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Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Titel: Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Moszkowski
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höherer Ordnung über uns käme.
    * * *
    Immerhin bliebe die Möglichkeit, daß die »überlegene Kultur« auch die Anweisung für die uns fehlenden, zweckdienlichen Organisationen enthielte. Anstatt dieser Utopie nachzuspüren, beschränkten wir uns auf den Vergleich des irdischen Einst und Jetzt. Waren nicht schon die schönsten Anläufe zu einer reibungslosen, die Konkurrenzkämpfe unter den Nationen vermindernden Organisation vorhanden in den zahlreichen internationalen Einrichtungen, die doch einen großen Teil der Geisteswelt zu gemeinsamer Arbeit vereinigten? Und besteht eine Aussicht für die Wiederaufnahme dieser internationalen Zusammenfassung?
    Hier schlug Einstein optimistische Töne an, nicht zur Bejubelung einer auf Verabredung gegründeten Organisation, sondern zur Feier der weltumspannenden Geistigkeit an sich. Selbst beim Ausscheiden aller internationalen Kongresse, sagte er, wäre das internationale Zusammenwirken nicht aus der Welt zu schaffen, da es sich automatisch vollzieht. Ja, ich gehe soweit, zu behaupten, daß bei etwaigem Fortfall aller Kongresse nicht einmal eine wesentliche Verzögerung in der zusammenhängenden Arbeit zu befürchten wäre. Wenn gewisse Entwicklungen durch politische Zustände beeinträchtigt werden, so ist es nur die dadurch erzeugte Not der Individuen, die als Hemmung auftritt, der Mangel an geistiger Bewegungsfreiheit, also die Folge der wirtschaftlichen Drangsale. Die wirklich begeisterten Freunde der Wahrheit standen und stehen tatsächlich einander immer nahe, viele von ihnen fühlen sich einander näher als ihrem eigenen Lande gegenüber. Und allen Hemmungen und Trennungen zum Trotz werden sie sich stets zu finden wissen!

Er selbst.
    Der Werdegang und die Persönlichkeit.
    Aus den Lebensbeschreibungen geistig großer Männer wissen wir, daß sich in ihnen das Ideal dramatischer Spannung nur selten verwirklicht. Sie sind keine Romanhelden mit verwickelten Erlebnissen und abenteuerlichen Daseinsproblemen, welche die Phantasie der Betrachter sonderlich beschäftigen können. Wer ihre Entwicklung verfolgt, der bemerkt bei den meisten das Vorwalten der inneren Linie, deren Verlauf sich nur aus dem Studium ihrer Werke erschließt, nicht im Gewirr äußerlich bewegter Gestaltungen. Der geistig Bedeutende, auf gedankliche Innenarbeit konzentriert, behält nur selten die Zeit übrig, um daneben eine im epischen Sinne interessante Figur zu werden. Der nachschaffende Dichter findet in ihm kein Modell, und nur in Ausnahmefällen ist es geglückt, sein Leben als ein Kunstwerk darzustellen.
    Es wäre ein vergebliches Bemühen, Einsteins Leben als einen solchen Ausnahmefall zu behandeln. Man kann die Phasen seiner Entwicklung nachzeichnen, allein weder der Beschreiber, noch der Leser werden es sich verhehlen dürfen, daß diese Aufzeichnungen das Bild des Mannes nur äußerlich, chronologisch vervollständigen können. Immerhin wird eine Schrift, die sich mit ihm beschäftigt, nicht an der Aufgabe vorbeikönnen, sein Curriculum vitae zu liefern. Und wenn es teilweis etwas aphoristisch, ungegliedert ausfällt, so möge man im Auge behalten, daß es auf dem Boden der Konversation entstanden ist, in Einzelheiten der Gespräche, die je nach Anlaß verschiedene Episoden seines Daseins berührten.
    Einsteins Lebensgeschichte beginnt in Ulm, der Stadt, die das höchste Bauwerk in Deutschland besitzt. Gern würde ich mich auf die Warte des Ulmer Münsters stellen, um von ihm aus eine Rundsicht über Alberts Jugend zu gewinnen; allein der Ausblick versagt, es zeigt sich nichts am Horizonte, und alles beschränkt sich auf die dürftige Wahrnehmung, daß er hier im März 1879 zur Welt kam. Zu erwähnen bliebe nur die schon an anderer Stelle genannte Einzelheit, daß es etwas Physikalisches war, das zuerst die Aufmerksamkeit des Kindes in Anspruch nahm. Sein Vater zeigte ihm einmal, als er im Bettchen lag, einen Kompaß, lediglich in der Absicht, ihn spielerisch zu beschäftigen. Und in dem fünfjährigen Knaben weckte die schwingende Metallnadel zum erstenmal das große Erstaunen über unbekannte Zusammenhänge, das den im Unterbewußtsein schlummernden Erkenntnistrieb ankündigte. Für den Einstein von heute besitzt die Rückerinnerung an jenes psychische Erlebnis offenbar eine starke Bedeutung. In ihm scheinen sich alle Eindrücke der frühen Kindheit zu verlebendigen, um so stärker, als die übrigen physikalischen Gegebenheiten, wie etwa der freie Fall eines nicht unterstützten

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