Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
ihm alles zutrugen, doch da er nicht mehr da war, fehlte ihnen eine
regelmäßige Einnahmequelle und sie suchten sich neue Auftraggeber. Die
Geschichte pendelte sich von alleine wieder in ihre alten Bahnen ein und alles
ging den vorgesehenen Gang. Daher waren wir nicht überrascht, als die
Zeitmaschine an einem Morgen, kurz nachdem Klaus verschwunden war, grünes Licht
zeigte. Anscheinend hatte nun auch der Letzte von Klaus‘ Handlangern das
Handtuch geworfen und sich neuen Untaten zugewandt.
„Das
heißt, dass wir nach Hause können?“, frohlockte ich, als Phil mich mit der
guten Nachricht konfrontierte.
„Ja,
ich lasse die Diener noch heute alles zusammenpacken, zahle sie aus und dann
reisen wir ab.“
Damit
wir den Dienern nicht im Wege standen, machten Phil und ich uns ein letztes Mal
zum Palast nach Whitehall auf.
Beim
Betreten des Presence Chambers wurde mir bewusst, wie sehr ich mich an dieses
Leben hier gewöhnt hatte und es mir in Fleisch und Blut übergegangen war. Ich
würde die vielen Menschen vermissen, die hier den Tag verbrachten, in der
Hoffnung ein paar Worte mit Ihrer Majestät zu wechseln, um ihre Anliegen
vorzutragen. Die vielen fremdländischen Gesandten, die bei Hof ein- und
ausgingen, die einen mit dem Hintergedanken, dass Elizabeth sich vielleicht
doch noch bequemte, einen von ihnen zu ehelichen, die anderen eher mit der
Absicht die Königin zu entmachten. Genügend Höflinge waren der Ansicht, dass
Maria Stuart die rechtmäßige Erbin des Throns war, auch wenn sie bereits seit Jahren
in Haft saß. Die politischen Ränkeschmiedereien, die den Tag bei Hofe
bestimmten, waren faszinierend, solange man nicht selbst das Opfer einer
solchen Intrige war.
Wie
sollte ich mich eigentlich wieder an mein Leben als Lehrerin gewöhnen und an
den Alltag in Jeans und T-Shirt? Mich würde keine Meg mehr morgens in Gewänder
aus Samt und Seite einkleiden. Dann hieße es auch „Auf Wiedersehen, Edelsteine“
und „Willkommen Modeschmuck“. Sicherlich würden neue Aufträge kommen, doch wie
Phil es angekündigt hatte, wären sie sicherlich nicht alle so luxuriös, wie
dieser hier.
„Was
ist los mit dir, du siehst traurig aus?“, fragte Phil, der bemerkt hatte, wie
ich still meine Umgebung in mich aufgesogen hatte.
„Ich
nehme schon mal Abschied und versuche mir alles einzuprägen. Mir wird das Ganze
hier fehlen, selbst der Gestank“, erwiderte ich mit einem kleinen Lachen.
„Aber
denk mal daran, welche Abenteuer uns noch erwarten und wenn wir Klaus erst
einmal gefasst haben, dann wird es wieder so wie früher!“ Ein Strahlen ging bei
dieser Vorstellung über sein Gesicht.
„Wenn
wir seiner habhaft werden!“ So ganz wollte ich noch nicht daran glauben, dass
wir ihn dingfest machen konnten. Dass wir zweimal auf ihn gestoßen waren, war
mehr als Zufall gewesen. Oder lauerte er uns zukünftig auf, in der Hoffnung
endlich seine Rachepläne durchsetzen zu können? Wäre alles vorbei, wenn wir
Klaus dingfest gemacht hatten, so wie sich hier alles von alleine geregelt
hatte? Oder würde der Nächste beginnen seine Machtgelüste auszuleben?
Ich
wurde in meinen Gedanken unterbrochen, denn Walter Raleigh kam auf uns zu.
Wehmütig betrachtete ich den großen, gut aussehenden Mann. Er würde mir fehlen,
war er doch tatsächlich so etwas wie ein Freund für mich geworden. Stets hatte
er mich unterstützt und sich meiner Person angenommen, lange noch, bevor der
Rest des Hofes sich für mich interessiert hatte.
„Ihr
seht traurig aus, Lady Laura. Ich hoffe, es ist kein Unglück geschehen!“,
bemerkte er, nachdem er uns begrüßt hatte. Ich wechselte einen kurzen Blick mit
Phil, er schien zu verstehen und entschuldigte sich, um uns alleine zu lassen.
„Es
ist soweit, Sir Walter, unsere Zeit hier bei Hofe geht zu Ende. Wir werden noch
heute unsere Reise in die Heimat antreten. So sehr ich mich auf die Heimkehr
freue, ist es der Gedanke an den Abschied, der mich traurig stimmt!“ Und das
sagte ich nicht nur, weil es die richtige Antwort für Raleigh war, sondern weil
ich mich so fühlte. Wir waren so lange bei Hofe gewesen, dass es für mich zu
einer zweiten Heimat geworden war. Und der Gedanke an die Abreise stimmte mich
traurig, egal wie sehr ich mich nach meiner Zeit sehnte. Walters Miene wurde
mit einem Schlag ernst. Mit einer so plötzlichen Abreise unsererseits hatte er
wohl nicht gerechnet. Er nahm meine Hand und hielt sie fest, so viel zum Thema
korrektes Benehmen. Immerhin waren wir
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