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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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wie man die Gedanken einer Katze lesen kann, eine andere verteilt gute Ratschläge, wie man verhindert, dass der Komposteimer stinkt, und die Mary direkt neben mir befürchtet, dass sie Gicht hat, in der Frühphase. Gicht? Gehört die nicht in ein anderes Jahrhundert … zu Jane Austen oder so? Die arme Fiona – kein Wunder, dass sie in ihrer Freizeit lieber am Computer sitzt. Nichts gegen die Marys, sie sind alle furchtbar nett, aber eben wesentlich älter als Fiona.
    Schließlich sehe ich, dass meine Freundin wieder allein in ihrem Kabuff sitzt, gehe zu ihr, schaue ihr über die Schulter und lese mit, was sie schreibt. Inzwischen ist mir das schon fast zur Gewohnheit geworden.
    Es ist eine Liste. Mit der Überschrift »Dinge, die ich Charlotte erzählen möchte«.
    1 .
    Es wundert mich selbst, aber das ist mir tatsächlich am wichtigsten: Heute Nacht hatte ich einen total merkwürdigen Traum. Von Tim Keating, man stelle ich vor. Seit Jahren hab ich kaum an ihn gedacht, und vermutlich lebt er glücklich und zufrieden mit dieser Ayesha und ihren Zwillingsmädchen, ich wünsche ihnen alles Gute. Ein extrem seltsamer Traum war das, ehrlich. Du und ich waren bei der Trauung des glücklichen Paars, und ich hatte diese grässliche dicke Brille auf der Nase … warum hast du mir eigentlich nie gesagt, wie absurd ich damit aussehe? Jedenfalls hast du mich dauernd angestupst und gesagt, Tim würde überhaupt nicht glücklich aussehen, und eigentlich wäre ich seine wahre Liebe … ziemlich albern, oder? Jedenfalls, wenn es kein Traum gewesen wäre.
2 .
    Ich hab deine Mum gesehen. Ich glaube, sie hat noch gar nicht richtig kapiert, was passiert ist. Sie macht einen leicht weggetretenen Eindruck, und vielleicht ist das gar nicht so schlecht …
    Tut mir leid, den Rest von Punkt zwei überfliege ich lieber nur. Die Tränen sind immer noch zu nahe.
    3 .
    Match.com hat mir eine Gratismitgliedschaft für weitere sechs Monate angeboten, sozusagen als Trostpreis, weil ich immer noch keinen Partner gefunden habe. Manchen Frauen wäre das jetzt wahrscheinlich todpeinlich, aber ich nehme es lieber als Zeichen, dass ich auf diesem Weg bleiben soll. Zumindest für den Augenblick. Abgesehen von ein paar in die Länge gezogenen Affären war mein letzter ernsthafter Freund im Grunde Tim. Das ergibt sieben Jahre voller Zurückweisungen. Pubertät ist eine Phase, aber sieben Jahre sind ein Lebensstil.
4 .
    Für den Fall, dass diese Pechsträhne anhält, habe ich bereits einen anderen Online-Dating-Service ins Auge gefasst, nämlich den »für vielbeschäftigte Berufstätige«. Vermutlich würdest du dir jetzt den Bauch halten vor Lachen – die Web-Adresse lautet www.esistniezuspaet.com. Ihr Werbeslogan hat mich echt beeindruckt, denn er heißt: »Wir löschen Mitglieder, die nicht daten können.« Guerrilla-Dating ist der Weg der Zukunft.
5 .
    Der Schäferhundfan hat sich entschuldigt und klingt eigentlich ziemlich nett und normal. Er ist Tierarzt, was, wie du weißt, zu den Berufen gehört, die ich mir für meinen Traummann wünsche. Tierarzt oder Feuerwehrmann in New York. Oder US -Marine. Oder Pilot, egal bei welcher Fluggesellschaft, da bin ich nicht wählerisch. (Ich hab ja eine Schwäche für Uniformen.) Ich mag es, wie er schreibt, Charlotte. Vielleicht ist das gefährlich, aber so ist es eben.
    Sofort schreie ich sie wieder an. Gott sei Dank hört mich ja niemand. »Nein, Fiona! Er hat dich in der Öffentlichkeit gedemütigt! Und kommt dir jetzt mit so einer lahmen Entschuldigung! Warum siehst du ihn nicht eher als … als ein absolutes Arschloch?«
    6 .
    Der einzige Typ, der sich über Match.com bei mir gemeldet und nach einem Date gefragt hat, war ein Lufthansa-Steward namens Günter. Gott steh mir bei. Sooo gern mag ich Uniformen nun auch wieder nicht.
7 .
    Vielleicht gebe ich meinem Tierarzt noch eine Chance. Ich weiß, du würdest an die Decke gehen, aber …
8 .
    Ich will mich nicht damit abfinden, dass ich Single bleibe. Und allein zu Hause sitze. Als Gesellschaft bloß eine Flasche Wein und den Fernseher. Schließlich hab ich meinen Lebensabend noch vor mir, da ist es noch früh genug für so was.
9 .
    Weißt du, was mich an der Gesellschaft, in der wir leben, total nervt? Wenn du eine misshandelte Ehefrau, heroinabhängig oder Alkoholikerin bist, dann kriegst du nicht nur jede Menge Mitgefühl, du kriegst vom Staat eine Broschüre, wirst ins Methadonprogramm geschickt, es wird ein Wohltätigkeitsball zu

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