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Einsame Herzen

Einsame Herzen

Titel: Einsame Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desiree Cavegn
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bitte." Louise zupfte ungeduldig an Danielles Ärmel. Das Quengeln ihrer Tochter rief Danielle in Erinnerung, dass sie ihren Töchtern gerade ein Buch vorlas. Erhitzt senkte sie den Kopf und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder der Lektüre zu. Sie las den Kindern zwei weitere Seiten vor, lullte sie in eine Phantasiewelt ein mit ihrer weichen, süssen Stimme.
Als sie erneut die Seiten umblätterte, schlug sie die Augen auf, ohne den Kopf zu heben. Sie hielt sekundenlang den Atem an, als sie sah, was Darko tat. Oder viel eher, was er nicht tat. Er hatte sich bequem in seinem Stuhl zurückgelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Buch lag geschlossen auf dem Tisch. Seine Aufmerksamkeit galt allein ihr.
Danielle holte tief Luft. Er hatte ihr genauso gelauscht wie Emma und Louise, schoss es ihr durch den Kopf. Der Gedanke daran, dass seine Aufmerksamkeit allein ihr gegolten hatte, machte sie nervös und liess ihr Herz schneller schlagen.
Schnell senkte sie den Blick wieder und zwang sich, weiterzulesen. Hatte ihre Stimme vorher ruhig und gleichmässig geklungen, so haftete ihr nun Unruhe an. Mal verschluckte sie eine Silbe, mal übersprang sie ein Wort, mal entzifferte sie es falsch.
Danielle wusste nur zu gut, wer ihren Lesefluss beeinträchtigte. Sie blickte jedoch nicht mehr auf, sondern las entschlossen und konzentriert das Kapitel zu Ende.
Als sie gegen fünf Uhr das Buch zuklappte, schickte sie die Mädchen nach oben um Hausaufgaben zu machen. Sie selbst begab sich in die Küche, darauf bedacht, Darko zu ignorieren, als sie an ihm vorüberging. Sie starrte starr geradeaus, konnte jedoch seinen Blick auf sich spüren, spürte das eindringliche Starren seiner blauen Augen.

Danielle kochte Makkaroni und Tomatensauce. Sowohl die Teigwaren als auch die Sauce stammten aus Darkos Vorräten. Hätte Darko sich nicht so umsichtig mit Vorräten eingedeckt, die ihn gleich durch zwei Winter gebracht hätten, wäre sie ganz schön aufgeschmissen gewesen.
Einmal wöchentlich ging Darko auf die Jagd, worauf sie ein bis zwei Tage von dem Wild assen, das er mitbrachte. Danielle hatte sich nur langsam an den Geschmack von Fleisch gewöhnen können und verzerrte es auch jetzt nur widerwillig. Nur diesen einen Winter, hatte sie sich geschworen. Nur diesen Winter, den sie in Gefangenschaft des Feuerbergs verbrachten. Danach würde sie nie wieder Fleisch essen.
Feuerberg, dachte sie kopfschüttelnd. Was für ein Name für ein Berg, der im Schnee versank. Eisberg wäre passender gewesen. Wenn die Sonne schien, funkelte der Schnee in ihrem Licht, ein kühles und dennoch faszinierendes Glitzern.
Unwillkürlich dachte Danielle an Darkos Augen. Auch sie glitzerten kühl und bedrohlich, wirkten aber dennoch eine gewisse Faszination auf sie aus, die sie nicht leugnen konnte. Sie dachte daran zurück, wie sein Blick auf ihr geruht hatte, als sie Emma und Louise die Geschichte des Zaubermädchens vorgelesen hatte. Als sie das funkelnde Blau seiner Augen auf sich gespürt hatte, war sie nervös geworden. Gleichzeitig aber hatte sie in ihrem Unterleib ein sanftes Ziehen verspürt, das mit Nervosität nichts zu tun hatte. Danielle schalt sich stumm für die Reaktion, die Darko in ihrem Körper ausgelöst hatte. Sie hatte sich doch eben erst ganz deutlich vor Augen gehalten, dass ihr Zusammensein mit ihm ein Fehler gewesen war, einen Fehler, den sie nicht wiederholen würde.
Als sie gedankenverloren die Sauce umrührte, hörte sie plötzlich, wie die Haustür geöffnet und gleich wieder zugeschlagen wurde. Danielle hielt inne. Was war das? Die Mädchen waren oben. Wären sie hinunter gekommen, hätte sie sie gehört. Darko? Dann hätte er sich aber lautlos aus dem Wohnzimmer schleichen müssen.
Schon erklangen Schritte, laute, schwere Schritte, die behäbiger waren als jene von Darko. Danielle hielt mitten in der Bewegung inne, als sie erkannte, dass die Schritte weder zu Darko noch den Mädchen gehörten. Furcht erfasste sie und liess sie erstarren.
"Abend, Bär", hörte sie da Darkos Stimme.
    Bär?

Danielle war sich nicht ganz sicher, wie Bärenschritte auf ihrem Parkett geklungen hätten, aber sie war sich ziemlich sicher, dass es sich bei dem Eindringling nicht um ein Tier handelte.
"Danielle?"
Sie wirbelte herum, als Darko sie ansprach. Es war das erste Mal, dass er das Wort an sie richtete, seit sie sich nach dem Vorfall im Wald erkundigt hatte.
"Danielle, das ist Bär."
Es war das erste Mal, dass Danielle den alten Einsiedler aus

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