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Einsame Spur (German Edition)

Einsame Spur (German Edition)

Titel: Einsame Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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sich so wohl wie seit Jahren nicht. Die Nacht hatte sie eng umschlungen mit einem sinnlichen Mann verbracht, der um Mitternacht mit ihr gelacht hatte, so rau, dass sie es auf der Haut gespürt hatte, und der sie vor Sonnenaufgang noch einmal geliebt hatte. Beim zweiten Mal war er noch fordernder gewesen, aber nicht weniger zärtlich. Satt und schrecklich verwöhnt fühlte sie sich.
    Als sie den Kopf unter der Decke hervorstreckte und ihn nur mit einem Handtuch um die Hüften und einer Tasse Kaffee in der Hand hereinkommen sah, stockte ihr der Atem. »Komm her«, murmelte sie, als sie die Sprache wiederfand. Er roch männlich, nach Seife und Kaffee, und sie wollte nichts weiter, als den Kopf an seiner Brust reiben, dem sinnlichen Bedürfnis nachgeben, das er geweckt und erfüllt hatte.
    Er setzte sich zu ihr auf das Bett und stellte den Kaffee auf den kleinen Nachttisch mit den hübsch geschwungenen Beinen. Ihre Augen folgten gebannt einem Wassertropfen, der ihm über die Brust lief und in den dunklen Haaren fast verschwand. »Du hast einen Tropfen vergessen«, sagte sie und fing ihn mit dem Finger auf.
    Er lachte nicht, seine Miene war ernst.
    Sie ballte die Hand zur Faust und ließ sie auf das Laken fallen. »Es hat sich etwas verändert, nicht wahr?« Die Nacht war zu schön gewesen, um vor der Wirklichkeit Bestand haben zu können, doch sie hatte versucht, die Augen davor zu verschließen, weil sie glücklich war wie lange nicht mehr.
    »Ja.« Nur ein Wort, doch seine Hand legte sich warm und beschützend auf ihre.
    Sie streckte die Finger und verschränkte sie mit seinen. »Sollen wir Schluss machen?« Dass diese Frage einen solchen Schmerz in ihr auslöste, war an sich schon ein untrügliches Anzeichen, wie sehr sie sich schon in einen Mann verliebt hatte, der ihr nie würde geben können, was sie brauchte.
    »Wir sollten aufhören, bevor es für uns beide zu schwer wird«, sagte Riaz; im Morgenlicht waren seine Augen hellbraun mit bernsteinfarbenen Einsprengseln.
    »Du hast recht.«
    Doch weder er noch sie machten eine Bewegung, um sich voneinander zu lösen. Adrias Wölfin verharrte schweigend … und voller Angst. Es fiel ihr schwer zuzugeben, dass trotz aller Versprechen, die sie sich selbst gegeben hatte, Riaz gefährlich nahe daran gewesen war, den Kern zu knacken, den sie mit aller Macht schützen wollte. Ein Teil von ihr wollte ihm die Hand entziehen und sich abwenden. Das wäre klüger, sie würde verletzt, aber mit heilem Herzen davonkommen. Jedoch …
    Riaz strich ihr über die Wange. »Mit mir gehst du ein hohes Risiko ein.« Sein Herz lag offen vor ihr. »Höher als bei manch anderem.«
    Sie hielt weiter seine Hand und kniete sich hin, hielt sich das Laken vor die Brust. »Mit mir ist es noch schlimmer bestellt.« Ihre Narben waren unsichtbar, reichten aber bis auf die Knochen. »Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder einem Mann vollkommen vertrauen kann.« Wenn er ehrlich war, musste sie es auch sein. »Tief in meinem Innersten bin ich eine gebrochene Frau.«
    Er konnte ihren großen Schmerz fast spüren und legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter. »Bei Gott, ich schwöre, ich werde Martin jagen und Stück für Stück auseinandernehmen.« Der Stolz einer dominanten Frau, ihr Glaube an sich selbst war ihre Rüstung; kein Mann von Wert würde ihr ihn je entreißen.
    Mit einem überraschten Lachen zog Adria ihn zu sich, bis ihre Köpfe sich berührten. »Das brauchst du nicht. Es hat länger gedauert als nötig, aber dann habe ich erkannt, wer er wirklich ist – und welche Fehler ich begangen habe.«
    Doch der Schaden war da, dachte er, und war nicht so leicht wiedergutzumachen, ihre Narben waren ebenso unauslöschlich wie seine. Genau wie die Stärke, die sie aus der Dunkelheit gerettet hatte. Sein Wolf ging mit gefletschten Zähnen einen Schritt vor und blieb wieder stehen. Er hatte das Gefühl, an einem trügerischen Abhang zu stehen. Ein einziger falscher Schritt konnte ihn in den steinigen Abgrund hinunterstürzen, Knochen, Geist und Seele zerschmettern.
    Nie hatte er geglaubt, dass er einmal an dieser Stelle stehen würde, nicht mit einer Frau.
    Ein Aufruhr in ihm, der Schatten einer Vergangenheit, die er endgültig ablegen wollte, drohte, den Morgen zu verdunkeln, doch ebenso stark war das Wissen, dass er nicht ewig so an der Klippe stehen konnte, ohne verrückt zu werden, und dass etwas Wichtiges zwischen Adria und ihm aufgekeimt war, für das es sich zu kämpfen lohnte.
    Und vielleicht

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