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Einsame Spur (German Edition)

Einsame Spur (German Edition)

Titel: Einsame Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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geglaubt, dass sie eine Zukunft, ein Leben haben könnte, das über das furchtbare X-Gen hinausging. Nun hatte sie genau das … »Ich werde Grundfesten bauen, die so stark und fest sind, dass nichts sie erschüttern kann, ganz egal, was die Zukunft bringt.« Niemand, nicht einmal Ming LeBon, würde sie davon abhalten, ihr Leben zu leben.
    Riaz und Adria schlossen sich Judd zur Reise nach der Höhle an. Das automatisch betriebene Wassertaxi zum Festland war leer, niemand konnte sie belauschen, und so unterhielten sie sich leise im kühlen Abendwind.
    »Glaubt ihr, dass sich jemand dem Risiko aussetzen will?«, fragte Adria, in der Sorge und Mitgefühl miteinander rangen. Der starke, mutige Sam war dominant und ein Mensch. Es wäre verheerend für ihn, ein schwerer Schlag mitten ins Herz, wenn er das Opfer eines medialen Übergriffs würde. »Ich verstehe, warum sich jemand dafür entscheiden könnte.«
    Riaz beugte sich vor und stützte sich mit den Unterarmen auf die Schenkel. »Ich muss zugeben, dass ich mir nie Gedanken darüber gemacht habe, wie verletzlich sich Menschen wohl fühlen.« Sorgenfalten erschienen auf seiner Stirn.
    »Allerdings«, meinte Judd zu ihrer Rechten.
    Es war Adria nicht entgangen, dass die beiden Männer sie die ganze Zeit in die Mitte genommen hatten. Ihre Wölfin machte das ärgerlich, sie stellte die Nackenhaare auf. Sie war doch kein Junges, das Schutz brauchte, sondern eine erfahrene Soldatin, die sich ganz gut selbst aus der Affäre ziehen konnte. »Glaubt ihr, Hawke möchte die Information im Rudel verbreiten?«, fragte sie und unterdrückte das Bedürfnis zu knurren. Es wäre so sinnlos, wie jemandem Trigonometrie zu erklären, der noch nie ein Mathematikbuch in der Hand gehabt hatte. Die Worte würden in den testosterongesteuerten Männerhirnen keinen Sinn ergeben.
    »Nein.« Riaz’ Antwort war klar, sein männlicher Geruch umgab sie wie unsichtbarer Nebel. »Erst wenn Ashaya ausführlich getestet hat, ob der Chip wirklich sicher ist.«
    »Man könnte aber auch so argumentieren, dass die Menschen im Rudel die Information bekommen sollten, um sich ihre eigene Meinung zu bilden«, sagte Judd in ruhigem Ton.
    Riaz sah den Medialen an. »Du weißt genau, dass man so etwas in einem Rudel nicht machen kann. Das geht einfach nicht.«
    »Stimmt.« Judd nahm dieselbe Position wie Riaz ein, der Wind fuhr durch das aschblonde Haar. »Hawke ist für die Gesundheit des ganzen Rudels verantwortlich, und dafür muss er manchmal individuelle Entscheidungen hintanstellen.«
    »Genau«, sagte Riaz. »Denn falls sich unsere Gefährten dafür entscheiden würden und die Chips versagen, würde ihr Tod dem Rudel das Herz herausreißen. Der mögliche Gewinn ist das Risiko nicht wert, noch nicht.«
    Riaz’ Worte lösten ein Echo in Adria aus.
    Sie dachte daran, welches Risiko sie mit diesem leidenschaftlichen einsamen Wolf einging, der vielleicht niemals ganz ihr gehören würde. Mit offenen Augen nahm sie das Schlimmste in Kauf. Aber auch sie war nicht gerade unbeschädigt, wie sie Riaz schon gestanden hatte. Und … sie wollte nicht mehr zurückschauen und sich darüber grämen, was hätte sein können.
    Das Leben konnte wehtun, konnte tiefe Narben hinterlassen, aber so war das Leben nun einmal.
    »Wenn man es genau bedenkt«, sagte Judd in diesem Moment, »ist das Medialnet ganz wie ein Rudel strukturiert, und der Rat ist das Alphatier.
    Adria schüttelte den Kopf, ihre Wölfin lehnte allein den Gedanken schon ab. »Es gibt einen großen Unterschied: Jede Entscheidung von Hawke, egal ob sie nun nach demokratischen Regeln gefällt wurde oder nicht, ist zum Besten des Rudels, wohingegen der Rat sein Volk bis zum Letzten ausnutzt.« Es löste tiefen Zorn in ihr aus, dass diejenigen, die schützen sollten, den meisten Schaden anrichteten.
    »Auf diese Generation trifft das zu«, pflichtete Judd ihr ernst bei. »Aber vor Silentium lag das Augenmerk des Rats darauf, die Gattung stark und gesund zu erhalten. Und es ist bittere Ironie, dass ausgerechnet dieser Wunsch zu Silentium geführt hat. Doch noch im tiefsten Dunkel keimt der Samen der Hoffnung.«
    Als Riaz Judd antwortete, richteten sich beim Klang der tiefen Stimme die feinen Härchen an Adrias Unterarmen auf. In vieler Hinsicht ähnelte er Judd mehr als anderen Wölfen. Er würde lange brauchen, bis er einer Frau vollkommen vertraute und sich ihr öffnete, doch dann würde er sie hingebungsvoll lieben.
    Eine solche Hingabe erwartete Adria nicht …

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