Einsame Spur (German Edition)
fraß sich die Angst in ihre Eingeweide. Sie war diejenige, die sich immer unter Kontrolle gehabt hatte, die aufhören konnte, bevor die Dinge zu weit führten, bevor sie schmerzhaften Gefühlen zu nah kamen. »Ich habe meine Meinung geändert«, sagte sie, und der Aufruhr in ihr schwemmte jede Vernunft mit sich fort. »Wir müssen aufhören.«
Riaz ließ ihren Nacken los und strich erneut durch ihr Haar, ganz langsam und leicht und doch unzweifelhaft besitzergreifend. »Ich rieche, dass du Angst hast.« Er küsste das Bissmal. »Sag mir, was es ist.«
Das konnte sie nicht, konnte ihm das kleine, wehrlose Mädchen im Körper der Frau nicht zeigen. Doch als sie das Gesicht abwandte, stieg er ab. Nun erfasste sie eine andere Panik, ein Gefühl verheerenden Verlusts. Bevor sie jedoch darauf reagieren konnte, lag sie auf dem Rücken, und Riaz lag erneut auf ihr und strich ihr die Haare aus den Augen.
»Ich habe einmal in der Wüste einen Kaktus gesehen«, sagte er mit einer Stimme, die wie ein tiefes Summen auf der Haut war. »Die Pflanze nennt sich Königin der Nacht. Sie hat wundervolle große, weiße Blüten, und ihr Duft machte meinen Wolf verrückt. Doch sie öffnet sich nur bei Nacht – man muss sehr geduldig sein, um die Blüte zu sehen.« Augen wie gehämmertes Gold. »Ich bin sehr geduldig.« Unerwartet küsste er ihre Unterlippe, riss mit den Krallen ihr T-Shirt an der Seite auf und fuhr mit der Hand über ihren bloßen Oberkörper – ohne den Blick von ihren Augen zu wenden.
Schauer liefen ihr über die Haut. Sie wollte sich aufbäumen, mit der Hand unter sein T-Shirt fahren und den muskulösen Rücken streicheln. »Bitte.«
Doch er schüttelte den Kopf. »Sex ist einfach.« Er schob den Unterleib vor, drückte den harten Schwanz gegen die feuchte Stelle zwischen ihren Schenkeln. »Ich muss dich nur riechen und bin schon erregt.«
»Warum machst du dann so etwas?«, flüsterte sie und presste die Faust gegen seine Brust. »Lass es uns doch einfach halten wie am Anfang.« Keine Forderungen, keine Erwartungen, keine Herzen, die brachen. Denn sie hatte sich geirrt – sie hatte nicht den Mut, noch weitere Verletzungen und Narben zu riskieren. Denn nun wusste sie, dass es diesmal noch sehr viel mehr wehtun würde.
Ihre Wölfin hatte Martin nie so geliebt, wie sie nun den schwarzen Wolf mit den goldenen Augen liebte.
Riaz beugte sich ganz nah vor zu ihr, sie spürte seinen heißen Atem. »Es ist zu spät dafür, und du bist auch nicht der Typ, der so etwas leichtnimmt. Warst du nie. Genau wie ich.« Geborstener Stein und zersplittertes Glas in seiner Stimme.
Instinktiv legte sie ihm die Hand auf den Nacken und streichelte ihn, wie er sie gestreichelt hatte. Er ließ es zu, gestattete ihr Körperprivilegien, die alles noch komplizierter machten. Sie hatte geglaubt, in Venedig alles wunderbar geregelt zu haben, doch nun hatte er einen geheimen Teil von ihr angesprochen, der immer noch Hoffnung hegte und zu dem sie schon so lange niemandem mehr Zutritt gestattet hatte, dass sie ihn selbst fast vergessen hatte. Ihr Magen verkrampfte sich, und ihr Herz schlug heftig, weil Riaz so schnell an diesen Punkt gelangt war.
Und dann gab es da auch noch seine Dominanz.
Gerade in diesem Augenblick umfasste er sanft ihre Kehle. »Was meinst du, warum ist deine Wölfin so auf der Hut?«, fragte er leise und drückte das Becken erneut nach vorn.
Sie rieb sich an ihm, hörte zufrieden, wie er zwischen zusammengebissenen Zähnen zischend die Luft ausstieß. Doch obwohl er die Hand besitzergreifend um ihre Brust schloss, unternahm er nicht den nächsten Schritt, nach dem sie schweißbedeckt und eng umschlungen beieinanderliegen würden. »Ich habe mich daran gewöhnt, unterwürfig zu sein«, gab sie zu, enthüllte, was für eine Närrin sie gewesen war, obwohl der Stolz es ihr verbieten wollte.
»So war ich bei Martin. Um ihn glücklich zu machen, musste ich mich unterwerfen.« Es war so allmählich vor sich gegangen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie hässlich das Ganze war. Es waren stets kleine Dinge, von denen sie gedacht hatte, dass sie keine Rolle spielten – denn schließlich hatte der Mann sein Leben riskiert, um ihres zu retten. Doch dann hatte sie erkennen müssen, dass sie Adria begraben hatte, um Martin einen Gefallen zu tun. »Er war nicht einmal annähernd so stark wie du.«
Riaz schnaubte. »Seit wir uns begegnet sind, trittst du mir doch energisch entgegen – ich bin doch nicht blöd und nehme an,
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