Einmal Paradies und zurück
diesmal gibt es einen großen Unterschied. Dorngestrüpp labert über ihren Ältesten, Robbie Junior, der auf dem letzten Zeugnis zwei Einsen und eine Zwei plus hatte und deshalb für akademische Ehren vorbestimmt ist, während die anderen beiden Schwägerinnen Tee trinken, heiße Rosinen-Scones – frisch aus dem Ofen! – mit Butter bestreichen und dabei prahlen, wie begabt auch ihre Kinder beim Rugby/Autoknacken/Ladendiebstahl sind. In dieser Hinsicht ist also alles beim Alten. Nur Kate ist anders: Sie rutscht nicht auf ihrem Stuhl herum, unternimmt keine halbherzigen Versuche, etwas zur Unterhaltung beizusteuern, sondern sitzt einfach nur da, nickt freundlich und verkneift sich kritische Bemerkungen.
Dann, als Rose zum Fenster hinübergeht, um einen der Jungs anzumotzen, der heult, weil seine Schwester ihn nicht auf ihrem Barbie-Bike fahren lässt, wandert Kates Blick ganz langsam nach unten, und sie tätschelt ihren Bauch. Kein Irrtum möglich, da ist sie – die hübsche kleine Beule.
»Also, äh … wo willst du es denn kriegen?«, will eine ihrer Schwägerinnen von ihr wissen, den Mund voller Scone-Krümel.
»Im Mount Carmel in Dublin«, lächelt Kate.
»Nie gehört. Ist das eine richtige Klinik?«
»Nein, ein Geburtshaus.«
Diese Auskunft führt zu einer hitzigen Debatte über die Vorteile der Klinik, in der alles drei Schwägerinnen ihre Kinder bekommen haben, im Vergleich zu einem schicken Geburtshaus in Dublin, wo nun der neueste Familienzuwachs das Licht der Welt erblicken soll. Aber Kate scheint das alles nicht zu kümmern, sie sieht nicht das kleinste bisschen gestresst aus. Nein, sie nickt nur, lächelt freundlich und reibt sich ihren kleinen Bauch, meilenweit entfernt auf einer kleinen Wolke des Glücks.
»Und was habt ihr für Namen?«, möchte Rose wissen. »Habt ihr darüber überhaupt schon nachgedacht?« Also ehrlich, diese Frau kann eine ganz banale Frage so stellen, dass man sich vorkommt wie im Kreuzverhör.
Doch Kate strahlt sie an, und ich wünsche mir beinahe, dass sie sagt: ›Oh, für einen Jungen legen wir Wert auf Eleganz, so etwas wie Plantagenet Winston Raphael, und wenn es ein Mädchen wird, soll es heißen wie meine drei Lieblingssängerinnen: Britney Amy Madonna.‹ Nur um den drei Hexen den Mund zu stopfen und ihre Gesichter zu sehen. Aber Kate tut nichts dergleichen.
»Wenn’s ein Junge wird, heißt er natürlich Paul nach seinem Vater, und ein Mädchen möchte ich gern Charlotte nennen«, erklärt sie lächelnd.
Mist, jetzt kommen mir vor lauter Rührung schon die Tränen. O mein Gott, was für ein schöner Gedanke, dass meine kleine Nichte vielleicht nach mir heißen wird!
In diesem Moment fliegt die Küchentür auf, und Perfect Paul kommt herein, einen seiner Neffen auf der Schulter, einen anderen am Arm. Die beiden betteln um ein bisschen Taschengeld, und Paul fischt in seinen Hosentaschen herum, behauptet, er wäre pleite, zieht aber schließlich zehn Euro für die beiden heraus, damit sie sich Süßigkeiten kaufen können. »Oh, Paul, das sollst du doch nicht, du bist viel zu nett!«, fallen sofort sämtliche Schwägerinnen über ihn her. Aber er beachtet sie gar nicht, sondern geht zu Kate hinüber, küsst sie und fragt, ob die anderen gut für sie gesorgt haben, während er weg war.
»Willst du dich nicht ein bisschen hinlegen, mein Schatz?«, fragt er zärtlich. »Und ich bring dir ein schönes Tässchen Tee?« Die anderen schauen Kate neidisch an, und Rose kann sich die Bemerkung nicht verkneifen, dass man bei der ersten Schwangerschaft ja immer behandelt wird wie eine Göttin, aber bei der zweiten, dritten und vierten muss man dann die schweren Einkaufstüten vom Auto alleine reinschleppen, obwohl man einen dreimonatigen Winzling auf dem Rücken trägt und der Knirps im Krabbelalter aus Leibeskräften brüllt.
»Für meine Frau gilt das nicht«, verkündet Paul stolz und führt Kate zur Tür, als wäre sie schwerbehindert. »Wenn sie zur Entspannung gerne Walgesänge hören möchte, während sie ein Schaumbad nimmt, dann erfülle ich ihr den Wunsch mit Freuden. Komm Kate, ins Bett mit dir und Junior. Wenn du ausgeschlafen bist, möchte ich mich mit dir darüber unterhalten, wie das Kinderzimmer aussehen soll – Dekoration, Farben, alles. Damit ich loslegen kann, sobald wir wieder zu Hause sind.«
Ein kollektives »Oh, ist das nicht schöööön!« ertönt, und Kate strahlt übers ganze Gesicht.
»Vermutlich bezahlst du auch eine Kinderfrau,
Weitere Kostenlose Bücher