Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
spürt, dass sein Vater ein wenig Aufmunterung brauchen kann. Sein Dad, der den Insolvenzverwalter an der Backe hat, der ihnen alles, einfach alles wegnehmen will. Und die Steuerfahnder, die sich wie die Geier auf Montgomery stürzen. Und die Kredithaie, die trotz des Verkaufs des Townhauses und des Sommerhauses und der Autos immer noch nicht genug aus ihm herausgesaugt haben. So steht es um Monty, darum wagt Rick nicht, seinem Vater zu sagen, dass er sein Zimmer am liebsten in Brand setzen würde, und die ganze Wohnung, und am besten ganz New Jersey.
Das Leben geht weiter, lautet der gute alte Spruch. Er ist vielleicht alt, gut ist er nicht. In den Wochen, in denen sich das abspielt, denkt Rick oft, wozu soll ich leben, wenn ich nicht tun kann, was mir gefällt? Das ist die Sicht eines verwöhnten Bengels. Man könnte ihm darauf antworten: Gut, dass du mal eine in die Fresse kriegst, Rick. Das Leben ist kein Zuckerschlecken, es ist kein Hollywoodfilm, es ist träge und zäh, und man lernt nie die Frauen kennen, die einem am besten gefallen. Manchmal glaubt man, man fährt auf der Überholspur, dabei ist es der Pannenstreifen.
Mal glaubt man sich im Fahrstuhl auf dem Weg nach oben, dann hängt einer das Schild raus: Fahrstuhl außer Betrieb .
Solche Sprüche prallen an einem wie Rick ab. Einer, der sich in den Kopf gesetzt hat, dass die Welt dazu da ist, um ihn glücklich zu machen. Einer, der meint, das Leben gibt es überhaupt nur, weil es Rick gibt. Ein Rickleben sozusagen.
Rick stiehlt sich aus seinem neuen Zimmer davon, und zwar gleich am ersten Abend. Er muss nach Manhattan. Es ist wie eine Droge, die braucht er, wenn er im Mief von New Jersey nicht ersticken will. Also besteigt Rick die Fähre in die einzig richtige Richtung – Battery Park. So heißt die Südspitze Manhattans, wo die Fähren ankommen. Kaum hat er den Fuß wieder auf das geliebte Eiland gesetzt, geht es Rick besser.
Bisher streifte er durch Manhattan wie ein Indianer durch sein Jagdrevier. Die Stadt gehörte ihm, Rick bewegte sich als Eingeborener darin. Jetzt, und das schmerzt ihn, kommt er sich wie einer der verdammten Touristen vor, die sich von ihrem Ersparten einen Trip nach Manhattan leisten, mit ihren dämlichen Straßenkarten losziehen und zu den Wolkenkratzern hochglotzen. Deshalb will Rick nicht dorthin, wo alle hinlatschen – Soho, Greenwich Village oder Midtown. Er sucht eine Route, die nur ein Einheimischer kennt. Rick zieht es nach Alphabet City. Hätte man ihm gesagt, dass sich sein ganzes Leben dadurch ändert,
Rick wäre trotzdem gegangen. Vielleicht hätte er es nachdenklicher getan, scheuer, vielleicht hätte er besser aufgepasst, wer ihm über den Weg läuft.
Alphabet City hört sich nach einer ganzen Stadt an, dabei ist es nur ein Viertel im Osten der Insel. Man kann es in zehn Minuten durchqueren und braucht sich nicht mal zu beeilen. Früher galt die Gegend als unfein, dort wohnten die Ärmsten Manhattans; vor langer Zeit waren es deutsche Einwanderer, später Juden, Iren und Italiener. Überall wo Manhattan früher arm war, ist es heute trendy. Aber es gibt Ecken in Alphabet City, die keiner kennt und die man besser nicht kennenlernt. Dort zieht es Rick hin.
Da er nichts Besonderes vorhat, steigt er nicht in die Subway, sondern läuft zu Fuß den F. D. Roosevelt Drive hoch, vorbei an den alten Hafenanlagen, vorbei an der Brooklyn Bridge, wenig später biegt er in die Avenue D, die äußerste der vier Alphabet-Straßen. Er fühlt sich erheblich besser. Das Gehen hat ihn warm gemacht, die schlechte Luft ist die beste Luft, der Mief aus den Gullis und Abzugsrohren der Imbissbuden vermischt sich zu etwas, das Rick Glück nennen würde. Er hat Hunger und beschäftigt sich mit der Frage: Wo, was und welches Dressing nehm ich dazu?
Er will keinen Coffee Shop und keinen Schnellimbiss, in ein Restaurant will er auch nicht. Vor der Pastramibude, die ihn anmacht, balgen sich die Leute um einen Platz. Rick geht und geht, sein Magen knurrt lauter als die Hunde, die von einem professionellen
Hundegassigeher ausgeführt werden. Hechelnd zerren sie an ihren Leinen und den schlaksigen Studenten hinter sich her. Rick entdeckt ein Deli an der Ecke 6th Street und Avenue B und weiß, das ist es. Hier wird er sich etwas zusammenstellen, am Stehtisch beim Fenster will er futtern. Das Wasser läuft ihm im Mund zusammen. Er geht hinein und wundert sich, dass es so still ist. Er kennt die Delicatessen Stores sonst erfüllt vom
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