Einsam, zweisam, dreisam
Nachricht Schadenserhebung. Das deutet doch auf eine Totalerfassung hin.
Und ein bißchen Glück gehört eben auch dazu.
Nachdem sie ein paar Stunden geschlafen hatte, nahm sie sich die Liste, die sie mit heruntergebeamt hatte, und strich sich drei Dislozierte an. Josef Scharnier mod. USA , Kurt Bilgenreuther, mod. Italien, und Johannes Merckh, mod. Irland.
Das war erst mal genug Arbeit für diesen Tag. Sie ging ins Hotelrestaurant, um sich ein gutes Abendessen zu gönnen. Dann schaute sie noch ein bißchen Erdfernsehen und ging schlafen.
Ihren zweiten Tag verbrachte sie, als hätte sie Urlaub. Mit den Gegebenheiten vertraut machen, nennt sie das. Sie schlenderte durch die hübsche Stadt, trank mal hier einen Kaffee, ging mal da griechisch essen und beschloß den gemütlichen Tag in der Disco, die von Bhagwahn-Anhängern betrieben wird.
Heute, Montagmorgen, ist sie entschlossen, mit der Arbeit anzufangen. Am Frühstückstisch nimmt sie sich die drei Akten vor. Bilgenreuther ist Hausbesitzer, der läuft ihr nicht weg, um den kann sie sich heut nachmittag noch kümmern. Seharmer ist Taxifahrer und Merckh Berufsschullehrer. Der Taxifahrer war doch für Amerika gedacht. Der müßte doch eigentlich auf ihre Tarnidentität anspringen. Verna Blyston aus Chikago, Illinois, das könnte doch genau sein Traum sein.
An der Rezeption holt sie sich eine Packung Kaugummi und schiebt zwei Streifen gleichzeitig in den Mund. Im Zimmer legt sie sich noch schnell rosa Lippenstift auf und steckt sich große klotzige Elfenbeinkugeln an die Ohren. Fertig.
Mit wiegenden Hüften und knatschenden Kiefern verläßt Verna aus Illinois, ein reiches und lebenslustiges Ami-Mädchen mit dem fröhlichsten Cheerleadergrinsen, das man sich vorstellen kann, das Hotel Rheingold.
Und biegt nach rechts.
Und fragt den ersten Taxifahrer in der Reihe, ob er Josef Scharmer kenne.
«Wagen neunzehn», sagt der und deutet nach hinten. Sie verzieht sich hinter die Glastür der Bahnhofshalle und wartet, bis der Wagen vorn in der Reihe steht. Dann geht sie schnell und öffnet den Schlag.
«Do you speak English?» Sie läßt sich auf den Rücksitz gleiten. «Watcha wanna know?» Joe zerbricht vor Aufregung fast die halbgerauchte Marlboro zwischen den Fingern. Er ist begeistert.
Voula weiß, das sie gewonnen hat. Der Typ ist Wachs.
«I just wondered if ya could show me round town some.»
«No proablem», knatscht er hinter zusammengebissenen Zähnen vor, spuckt die Zigarette aus dem Fenster und reiht sich in den Verkehrsfluß ein. Nicht ohne vorher, nach echter Ami-Art, mit dem linken Arm ein Zeichen für die nachfolgenden Autos zu machen.
D a war eine hübsche Tigerkatze im Bett», sagt Regina, als Sig die Augen öffnet. Sie wußte, daß er gleich aufwachen würde, denn als der Kaffee durch die Maschine lief, blähten sich seine Nüstern im Schlaf.
«Das war Frau Müller. Ich konnte sie dir noch nicht vorstellen. Sie ist eine Zugehkatze.»
Regina war schon einkaufen. Es hat den Anschein, als gäbe es was anderes als Weißbrot und Käse. Es hört sich jedenfalls so an. Es brutzelt. Sig schnuppert in Richtung Kochplatte und wirft die Decke von sich. «Willst du mich glücklich machen?»
«Tu ich das?»
«Ja.»
«Laß es mich so sagen. Es geht mir gut, und du sollst auch nicht leben wie ein Hund.»
«Das ist nett von dir.»
Für einen Augenblick hat er doch glatt vergessen, daß man von ihr keinen Satz, den man sagt, unzerkleinert zurückbekommt.
«Der Katze hab ich auch Frühstück mitgebracht», sagt sie und schüttelt eine Packung Brekkies. «Bist du eingeschnappt?»
Er muß überlegen.
«Laß es mich so sagen. Ich werd mir angewöhnen, mich in Übergrößen auszudrücken, damit nach deiner manischen Zurechtstutzerei noch was übrigbleibt von dem, was ich sage.»
«Zurechtstutzerei?»
«…?»
«Du bist beleidigt.»
«…»
«Wie willst du das anstellen mit den Übergrößen?»
Sie lacht ihn schon wieder aus. Beleidigtsein akzeptiert sie einfach nicht. Wie eine Mutter, die die Unarten ihres Kindes ignoriert, geht sie drüber weg.
«Zum Beispiel so», sagt er, «anstatt zu sagen ‹Willst du mich glücklich machen?›, sag ich eben ‹Willst du michst glücklichst machenst?› Dann kannst du die Superlative wegbröseln, und mein heimliches Original bleibt übrig.»
«Wegbröseln», sagt sie, «schlau. Bacon und Eggs sind fertig.»
Das Frühstück schmeckt wunderbar. Kurz nach neun steht sie auf und zieht ihre Jacke an. «Ab
Weitere Kostenlose Bücher