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Einsame Spur (German Edition)

Einsame Spur (German Edition)

Titel: Einsame Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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kenne sonst keinen Wolf, der zwei Mal im Leben eine Gefährtin gefunden hat.«
    »Hast du das denn?«
    Riaz hielt den Atem an, der Schmerz in seiner Brust wurde stärker. »Adria ist mein.« Davon würde er nicht abrücken, weder jetzt noch zu einem anderen Zeitpunkt. Sie musste sich nur an den Gedanken gewöhnen. »Doch das Band zieht mich zu Lisette.« Zwar nicht mehr länger wild und besitzergreifend, doch wie eine immerwährende leise Erinnerung – für einen Raubtiergestaltwandler an sich schon eigenartig, doch was war schon nicht eigenartig an der ganzen Situation.
    Hawkes Haar funkelte im Dämmerlicht, als er den Kopf schüttelte. »Ich müsste lügen, wenn ich sagte, mir fiele eine Lösung dafür ein.«
    »Eben.« Denn es gab einen wichtigen Unterschied zwischen seiner Lage und der Situation, in der sich Hawke befunden hatte – das kleine Mädchen, von dem Hawke geglaubt hatte, sie würde seine Gefährtin werden, war gestorben, als Hawke noch ein Junge war. »Wenn Rissa noch am Leben wäre …«
    »Wäre ich ein anderer Mann«, sagte Hawke schlicht. »Ich wäre schon Jahre verheiratet gewesen, bevor ich Sienna überhaupt begegnet wäre, und das hätte mich zu einem ganz anderen gemacht.« Ein scheues Lächeln. »Wer weiß, vielleicht wäre ich ein ganz netter Typ geworden.«
    Unerwartet legte sich so etwas wie Heiterkeit um Riaz’ verwirrte Gefühle. »Ich sehe direkt vor mir, wie du Törtchen bäckst.«
    Aus irgendeinem Grund brach Hawke daraufhin in Lachen aus, dann verwandelte sich der Leitwolf wieder und trottete mit den wilden Wölfen zum Fluss. Riaz’ Wolf streckte sich und wollte auch herausgelassen werden. Er ließ ihm seinen Willen, folgte Hawke zum Fluss und höher in die Berge hinauf. Das kleine Rudel lief in mäßiger Geschwindigkeit, der Wind fuhr durch ihr Fell, alle Gerüche waren eindringlicher und klarer in der kalten Luft.
    Die Schönheit der Sierra Nevada traf Riaz erneut ins Herz. Wie hatte er Berge und Wälder, Seen und Flüsse je verlassen können! Er liebte dieses Land so sehr, dass es wehtat. Auf einer kleinen Anhöhe aus kleineren Felsen hob er den Kopf und sang ein Lied der Freude, dass er daheim war … dass er diejenige gefunden hatte, die zu ihm gehörte. Das Rudel fiel in sein Heulen ein, und das tat ihm gut.
    Er kletterte wieder hinab und rannte weiter.
    Sie hielten an einem spiegelglatten See. Riaz stillte erst seinen Durst, bevor er sich wandelte, sein Geist war nicht völlig ruhig, aber zumindest weniger verwirrt. Ein Funkenregen neben ihm kündigte Hawkes Verwandlung an. Lange Zeit sagten sie kein Wort. Der Abendwind rauschte in den Bäumen, an den Rändern des flammend roten Himmels wurde es indigoblau.
    »Hat der Paarungstanz mit Lisette schon begonnen?«, fragte Hawke schließlich und kraulte nebenbei einem wilden Wolf den Kopf, der sich zu ihnen gesellt hatte. »Denn dann hat dein Wolf die Entscheidung bereits gefällt, und der Kampf dagegen wird dich zerstören.«
    »Nein.« Weder Wolf noch Mann wollten den Tanz mit Lisette – es schien in jeder Hinsicht etwas falsch daran zu sein, etwas wie ein schlimmer Verrat, sodass der Wolf leise knurrte. »Zwischen Lisette und mir bestand nie mehr als eine Möglichkeit.« Und tief im Innern wusste er, dass der Zeitpunkt, in dem aus einer Möglichkeit Realität hätte werden können, längst vorbei war, unabhängig von allen Regeln. »Hast du je von einem Wolf gehört, der eine Beziehung hatte und dann seine Gefährtin fand?«
    Hawke ließ sich Zeit mit der Antwort. »Ich kenne Paare, die erst nach Jahren des Zusammenseins ein Paarungsband entwickelt haben, was damit zusammenhängen könnte, dass die Entscheidung des Menschen die des Wolfs beeinflusst oder dass sich nach einer Zeit des Zusammenseins zwei Leute auf ideale Weise ergänzen – wie Indigo und Drew, die sich auch lange kannten, bevor sie Gefährten wurden.«
    Riaz wusste, was der Leitwolf damit sagen wollte, er hatte es selbst bei Gefährten erlebt, aber – »Das war nicht meine Frage.«
    Blassblaue Augen sahen Riaz an. »Die Antwort ist nein. Auch eine Liebe ohne das Band, wenn der Wolf wirklich die Geliebte annimmt, scheint zu verhindern, dass ein Paarungsband zu jemand anderem entsteht.« Er zögerte und sagte dann: »Die einfachste Erklärung wäre, dass eine solche Bindung das Paarungsband quasi ersetzt.«
    »Wenn ich also Adria zuerst getroffen hätte –«, und sich genauso heftig in sie verliebt hätte, »– dann müsste ich mich jetzt nicht mit diesem

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