Einmal Paradies und zurück
deinen Gunsten veranstaltet, und wenn deine Selbsthilfegruppe bei der
Late Late Show
mitmacht, gibt es eine große Runde Applaus. Aber wenn du Single bist, hat man nicht nur jeden Tag die Demütigung, das Elend und die Einsamkeit, man kriegt obendrein auch keine einzige Vergünstigung.
Kopfschüttelnd lese ich die Liste bis zum bitteren Ende.
Okay, dann geht es wohl nicht anders. Ich muss den zweiten Teil meines schlauen Plans in Angriff nehmen.
Vorher brauche ich allerdings noch eine bestimmte Information. Keine Sorge, ich bin gleich wieder da.
Die arme Fiona. Um zehn Uhr am Abend schläft sie schon wieder tief und fest und schnarcht leise vor sich hin. Einmal pupst sie sogar, zart wie ein kleines Mädchen. Was Menschen alles tun, wenn sie denken, dass sie alleine sind …
Wie dem auch sei – Fiona liegt in ihrem Wohnzimmer auf dem Sofa, im Fernsehen läuft leise eine uralte Folge von
Sex and the City
– die, in der MrBigs Ehe mit der großen Modelfrau kaputtgeht und er Carrie sagt, dass sie die wahre Liebe seines Lebens ist. Eine kleine Ironie des Schicksals, jedenfalls wenn Fiona merkt, wo ich sie heute Nacht hinführen werde.
Auf dem Couchtisch vor ihr liegt ein Stapel mit korrigierten Aufsätzen, daneben steht ein leerer Behälter von Ben & Jerrys Rocky-Road-Eis, aus dem ein Löffelstiel rausguckt. Ach, und im offenen Kamin brennt eine wunderschöne Kerze mit Lavendelduft. Die hab ich Fiona letztes Jahr zu ihrem Geburtstag geschenkt. Sie ist von Diptyque und hat ein kleines Vermögen gekostet. Es stört mich, dass sie jetzt unbeachtet vor sich hin brennt. Wenn man jung stirbt, geht einem anscheinend jede Form der Verschwendung tierisch auf die Nerven, selbst wenn es sich um überteuerte Aromatherapie handelt.
Ich versuche, die Kerze auszublasen, aber sosehr ich mich auch anstrenge und die Backen aufblähe – es klappt nicht. Natürlich. Aber ich lasse trotzdem nicht locker, bis – nein, das bilde ich mir nicht bloß ein, es stimmt wirklich! – bis die Kerze tatsächlich ein kleines bisschen flackert. O mein Gott, das ist ja toll! Vielleicht kann ich mir kleine körperliche Sachen antrainieren. Dann wäre es viel, viel leichter, Mum und Kate und Fiona Zeichen zukommen zu lassen. Vielleicht könnte ich James auch eins mit dem Hockeyschläger überbraten? Wie wenn man für einen Marathon trainiert: Ich fange mit Kleinigkeiten an – zum Beispiel damit, dass ich eine Kerze zum Flackern bringe – und arbeite mich von da Stück für Stück weiter, bis ich Schmetterlinge auf den Schultern der Leute landen lassen und wie bestellt im Radio Songs mit Bedeutung abspielen kann. Wenn das klappt, kann ich Kate und Fiona am Ende mit der Präzision einer Boden-Luft-Rakete führen.
Aber dann schaue ich mich im Zimmer um, und mir wird schlagartig klar, dass ich mir etwas vorgemacht habe.
Fiona ist bei offenem Fenster eingeschlafen, und die nächtliche Brise bringt die Kerzenflamme zum Flackern, leider ganz ohne mein Zutun.
Mist.
Aber ich habe keine Zeit zu verlieren, also warte ich, bis Fiona die Grenze zwischen Wachen und Schlafen überschritten hat, und los geht’s.
»Aufwachen!«
Sie dreht sich auf die Seite und schläft weiter. Himmel, das ist ja, als wollte ich Tote auferwecken.
»Fiona?«, sage ich, erst leise, dann immer lauter, bis sie langsam die Augen öffnet und sich schläfrig neben mir aufrichtet.
»Hey, Schätzchen«, sagt sie und umarmt mich. »Ich freu mich, dich zu sehen.«
»Und ich auch, Süße.«
»Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass ich von dir träume.«
»Ich weiß.«
»Wie kannst du das denn wissen?«
»Äh, das ist eine lange Geschichte. Sagen wir mal, ich bin auf einer Mission, und wir müssen uns beeilen …«
»Auf einer Mission?«
»Jaaaa, und es ist ganz wichtig, dass du mir vertraust. Nimm meine Hand, ich muss dir etwas zeigen.«
»Cool. Darf ich raten? Vielleicht die Brangelina-Villa von innen? Oder einen von den Wilson-Brüdern ohne Klamotten? Luke oder Owen, du kennst mich ja, da bin ich nicht wählerisch.«
»Fiona, sei jetzt bitte still und nimm meine Hand, ja? Wir haben nur wenig Zeit, bis du wieder aufwachst!«
»Weißt du, was echt nützlich wäre? Wenn du es so einrichten könntest, dass ich träume, was in den zentralen Prüfungen drankommt. Nicht dass ich schummeln will, ich würde die Mädels nur gern in die richtige Richtung steuern und andeuten, worauf sie sich konzentrieren sollen, wenn sie in letzter Minute noch schnell was
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