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Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)

Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)

Titel: Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janick P. Mischler
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benötigen würden.
Was geschieht nun, wenn wir einen Lichtstrahl mit Lichtgeschwindigkeit verfolgen?
    Hier setzt das zweite Postulat an: Das Relativitätsprinzip. Es besagt, dass zwei gleichmässig bewegte Beobachter zueinander vollkommen gleichberechtigt sind. Demnach können Sie mit keinem Experiment der Welt feststellen, ob ein Zug mit konstantem Tempo fährt oder stillsteht. Das hängt damit zusammen, dass es kein absolutes Bezugssystem gibt, sondern nur relativ zueinander bewegte Bezugssysteme. Ein Beispiel verdeutlicht das Relativitätsprinzip: Sie sitzen in einem Schnellzug und trinken einen Kaffee, der Ihnen der freundliche Herr von der Minibar soeben verkauft hat. Ein Pendler steht am Bahnsteig und beobachtet den vorbei fahrenden Zug. Die Lokomotive und die Wagen, aber auch die Passagiere und Ihr Kaffee bewegen sich aus seiner Sicht sehr schnell in Fahrtrichtung. Der Pendler sieht Ihren Kaffee mit 100 Stundenkilometern durch den Bahnhof brausen. Aus Ihrer Perspektive betrachtet bewegt sich der Kaffee natürlich nicht oder wenn, dann höchstens vom Tischchen zu Ihrem Mund. Wenn wir diese Szene objektiv beurteilen wollen, geraten wir in ein Dilemma. Oder wie urteilen Sie als Richter, wenn der Pendler behauptet, ein Kaffee sei mit 100 Stundenkilometern durch den Bahnhof gerast, und der Passagier dies mit an den Kopf tippendem Finger abstreitet?
    Die Äthertheorie würde sich für die Intuition aussprechen und urteilen, dass sich der Zug und damit auch der Kaffee bewegt haben. Der Passagier könnte im Zug die Lichtgeschwindigkeit messen und würde feststellen, dass diese kleiner ist als die Lichtgeschwindigkeit am ruhenden Bahnsteig, da sich der Zug ja bewegt. Wie wir aber wissen, ist die Relativitätstheorie in die Bresche gesprungen, da experimentell bewiesen wurde, dass es den Äther gar nicht gibt und die Äthertheorie demnach falsch ist. Im Gegensatz zur speziellen Relativitätstheorie, die mittlerweile als eine der am besten geprüften und bestätigten Theorien der Physik gilt. Rufen wir die spezielle Relativitätstheorie in den Zeugenstand. Was kann sie uns über Kaffee und Zug erzählen?
    Die Erzählung ist relativ kurz gefasst. Gemäss dem Relativitätsprinzip sind alle gleichmässig bewegten Beobachter zueinander vollkommen gleichberechtigt. Das heisst: Es lässt sich gar kein objektives Urteil fällen, ob sich der Kaffee bewegt oder nicht. Auch wenn Sie den Fall vielleicht für offensichtlich halten. Der Pendler und der Passagier beurteilen die Szene unterschiedlich, aber beide liegen mit ihrer Beobachtung richtig. Tatsache ist, dass sich der Kaffee aus Sicht des Beobachters am Bahnsteig bewegt und aus Sicht des Passagiers im Zug ruht. Alle Bezugssysteme sind absolut gleichberechtigt. Es gibt keinen absoluten Bezugspunkt 9 , aus dem man ein Urteil über richtig oder falsch fällen könnte. Denn die Naturgesetze gelten in jedem gleichmässig bewegten Bezugssystem gleichberechtigt. Es ist prinzipiell auch nicht möglich, ein bewegtes von einem ruhenden Bezugssystem zu unterscheiden. So spüren Sie zwar den Ruck, wenn der Zug abfährt, können Ihren Kaffee aber auch bei 300 Stundenkilometern trinken, als wenn Sie in einem Restaurant sitzen. Der Passagier kann nicht feststellen, ob sich der Zug mit konstantem Tempo bewegt oder ruht. Sie könnten jetzt einwenden, er solle einfach aus dem Fenster schauen, dann lässt sich das sehr wohl feststellen. Dieser Gedanke ist allerdings zu kurz gefasst, wie ich Ihnen nachher zeigen werde.
    Das Relativitätsprinzip als solches ist nicht wirklich revolutionär, da bereits die klassische Physik mehr oder minder von universellen Naturgesetzen ausgegangen ist, die überall gleich gelten. Revolutionär ist aber der Einbezug der konstanten Lichtgeschwindigkeit. Denn das hat einige sehr merkwürdige Konsequenzen zur Folge. Grundsätzlich einmal muss der Gedanke einer absoluten Welt aufgegeben werden. Bewegung, Zeit, Längen, Energien oder Massen sind abhängig vom Standpunkt des Betrachters. Diese Abhängigkeit ist es, was wir mit „relativ“ 10 meinen. Die für alle gleich geltenden Naturgesetze führen seltsamerweise also dazu, dass die Welt eben gerade nicht für jeden gleich ist. Die Phänomene und Vorgänge erscheinen viel mehr jedem Betrachter mitunter in einem ganz anderen Licht. Aber alle Betrachtungsweisen sind richtig und real.
    9 Der Äther war ein solcher absoluter Bezugspunkt, also ein bevorzugtes Bezugssystem, aus dem heraus eine objektive Beurteilung der

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