Einsame Spur (German Edition)
sie wusste auch nicht, ob sie damit umgehen könnte, denn ihre Wölfin geriet in Panik, wenn sie an die Besitzgier dachte, die damit einherginge. Wie Brenna das wohl bei Judd hinbekam? Brenna war nicht dominant, und als Judd und sie ein Paar wurden, war sie noch nicht ganz von ihren schweren Verletzungen genesen.
Doch das war nicht die einzige Frage, die Adria durch den Kopf ging. »Hast du es jemals bereut, dich mit einer Gefährtin zusammengetan zu haben?«, fragte sie Judd, als sie in der Abflughalle saßen. Selbst in diesem Augenblick konnte sie den Blick nicht von Riaz abwenden, der ihnen gerade etwas zu trinken holte, in seinen Haaren schimmerten kupfer- und bronzefarbene Reflexe von der Hallenbeleuchtung.
Judd sah sie mit einem Blick an, den sie nicht deuten konnte. »Eine ungewöhnliche Frage für eine Wölfin.«
»Wäre es für dich nicht einfacher, wenn du deiner gefährlichen Arbeit nachgehen könntest, ohne eine Gefährtin zu haben, der das Herz brechen würde, wenn dir etwas passierte?«, präzisierte sie ihre Frage.
Judd ließ sich Zeit, sein Blick wanderte durch die große Halle, in der die Leute zu ihren Flügen eilten. »Es wäre sicher … angenehmer«, sagte er schließlich, »aber nicht leichter. Silentium geht von der Annahme aus, dass Gefühle einen schwächen, aber was ich für Brenna empfinde, macht mich stärker. Ich kämpfe härter und auch schmutziger, weil ich weiß, dass meine Wunden auch sie treffen.«
»Das sieht nach einem ernsten Gespräch aus«, sagte Riaz und überreichte Judd das gewünschte Wasser und Adria eine heiße Schokolade. »Mit Marshmallows.« Ein Lächeln zauberte tausend kleine Falten um seinen Mund und ließ die Augen golden aufblitzen.
Adrias Wölfin erwachte bei diesem Anblick, rieb sich glücklich an ihrer Haut, als sie sich erinnerte, wie sie zusammen im Bett gelegen hatten. Fast wäre sie aufgesprungen und hätte den Kopf an seiner Brust gerieben. »Du trinkst sicher deinen üblichen Schlamm.« Es roch nach starkem Kaffee.
»Davon wachsen die Haare auf meiner Brust.« Immer noch lächelnd, setzte er sich und legte den Arm hinter ihr auf die Lehne. »Also, worüber habt ihr gesprochen?« Sein Schenkel schob sich auf sehr männliche Art drängend neben den ihren.
»Ob Gefühle uns stärker oder schwächer machen«, sagte Adria schnell, bevor Judd etwas zum Thema Gefährten verlauten lassen konnte, denn ihr Herz zog sich zusammen bei dem Gedanken, etwas könnte das Lächeln aus Riaz’ Gesicht vertreiben. »Was meinst du?«
Riaz trank einen großen Schluck seines zweifellos brühheißen Kaffees. »Meiner Meinung nach macht uns das menschlich, sonst wären wir bloß Maschinen.«
»Trotz aller Probleme«, widersprach Judd sofort, »sind die Medialen im Medialnet keineswegs unmenschlich.«
»Weil sie ganz tief in sich doch etwas fühlen«, hielt Riaz dagegen.
»Ja.« Das kam unerwartet von einem Mann, von dem Adria vermutete, dass er die härteste Konditionierung durchlaufen hatte. »Silentium war nie so wasserdicht, wie uns der Rat glauben machen wollte.« Er deutete mit dem Kinn aufeine Mutter, die ihr Kind fest an der Hand hielt.
Der fehlende Ausdruck auf den Gesichtern und der leicht steife Gang der Mutter zeigten deutlich, dass sie Mediale waren. »Ein Mitglied des Rats würde sagen, sie hält das Mädchen so fest, damit sie sicher sein kann, dass ihr Erbgut keinen Schaden erleidet oder verloren geht.«
In diesem Augenblick sah Adria, wie die Mutter sich einem Koffer in den Weg stellte, bevor er das Kind traf, und so den Stoß abfing. »Vielleicht glaubt sie das sogar selbst«, murmelte Adria. »Aber es steckt mehr dahinter.« Ein beschützerischer Instinkt, der die Frau dazu brachte, das Kind näher an sich zu ziehen und die Hand auf den kleinen blonden Schopf zu legen.
»Nicht bei allen Medialen.« Judd heftete seinen Blick auf einen Gepäckwagen, der einer älteren Frau davonrollte und nun scheinbar von selbst stehen blieb. »Für einige ist es zu spät, der Schaden durch die Konditionierung reicht zu tief.«
»Expressflug BD 21 nach San Francisco bereit zum Einsteigen.«
Adria trank ihre heiße Schokolade aus, packte den Müll zusammen und trug ihn zu den Recycling-Containern. Riaz und Judd standen schon, als sie zurückkam, Riaz hatte ihre Tasche auf die Schulter genommen. Damit war sie durchaus einverstanden. Doch als die beiden sie erneut in die Mitte nahmen, blieb Adria stehen. »Ich brauche keine Bodyguards.«
Die Männer starrten sie
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