Einsam, zweisam, dreisam
Doppelkopf.
«Genial», sagt der, «bist halt doch ’n alter Hase.»
Sie trinken noch einen Tullamore Dew, dann klopft O’Rourke auf den Tisch und sagt: «Tschau, Dopey.»
«Nenn mich nicht Dopey, das klingt nach Rauschgift», sagt der mürrisch.
«Ciao, Doppio. Drück mir die Daumen.»
«See you, altes Haus. Mach’s gut.» Er zieht Dino, der schon aufgestanden ist, am Ärmel und sagt noch: «Laß nix anbrennen da unten».
«Worauf du dich verlassen kannst», grinst der.
Eine Stunde später haben ihm die Jungs im Headquarter einen ha-gebogen entworfen, den er auf der Erde nur noch drucken lassen muß. Er bekommt noch seine Zielkoordinaten ausgehändigt und geht los zur Beamstation.
Zwei Stunden später, es ist zehn Uhr vormittags in Freiburg-Erde, materialisiert er sich auf dem Fahrersitz eines blauen BMW 723 i auf einem Parkplatz vor dem Hauptbahnhof.
Voula ist schon seit einem Tag unten. Allerdings hat sie eine kleine Reise hinter sich, denn es ging nicht so zielgenau vonstatten wie bei den CHIA -Profis. Sie wurde nachts in der toten Zeit zwischen elf und fünf in die Beamstation geschleust und dann, als der Security-Mann schlief, einfach so, von Hand, runtergebeamt. Aber dafür, daß es heimlich und schnell und ohne genaue Koordinaten gehen mußte, war es nicht schlecht. Nur knappe hundert Kilometer daneben. Das ist kein Beinbruch.
Sie materialisierte sich genau acht Kilometer nördlich von Straßburg, auf einer Wiese und mitten in der Nacht.
Sie fand sich schnell zurecht. Nach einer halben Stunde Fußmarsch hatte sie die Nationalstraße erreicht und winkte einem Lastwagen. Der Fahrer staunte nicht schlecht über die schick angezogene Dame, die mitten in der Nacht an der Straße stand und winkte. Er staunte noch mehr, als sie nicht einmal wußte, wo sie hin wollte. Sie wußte ja nicht, wo sie war.
«Einfach die Richtung», sagte sie.
Schon wieder so eine Ausgeflippte, von denen man immer hört, dachte der Trucker, ’ne Tasche von Vuitton und ein Leinenkostüm von Sander und trampt die N4 lang.
Der Trucker kannte sich aus. Er dachte das übrigens alles auf französisch, denn er stammte aus Besançon.
«Straßburg», rief Voula begeistert und klatschte in die Hände, als sie das erste Schild zu Gesicht bekam. Bei der nächsten Gelegenheit stieg sie aus und ging zu Fuß zum Bahnhof. Sie war froh, so gut runtergekommen zu sein. Bei der selbstgemachten Beamtechnik, derer sich die OEF bedienen mußte, hätte sie genausogut irgendwo im Pazifik landen können. Mit ein bißchen Pech jedenfalls.
Mikis hatte sie instruiert, wo immer sie sei, in jedem Falle den nächsten Bahnhof aufzusuchen. Im Schließfach Nummer eins jedes Bahnhofs der ganzen Erde liegt Geld in der Landeswährung und Devisen der angrenzenden Länder. Eine Art multifunktionalen Superdietrich hat jeder OEF -Agent bei sich. Ausweis, Führerschein und einige Utensilien, die ihre Legende unterstützen, hat sie mit heruntergebeamt.
Verna Blyston aus Chikago, Illinois, achtundzwanzig Jahre, geschieden, Erbin der Blyston Medical Instruments, deren Geschäftsführung ihr geschiedener Mann Rolf weiterhin innehat. Das ist ihre Tarnung.
Sie nahm das ganze Bündel Deutschmarks aus dem Schließfach, aber nur zweitausend französische Franc. Das reichte für die Fahrkarte und einen Café noir im Speisewagen. Sie nahm den ersten Zug und, in Freiburg angekommen, das erste Hotel. Und ging gleich an die Arbeit.
Das heißt, erst mal dachte sie nach.
Wie würde es die CHIA anstellen, an die Dislozierten heranzukommen, per Detektivbüro, Einwohnermeldeamt oder Meinungsumfrage? Wohl am ehesten per Umfrage. Es hing ganz davon ab, wieviel die CHIA weiß, ob sie in der Lage sein würden, einen Dislozierten zu erkennen, wenn sie einen vor sich haben.
Wenn man doch nur genau wüßte, wieviel Garipides verraten hat.
Und noch was: Will die CHIA alle Dislozierten erfassen? Dazu bräuchten sie Hunderte von Leuten und viel, viel Zeit.
Sie warf das Telefonbuch, in dem sie nach Detektivbüros und Marktforschungsinstituten schauen wollte, wieder zur Seite. So ging’s nicht. Besser, sie hielte sich an ein paar ausgewählte Dislozierte aus verschiedenen Stadtteilen und beobachtete die. Wenn dann jemand mit denen in Verbindung tritt, kann sie ja weitersehen.
Aber wenn die CHIA nur eine Stichprobe macht? Dann kann es sein, daß sie die Falschen beschattet und nichts mitkriegt. Allerdings kann sich die CHIA einen Riesenaufwand leisten, und außerdem hieß es in der
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