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Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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drei, noch relativ gerade sitzenden führen ihr Gespräch fort.
    Einer, dem Gesichtsausdruck nach Taxifahrer wie sein vornübergefallener Kollege, faselt etwas von dem Servicenetz, das Jaguar in Deutschland aufbaue. Die anderen beiden, Jüngelchen mit breitschultrigen Blousons, Schnurrbärtchen und Ruhrgebietslocken, sehen aus, als bestünde das Generationsproblem für sie in etwa darin, daß «Der alte Herr» zum Abi bloß einen Golf GTI hingestellt hat. Und keinen Porsche.
    Sie versuchen sich bereitwillig als Jaguarkenner auszuweisen. Der eine meint, es werde aber sicher noch Sommer Achtundachtzig, bis man sich etwa eine Panne in «sagen wir mal Marktredwitz» leisten könne.
    «Wunsiedel», lallt der Vornübergefallene aus seiner Bierpfütze herauf.
    «Oder Walsrode fünf», kontert der zweite Blouson und lacht, als hielte er das für einen mordsguten Witz. Der noch aufrecht sitzende Taxifahrer schüttet das halbvolle Bier seines Freundes in sein eigenes, obwohl es, der Farbe nach zu urteilen, zwei völlig verschiedene Sorten sind. Das eine ist dunkel wie Alt- oder Bockbier und das andere hell.
    Diese trübe Mischung schüttet er in zwei Zügen in sein Gesicht. Die Brühe verschwindet wie Kloake in dem Loch unter seinem Schnurrbart.
    «Rrrüallpsss», sagt er und gleitet sanft vom Stuhl.
    Als rufe ihnen dieser neuerliche Sturz den ersten in Erinnerung, schauen sich die beiden Jüngelchen nun den Kopf im Aschenbecher an.
    «Wunsiedel», blubbert es wehmütig aus der Pfütze.
    Die Augenbraue, die beim Aufschlag auf den übervollen Aschenbecher geplatzt ist, läßt ein stetiges Blutbächlein in den Biersee rinnen. Es sieht aus, als müsse ein zur Rückgabe gestohlenen Hämoglobins verurteilter Blutegel seine Schulden bezahlen.
    Der hellere Blouson setzt sich etwas weiter weg. Reinigungskosten sind nicht im Monatsscheck enthalten. «Daddy» will sicher, daß Junior haushalten lernt, bevor er die Firma übernimmt.
    Im Hinausgehen sagt Sig zu seinem Taxifahrer, der immer noch an der Theke lehnt: «Ich glaub, da hinten gibt’s Kollegensuppe.»
    Aus Angst, sich zu verirren, geht Sig denselben Weg zurück, obwohl er weiß, daß es ein Umweg sein muß. Orientierung war noch nie seine Stärke.
    Eigentlich ist so ziemlich gar nichts seine Stärke, außer dem bißchen Malen. Vielleicht die eine oder andere Party ruinieren, denkt er, aber sonst …? Hoffentlich kann er sich jetzt unbemerkt in die Menge mischen, ohne sich vor Andrea für seinen Ausbruch verantworten zu müssen. Er hat ein schlechtes Gewissen.
    Heute ist ein seltsamer Tag. Die Wirklichkeit rutscht aus und schlägt einen Salto nach dem andern. Vielleicht ist Föhn. Das würde den warmen Wind erklären. Vielleicht spinnen heut alle ein bißchen, er selber inbegriffen.
    Er schafft es tatsächlich, sich unbemerkt in eine Ecke zu schmuggeln. Der Raum ist voll, und alle sind mit sich oder ihren Gesprächspartnern beschäftigt.
    Er setzt sich vor das Bücherregal und zieht wahllos einen Band heraus, um nicht angesprochen zu werden. Ein Buch über die erotische Kunst des Tantra. Schnell wieder zurück damit. Das nächste ist weniger kompromittierend. Eine bebilderte Biografie von Mussorgsky.
    Ganz in der Nähe sitzt das Kleeblatt um Streifen-Hannes und unterhält sich. Sie reden sich dauernd mit ihren Namen an. Kaum ein Satz beginnt ohne ein «Du» oder den Namen des Angesprochenen.
    Sie reden über Kinder. Renny, eine Frau mit strengem Gesicht, das nach Waschzwang, Kehrwoche und Mit-dem-Bestenstiel-an-die-Decke-Klopfen aussieht, erzählt, sie habe ihrer Tochter Stefanie beigebracht, sofort zurückzuhauen, Wenn jemand sie angreife.
    Am besten präventiv, denkt Sig, das ist noch sicherer.
    Heike, die etwas weniger kernseifige Figur von beiden, scheint ihren Sohn Oliver hauptsächlich als Anziehpuppe zu nutzen, wenn er nicht gerade als Knuddelbärchen in ihren «Bedürfnissen» vorkommt. Hannes redet nicht mit. Kinder kommen in Irland nicht vor .
    Renny sagt, Stefanie frage manchmal vor dem Schlafengehen, ob auch ganz bestimmt keine Raketen kämen, und sie, Renny, sage dann immer, das wisse man nicht. So weit sei es schon gekommen mit der Bedrohung der Welt, daß die Kinder nicht mehr in Frieden einschlafen könnten.
    Sig findet eher, daß die Bedrohung durch entsetzliche Eltern das Problem sei. Arme Stefanie. Am Tage soll sie im Kindergarten ihren Gegnern die Fresse polieren, und nachts hat sie statt eines Teddybärs den Overkill im Arm.
    Als sich Hannes nun doch in das

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