Einmal rund ums Glück
zu.
»Es ist genug für alle da.« Luis zieht das Glas wieder zurück und wendet sich an Alberta.
Ich werfe ihm einen derart angeekelten Blick zu, dass er mit Sicherheit spürt, wie sich meine Augen in seinen Schädel bohren. Dann schaue ich unwillkürlich nach unten und kann beobachten, wie Albertas Hand in die Nähe von Luis’ Schritt gleitet. Dieses verdorbene Aas! Schockiert schaue ich Holly an. Kurz darauf kratzt ein Stuhl über die Pflastersteine, und als ich mich umdrehe, steht Luis auf.
»Wo willst du hin?«, fragt Alberta, die Stirn verärgert gerunzelt.
»Auf die Toilette«, erwidert Luis.
»Dagegen hätte ich auch nichts einzuwenden«, sagt sie einschmeichelnd, und ich fühle mich so überflüssig wie die Fliege in meinem Glas.
»Ich muss mal
pinkeln
«, sagt Luis mit Nachdruck und unterbindet damit jegliches Vorhaben, das Alberta für einen gemeinsamen Ausflug zum Urinal geplant haben mag. Sie lässt sich wieder auf den Stuhl fallen und sieht ihm nach.
»Warst du schon mal bei einem Grand Prix?«, wechselt Holly höflich das Thema.
»Natürlich«, antwortet Alberta abweisend.
»Siehst du dir gerne Autorennen an?«
»Deshalb bin ich nicht hier.«
»Aha? Weshalb denn dann?«
»Wegen dem Spaß! Dem Glamour!« Sie streckt die Arme aus, eine übertriebene Geste.
Glamour? Ich verzichte darauf, sie auf den besoffenen Jugendlichen hinzuweisen, der gerade in den Rinnstein kotzt.
Alberta trinkt einen großen Schluck Champagner und greift nach der Flasche.
»Warte, das mache ich«, erbietet sich Holly und bringt ihre Kellnerfähigkeiten zur Anwendung. Alberta nimmt das nachgefüllte Glas ohne jeden Dank entgegen und setzt sich wieder. Sie schlägt die Beine übereinander, so dass ihr Minirock noch höher rutscht.
Gelangweilt wende ich den Blick ab, unfähig, mich wie Holly auf das Spiel einzulassen. Da sehe ich, dass Luis wieder nach draußen kommt. Alberta richtet sich auf dem Stuhl auf und ist sichtbar enttäuscht, als er stehen bleibt und sich mit den Mechanikern unterhält. Ich weiß, wie sie sich fühlt. Ich würde alles dafür geben, mit Holly abzulästern, statt vor diesem Prototyp einer Tussi jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.
»Bist du schon lange Catalinas Cousine?«, fragt Holly voller Unschuld.
Ich sehe sie an und breche in Lachen aus. Ihr wird klar, was sie gerade gesagt hat, und sie wiehert hysterisch mit.
»Ich hab zu viel getrunken!«, kreischt sie und hält mit der einen Hand das Champagnerglas, mit der anderen das Bierglas hoch.
Alberta starrt uns beide böse an, steht auf, schnappt sich die Champagnerflasche aus dem Eiskühler und gesellt sich zu Luis.
»Komm, Holly, können wir nicht irgendwo anders hingehen?«
»Ja, okay«, erklärt sie sich einverstanden, trinkt den Rest des Biers, kippt den Champagner hinterher, und steht auf.
Wir schlängeln uns durch bis zur Straße, schieben uns an den Nachtschwärmern vorbei, die sofort auf den Tisch zustürzen, um unsere frei gewordenen Stühle in Beschlag zu nehmen.
»Wir sind weg! Bis dann, Jungs!«, ruft Holly den Mechanikern zu.
»Weicheier!«, gibt Pete zurück.
»Wir gehen nicht ins Hotel, wir gehen feiern, du Looser!«, ruft Holly, und ich zerre an ihrem Arm und versuche lachend den schwarzäugigen Blick von Luis zu ignorieren, als wir in der Menge verschwinden.
Kapitel 2
»Ich fühle mich, als hätte sich ein Stachelschwein auf meinen Augen gewälzt«, stöhnt Holly.
»Ich fühle mich, als hätte ein Stachelschwein mein Augenlid hochgezogen und mir eins von diesen piksenden Dingern ins Auge gestochen«, gebe ich zurück.
»Ich fühle mich, als hätte ein Stachelschwein mein Augenlid hochgezogen und fünf von seinen STACHELN , so heißen die Dinger nämlich, in mein Auge ge…«
»Mädels!«, schimpft Frederick.
Sofort verstummen wir. Wir hatten gestern Abend so einen Spaß – da lohnen sich die Kopfschmerzen. Wir haben zwei Mädels kennengelernt, die für ein anderes Team arbeiten, und die beiden haben uns überredet, mit ihnen in der klapprigen kleinen Achterbahn im Luna Park zu fahren, St Kildas Vergnügungspark direkt am Meer. Es war echt aufregend – ich hatte Angst, wir würden von den Schienen fliegen –, aber es hat verdammt viel Spaß gemacht. Dann wollten die Mädels an den Strand und schwimmen gehen, aber Holly und ich fanden, es sei besser, ins Bett zu gehen, da wir sowieso nur drei Stunden Schlaf bekommen würden.
Jetzt zeigt die Uhr absurde fünf Uhr morgens an, und wir sind schon an der
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