Einmal Paradies und zurück
büffeln.«
»Fiona! Jetzt halt dich an mir fest und hör auf zu labern!«
»Oder können wir uns vielleicht ins RTE -Studio beamen und uns die Lottozahlen von nächstem Samstag anschauen?«
»Ich sag es nicht noch mal!«
»Okay, okay, okay. Also echt, kann ich dich vielleicht darauf hinweisen, dass du in meinen Träumen wesentlich autoritärer bist, als du in Wirklichkeit je warst?«
Dann fassen wir uns bei den Händen, und schon sind wir fort.
Im nächsten Moment stehen wir im Vorgarten eines gewöhnlichen Vorstadthauses mit einem riesigen Ahornbaum direkt am Tor. Es ist Tag, hell, warm und sonnig, ein paar Kinder veranstalten auf der Straße ein Fahrradrennen.
Verwundert schaut Fiona mich an.
»Das versteh ich nicht«, sagt sie schließlich. »Wo zur Hölle sind wir denn, in der Wisteria Lane? Also, was ist los, hast du mich etwa hergebracht, damit ich von der morgigen Episode von
Desperate Housewives
träumen kann?«
»Psst.«
»Ich meine, ich mag die Serie ja, aber sooo sehr nun auch wieder nicht. Kannst du mich nicht irgendwo … irgendwo Spannenderes hinbringen? Wie … ich weiß nicht … ins Ivy Restaurant in London, dann könnten wir Ausschau nach Promis halten. Oder in irgendeins von den großen Klamottengeschäften in New York, direkt zum Regal mit den Sonderangeboten, damit ich sehe, was ich alles versäume … na ja, einfach irgendwo anders als hier …«
»Geduld, Geduld.«
»Ich möchte nur darauf hinweisen, dass ich mich im Moment ein bisschen fühle, als wäre ich in einem Laurel-and-Hardy-Film und mir würde gleich ein Klavier auf den Kopf fallen. Vor allem nach dem Traum, den ich gestern von dir hatte.«
»Fiona, jetzt schau hin und hör zu. Du kannst hier was lernen.«
»Das sagt die Richtige. Wann hast du jemals hingeschaut, zugehört und was daraus gelernt?«
»Wenn du nicht gleich den Mund hältst, hol ich dich raus aus diesem Traum, und dann bist du wieder zu Hause auf deinem Sofa, und das würde dir ganz recht geschehen, weil du mir nicht vertraut hast. Das hier ist nur zu deinem eigenen Besten.«
»Okay, okay.«
In diesem Moment kommt ein schwarzer Range Rover die Straße herunter und hält vor dem Haus, gar nicht weit von uns entfernt. Die Tür geht auf, und heraus klettern zwei süße kleine Mädchen, gleich groß, die gleichen langen Haare, überhaupt sehen sie sich sehr ähnlich. Vielleicht waren sie gerade bei einer Motto-Geburtstagsparty oder so, jedenfalls ist eine als Schöne aus
Die Schöne und das Biest
verkleidet und die andere als Harry Potters Freundin Hermine. Beide haben ein Krönchen im Haar und sind beladen mit mehreren Zauberstäben, Popcorn, Schokolade und Weingummi.
»Die beiden sind bestimmt Zwillinge«, stellt Fiona zerstreut fest. »Sind sie nicht süß? Was meinst du, wie alt sind sie ungefähr? Vier? Oder vielleicht fünf? Ich kann das immer schwer beurteilen, weil ich selbst keine Kinder habe …«
Sie bricht ab, denn nun fällt endlich der Groschen.
»Warte mal, Charlotte, das sind Zwillingsmädchen, ungefähr fünf Jahre alt … und … wenn ich mich nicht gewaltig irre, kennen wir beide jemanden, der auch Zwillinge hat. Was die Frage aufwirft, warum hast du mich hergebracht? Um ihnen nachzuspionieren …?«
Sie wird unterbrochen, denn die Fahrertür geht auf. Als Fiona sieht, wer aussteigt, versteckt sie sich hastig hinter einem Baum und zerrt mich hinterher.
»Herrgott, was hast du denn vor? Um Himmels willen, schau mal hin! Das ist Tim Keating!«
»Psst, beruhige sich, er kann uns nicht sehen …«
»Das ist mit egal! Komm jetzt endlich zu mir hinter den Baum. Warum tust du mir das an, Charlotte? Ist das deine Rache dafür, dass ich dein gutes schwarzes Karen-Millen-Kleid geborgt und Kotzflecken darauf hinterlassen habe? Ich würde dir sofort ein neues kaufen, gern sogar, ich würde überhaupt alles tun, damit du uns hier wieder wegbeamst, am besten … SOFORT !«
»Hörst du bitte mal einen Moment auf zu sabbeln und schaust dir an, was da passiert? Schnell, sonst verpasst du die Hälfte.«
Sie lehnt mit ausgebreiteten Armen an dem Baum wie eine Ökokriegerin, die verhindern will, dass er gefällt wird.
»Vermutlich gibt es keine Chance, dass ich einfach gehen kann, wenn ich will, oder?«, zischt sie mich an.
»Nur noch zwei Minuten. Warum vertraust du mir nicht einfach? Schau doch wenigstens hin, ein kleiner kurzer Blick, mehr verlange ich doch gar nicht.«
»Wenn ich auf meinem schönen warmen Sofa aufwache, dann bist
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