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Einsame Spur (German Edition)

Einsame Spur (German Edition)

Titel: Einsame Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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verwirrt an.
    Die Wölfin fletschte die Zähne. »Ich wusste ja, dass es keinen Sinn hat.«

45
    Riaz trennte sich von Adria, als sie die Höhle am späten Nachmittag einer anderen Zeitzone erreichten. Er duschte, zog ein T-Shirt und seine besten abgetragenen Jeans an, deren Stoff vom vielen Waschen ganz weich war, und machte sich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Ihr feuchter und warmer Duft schlug ihm entgegen, als sie ihm öffnete. Ihr Haar war glatt und glänzte vom Duschen, und sie trug eine graue Pyjamahose und ein pinkfarbenes Top mit dem Aufdruck eines traurigen Esels.
    Sie hob eine Augenbraue. »Ja, bitte?«
    Sein Wolf kniff die Augen zusammen, weil sie immer noch ärgerlich war. Weder Judd noch ihm war es gelungen herauszufinden, was sie vor ihrem Einstieg so vor den Kopf gestoßen hatte. Er hatte sie auf dem Flug stumm vor sich hin brüten lassen, trat aber nun auf sie zu und biss sanft in ihre Unterlippe. »Warum bist du eingeschnappt?« Mit dem Fuß schloss er die Tür hinter sich.
    Sie starrte ihn an und rieb sich die Lippe. »Bin ich eben. Finde dich damit ab.« Sie ließ sich mit dem Rücken auf ihr Bett fallen. »Und jetzt verschwinde, damit ich in Ruhe schmollen kann.«
    Er unterdrückte ein Lächeln. Zu lächeln, wenn eine dominante Frau in dieser Stimmung war, wäre Selbstmord gewesen. »Ich hab dir etwas mitgebracht.« Er hielt einen kleinen Beutel hoch.
    Ein überraschter Blick aus leuchtenden Augen. »Du hast ein Geschenk für mich?« Sie kniete sich hin und hob die Hände. »Gib her!«
    Er setzte sich auf die Bettkante. »Ich weiß nicht, ob ich es jemandem geben soll, der so schlechte Laune hat.« Sein Wolf grinste wie ein Junges.
    Adria legte von hinten die Hände auf seine Schultern und biss ihn leicht ins Ohr. »Sei vorsichtig. Ich beiße.«
    »Ich auch.« Er schnappte nach ihr.
    Sie jauchzte auf, ihre Krallen fuhren in seine Schultern. Als sie sich dann im Schneidersitz neben ihn setzte, legte er das Päckchen in ihren Schoß. Die Verwunderung auf ihrem Gesicht, als sie das samtbezogene Kästchen öffnete, war die Mühe wert, die es ihn gekostet hatte, den Kauf vor ihr geheim zu halten und das Geschenk ohne ihr Wissen bis hierher zu schmuggeln. Er stand deswegen in Pierces Schuld.
    »Oh!« Sie balancierte das Figürchen auf der Handfläche – ein Wolf mit geschlossenen Augen, den Schwanz um den Körper geschlungen. »Diese Einzelheiten …« Sie ließ ihn die Figur halten und holte die anderen drei vorsichtig heraus. Sie waren noch kleiner – Wolfsjunge, die fröhlich um die schlafende Wächterin spielten: eines knurrte eine Wildblume an, das zweite fixierte eine Krähe und das dritte hatte sich zum Sprung zusammengekauert.
    Adria schloss das Kästchen und stellte die vier Figuren auf den Deckel, das Junge auf dem Sprung hinter den erwachsenen Wolf, als wollte es jeden Moment auf den Schwanz der Wölfin springen. Riaz lachte auf. »Das wollte ich auch immer bei meinem Vater machen.«
    Adria sagte nichts. Sie sah nur auf die Figuren und strich von Zeit zu Zeit darüber. »Das ist nicht fair«, flüsterte sie, und ihre Augen waren groß und feucht.
    Er hatte das Set für sie gekauft, weil er dachte, es würde sie zum Lächeln bringen … denn er mochte es sehr, wenn sie glücklich lächelte. Er hatte es bisher nur einmal gesehen, am Morgen zwischen den Laken, nachdem sie nachts auf Venedigs Straßen getanzt hatten. Wieder und wieder wollte er es sehen. Doch statt Freude zu schenken, hatte ihr die Gabe Tränen in die Augen getrieben.
    Er legte die Hand an ihre Wange und fuhr mit dem Daumen über die zarte Schläfe. »He.«
    Sie schüttelte den Kopf und entzog sich ihm. Das gefiel ihm nicht, doch er ließ zu, dass sie sich erhob und die Figuren vorsichtig auf ein kleines Eckregal stellte. Als sie zurückkam, schwang sie sich rasch rittlings auf ihn, und das Verlangen flammte in ihm auf wie ein heller Blitz. Ihre Lippen waren weich und feucht, allein ihr leidenschaftlicher Kuss brachte ihn schon fast um den Verstand.
    Falsch , grollte sein Wolf, das ist grundfalsch.
    »Adria!« Schwer atmend zog er sie an den Haaren hoch.
    Sie schlug die Krallen nur noch fester in seine Schultern, drückte ihn nach unten, ihre Augen leuchteten gefährlich bernsteinfarben. Wenn er nicht damit gerechnet hätte, hätte sie ihn so aufs Bett geworfen. Es roch durchdringend nach Blut. Knurrend riss er ihre Hände fort und hielt die Handgelenke hinter ihrem Rücken mit einer Hand fest. Das allein hielt sie nicht auf.

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