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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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erschrecken wie ich.«
    Pelyn wusste es bereits mit absoluter Gewissheit, und das Schaudern brach so heftig wieder aus, dass sie den grob geschnitzten Holzbecher auf den Boden fallen ließ. Ein Sprung zurück in die Vergangenheit. In die Schmerzen und die Verwirrung. Deshalb starrten die TaiGethen sie so mitfühlend an. Sie und Katyett. Alte Wunden würden wieder aufreißen. Alte Erinnerungen würden ans Licht gezerrt. Dabei hatte sie gerade erst gelernt aufzuwachen, ohne die schmerzhafte Zurückweisung im Herzen zu spüren.
    »Es ist Takaar, oder? Er kommt zurück.«

ACHTUNDZWANZIG
     

Sorge dafür, dass dein Feind sich im Kreis dreht. So wird er nicht bemerken, aus welcher Richtung du angreifst.
     
    H ätte er dich getötet?« Serrin war wieder so wortkarg und schroff wie früher, was Auum höchst beruhigend fand. »Sein Geist ist nicht stark.«
    »Das, mein Priester, ist eine krasse Untertreibung. Er pendelt zwischen dem klarsichtigen Lehrer, murmelnder Innenschau und der ganz neuen Idee, sich mit der Stimme in seinem Kopf zu verbünden. Er hasst sich selbst, manchmal legt er einen lächerlichen Stolz an den Tag, den er nie gezeigt hat, als er auf Hausolis noch bei sich war. Wie kann er uns überhaupt nützen? Und ja, ich habe keinen Zweifel, dass er mich getötet hätte. Du hättest ihn sehen sollen. Er ist unglaublich schnell.«
    Serrin runzelte die Stirn. »Ich habe ihn gesehen.«
    »Dann hast du eine Weile das Schauspiel genossen, ja?«
    Serrin lächelte nur.
    »Wie lange verfolgst du uns schon?«
    »Seit Verendii Tual.«
    »Gut. Und wie verläuft der Aufmarsch?«
    »Die meisten wissen Bescheid, und alle, die es wissen, sind unterwegs.«
    »Wir müssen weiter«, drängte Auum. »Das Boot liegt am Ufer.«
    Serrin blickte zu Takaar, der am Wasserlauf auf einem Stein hockte. Serrins Erscheinen hatte ihn anscheinend veranlasst, sich wieder in sich selbst zu versenken. Er hatte eine Stunde lang mit seinem Peiniger geredet, die beiden Elfen angeschaut und einen Strom von Flüchen losgelassen.
    »Takaar ist weniger gefährlich, wenn er läuft.«
    Auum nickte. »Ich weiß, aber dadurch wären wir schrecklich langsam. Ich verstehe es nicht. Als ich ihm begegnet bin, hasste er die andere Stimme und hat ihr widersprochen, wo er nur konnte.«
    »Zehn Jahre sind eine lange Zeit, um allein mit so einer Schuld zu leben.«
    »Wir geben ihm die Gelegenheit, es wiedergutzumachen. «
    »Das sieht er vielleicht ganz anders.«
    Takaar starrte sie an. Sein Gesicht war bleich, er nagte an der Oberlippe und runzelte die Stirn, als versuchte er, sich an etwas zu erinnern. Er deutete auf Auum.
    »Auf der linken Seite ist deine Abwehr zu niedrig, damit wird deine Schläfe angreifbar.«
    Auum wollte schon protestieren, doch er hielt sich zurück. »Danke.«
    Takaar nickte Serrin zu. »Du hast falsch gestanden. Zwar hättest du mich mit dem Messer töten können, doch es ist gut möglich, dass ich mit dem Ellenbogen gestoßen und dir einen Hoden zerquetscht hätte. Dein linker Fuß war zu weit vorn, deine Stellung war zu offen. Der Griff um meinen Hals war gut, aber du musst beim nächsten Mal mehr von der Seite kommen, damit ich kein Ziel finde.«
    Serrin bedankte sich mit einem Nicken.
    »Wir müssen weiter«, drängte Auum. »Das Boot ist …«
    Takaar schüttelte den Kopf.
    »Nicht das Boot. Nie wieder. Ich habe Angst vor dem Wasser.« Dann lachte er haltlos. Es dauerte eine Weile, bis er sich beruhigt hatte und weitersprechen konnte. »Er versucht schon lange, mich zum Selbstmord zu bewegen, indem ich in einen Fluss springe. Die ganze Zeit wusste er nicht, dass ich nicht vor dem Sturz, sondern vor dem Wasser so große Angst hatte. Ich hätte es in zehntausend Jahren nicht getan.«
    Takaar schnaubte, dass ihm der Rotz aus der Nase flog. Auum deutete mit dem Daumen zum Meer.
    »Du bist hundertfünfzig Schritte weit geschwommen, ich habe es gesehen. Du bist ein ausgezeichneter Schwimmer.«
    Takaar hielt sich den Bauch vor Lachen.
    »Was glaubst du denn, warum ich so schnell war? Stell dir nur vor, was unter der Oberfläche lauert und nach meinen Zehen schnappen oder mich hinabzerren will.« Takaars Belustigung verschwand so schnell, wie sie gekommen war. »Ertrinken. Keine andere Möglichkeit mehr haben, als den Mund zu öffnen und das Wasser in die Lungen strömen zu lassen. Spüren, wie das Leben dahinschwindet, während man hilflos die Hände zum Sonnenlicht hebt, das man nicht mehr erreichen kann.«
    Takaar starrte die Hand an,

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