Einsam, zweisam, dreisam
stolz auf ihr Land und als Unruheherd nicht mehr zu gebrauchen.
Nach und nach machten immer mehr amerikanische Babyversorgungen auf.
Im Himmel wurde das damals allgemein als Wunder angesehen. Sogar die Techniker der OEF hielten das für möglich. Der ganze christliche Himmel tobte vor Begeisterung über die Entstehung einer neuen Sorte aus dem Nichts. Es gab Versammlungen und Informationsveranstaltungen zu diesem Thema. Nur Gott, der sich manchmal in solche Veranstaltungen einschaltete, lachte scheppernd und schrie aus der Wand: «Wunder, den Vogel hab ihr immer noch?»
«Was kann das für uns bedeuten?» Voula ist besorgt. Das klingt ganz und gar nicht gut. Außerdem mochte sie Stavros Garipides. Er tut ihr leid. Jetzt werden sie ihn umbauen. Einen Sessel oder eine Türklinke werden sie aus ihm machen. Daran ist nichts mehr zu ändern. Da man im Himmel nicht sterben kann, werden Verstöße gegen die Regeln mit Verschönerungsdienst bestraft. Man muß dann in irgendeiner Form, die man sich allerdings oft selbst aussuchen kann, die Sinne der Gemeinschaft erfreuen. Wenn Stavros wählen darf, will er bestimmt eine Dose Campbell-Suppe sein. Oder eine Brustwarze in einem Barbarella-Comic. Er hat so einen Humor.
«Wir müssen rauskriegen, was sie wissen. Vielleicht hat Garipides ja dichtgehalten», sagt der Pope. «Mindestens hat er nicht alles gesagt, sonst wären wir schon längst alle im OP .»
«Also absolute Aktionssperre, bis wir genaueres wissen», sagt Voula. «Versuch du doch in der Exekutiven Ökumene was rauszukriegen.»
«Mach ich», sagt Mikis, «die Sitzung ist in einer Woche. Danach sind wir schlauer.»
«Gut» warten wir ab, was sich tut.»
«Sollten wir nicht die Chemisch-Physikalische um Hilfe bitten?» gibt einer der Aktivisten zu bedenken.
«Bloß das nicht», sagt Voula verärgert. «Ich würde mich nicht wundern, wenn die daran schuld wären, daß Stavro aufgeflogen ist. Ich wünschte, wir hätten uns niemals mit denen eingelassen. Denen liegt nichts an unseren Zielen, denen liegt nur am Stunk, den wir machen.»
Voulas Worte haben Gewicht, denn jeder hier ist in sie verknallt und würde sich für sie sogar zu einem Pariser umbauen lassen.
«Also absolute Aktions- und Informationssperre. Erklärt euren Leuten, daß kein Wort mehr geredet werden darf. Ab jetzt gilt die Devise: Feind hört mit.»
Nach diesen Worten von Mikis leert sich der Billardsaal, und nur die Kuriere und Kader stehen noch zusammen, uni zu besprechen, wer wen unterrichten soll.
Gott weiß Bescheid. Er weiß so ziemlich alles, was im Himmel so läuft. Das war nicht immer so. Früher, als er noch ein alter Mann mit weißem Bart, einer ergebenen Clique von Erzengeln um sich und einer Menge Spaß war, da sah das noch anders aus. Da hatte er sich auf Zuträger, Spitzel und Denunzianten verlassen müssen.
Aber als dann im Himmel die großen Veränderungen aufkamen und die Leute dauernd irgendwas von ihm wollten, entschloß er sich genervt, seine Existenz auf ganz andere Beine zu stellen. Es wurde ihm einfach zuviel, dieses dauernde Gott, gib uns dies, Gott, gib uns das, Gott, laß uns das tun oder dies lassen, wieso können wir nicht jenes noch mal überlegen, Gott hier, Gott da, es ging ihm einfach auf den Wecker. Also sprach er zu seinen Engeln.
«Jungs, ihr müßt ab jetzt für euch selber sorgen. Es waren schöne Zeiten, aber jetzt ist genug. Ihr werdet schon passende Jobs finden, so hochqualifiziert, wie ihr seid.»
Das mit der Qualifikation war eine kleine Spitze, denn Gott hatte nicht viel Grund zu der Annahme, daß seine Erzengel auch nur bis fünf zu zählen in der Lage seien. Und Gott transformierte sich.
Er wandelte sich um in ein selbständiges Programm, das sich nicht nur ständig selbst überarbeiten kann, sondern auch frei durch jeden Computer im Himmel spazieren. Er versah sich selbst mit einem absolut unknackbaren Code, so daß er keine Gefahr lief, entdeckt zu werden, selbst wenn er mal irgendwo in einem Datenblock einschlafen sollte. Jetzt ist er überall.
Er hört und spricht aus den Lampen und Telefonleitungen, geht spazieren auf Funkfrequenzen und Hochspannungskabeln, schwimmt und surft in den Wasserleitungen und frönt seiner großen Leidenschaft, dem Drachenfliegen, indem er die Blicke der Seelen als Wind verwendet. Er hat es gut.
Er ist stolz auf sich. Ich bin immateriell. Ich bin eine Idee. Ich bin ein Programm. Mir kann keiner was anhaben, schon gar nicht diese Heinis hier oben.
Gott mag die
Weitere Kostenlose Bücher