Einst herrschten Elfen
hatten. Aus der Lage deiner Toten schließe ich, dass die Flüchtigen hier gestellt wurden. Dumm für sie, dass auch die Tai gerade hier waren.«
Garan bemerkte, dass Sildaan lächelte. Es wirkte ein wenig ironisch und ging mit einem winzigen Kopfschütteln einher, das er inzwischen als widerwilligen Ausdruck von Respekt erkannte.
»Was ist?«
»Nun, wir haben Pelyn nicht unter den Toten im Park gefunden, oder? Ich frage mich, ob sie sich herausreden konnte, nachdem Helias nicht mehr da war.«
Weiter unten auf der Straße ging eine Tür ein Stückchen auf. Garan zog die Klinge. Vorsichtig kam ein einzelner Mann heraus, der beinahe so etwas wie Begeisterung zeigte, als er Garan erblickte. Er war schrecklich bleich und hatte einen Unterarm mit einem blutigen Tuch umwickelt. Halb rannte er, halb stolperte er und brachte den Gestank von Exkrementen und Urin mit. Garan hob abwehrend die Hände, als er die Flecken auf den Hosen bemerkte.
»Das dürfte nahe genug sein. Wie heißt du, mein Sohn?«
»Naril, Herr.« Gehorsam blieb er stehen und betrachtete die Toten auf der Straße. Unangenehme Erinnerungen erwachten, sein Gesicht spiegelte die Angst, die er vorher empfunden hatte. »Sie sind so schnell über uns hergefallen. Ich habe sie erst bemerkt, als sie mit uns sprachen.«
»Sie haben mit dir gesprochen?«, fragte Garan.
»Was haben sie gesagt?«, wollte Sildaan wissen.
Garan mochte es, wenn sie die balaianische Sprache benutzte. Sie hatte einen schrecklichen Akzent, aber wenn er es hörte, regte sich etwas in seinen Lenden, das mit den übrigen Gefühlen im Widerstreit stand.
»Sie haben uns prophezeit, wir würden alle sterben«, erklärte Naril.
»Ah ja«, meinte Garan. »Einer bleibt übrig, der es erzählen kann. Das kennen wir schon, junger Naril. Wie viele waren es?«
»Nur zwei von den Schnellen und vier andere. Al-Arynaar, aber etwas heruntergekommen.«
»Zwei?« Garan wandte sich an Sildaan. »Hast du eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?«
»Nein. Sie sind nur auf der Jagd zu dritt unterwegs. Ich bin sicher, dass dies nur Späher waren.«
»Es ändert nichts an unseren Plänen. Mach dir keine Sorgen, Naril. Kehre auf dein Schiff zurück und lass deine Wunden von einem Magier versorgen. Säubere dich und ruh dich aus.«
Naril nickte und lief in Richtung des Hafens davon.
»Hast du einen Plan?«, fragte Sildaan.
»Und ob.«
»Ich höre ihn mir gern heute Abend im Shorth-Tempel an. Auch Llyron ist sicher interessiert.«
»Wollen wir hoffen, dass ich dich nicht enttäusche.«
»Nicht schon wieder.«
»Sildaan?«
»Ja?«
»Was deinen Humor angeht, habe ich mich anscheinend geirrt.«
Pelyn zitterte, als hätte sie Fieber. Kurz nach ihrer Ankunft im Übergangslager hatte das Schaudern eingesetzt. Sie hatte angeordnet, dass treue Al-Arynaar Tulan und Ephran entwaffneten und in Gewahrsam nahmen. Ebenfalls auf ihre Anweisung hin hatte Methian einen Platz in einem der großen Schlafsäle bekommen. Pelyn selbst hatte sich gerade mit Katyett niedergesetzt, als das Zittern einsetzte. Sie war sicher, dass Katyett ihr etwas Wichtiges zu sagen hatte, doch das war vergessen, sobald Pelyns Zähne heftig zu klappern begannen.
Katyett holte ein heißes Getränk von einem Kochherd, den die TaiGethen und Ynissul in Baumstümpfen eingerichtet hatten. Die klug gebauten Vorrichtungen spendeten heißes Wasser zum Waschen und Trinken, erzeugten aber weder Rauch noch auffällige Flammen. Der Rauch wurde durch ein raffiniertes System von ausgehöhlten Wurzeln in einen nahen Bach geleitet, und die Flammen verdeckte eine kleine Kuppel aus Lehm innerhalb des Baumstumpfs.
»Was ist nur los mit mir?«, fragte sie.
»Dir geht es sicher bald wieder gut«, beruhigte Katyett sie. »Du hast eine Menge durchgemacht, nimm dir einfach etwas Zeit. Ist dir kalt?«
»Nein.« Pelyn blickte zum Abendhimmel. »Ich fühle mich nur so schmutzig. Warum starren die mich eigentlich alle an?«
»Vielleicht, weil dein Gesicht etwas ramponiert ist. Darum kümmern wir uns gleich. Wen meinst du überhaupt mit alle ?«
»Zuerst einmal alle TaiGethen.«
»Das bildest du dir nur ein.« Katyett wich ihrem Blick aus.
»Ich bibbere, aber ich bin nicht blind. Was ist los?«, bohrte Pelyn.
»Später. Zuerst musst du wieder in Ordnung kommen. Lass uns über etwas anderes reden, damit du den Schock überwindest. «
»Also geht tatsächlich etwas vor.«
»Pelyn!«
»Schon gut, schon gut. Was willst du wissen?«
»Wir könnten mit
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