soll ich mich dann an dem Mistkerl rächen?
    »Übrigens – weiß Declan Bescheid über dich und Kreisch-Sophie?«, frage ich, um zu sondieren, mit welchem Thema ich die besten Aussichten habe, eine Reaktion zu provozieren. Dann versuche ich, das Wasserglas, das vor ihm steht, in die Hand zu nehmen, scheitere aber, weil meine Hand einfach hindurchgleitet. Mist. »Ich bin nämlich sicher, dass ich eine Möglichkeit finde, es ihm mitzuteilen.« Klar, ich bluffe, denn ich bin ziemlich sicher, dass Declan mich nicht hören kann. Ich zweifle ja schon bei James daran.
    Immer noch nichts. James durchbohrt Declan mit einem Laserblick,

Weitere Kostenlose Bücher