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Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)

Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)

Titel: Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janick P. Mischler
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andere in Zeitlupe bewegt, natürlich Recht. Wie ist es dann aber zu erklären, dass Peter im Raumschiff langsamer gealtert ist als Hans?
    Tatsächlich sind die Zeiteffekte nur so lange austauschbar, wie es sich bei der Bewegung um geradlinige und gleichmässige Bewegungen handelt. Denn nur dann sind die Bezugssysteme gleichberechtigt und lassen sich nicht von ruhenden Systemen unterscheiden. Des Rätsels Lösung verbirgt sich im Detail. Die Bewegung muss nämlich auch geradlinig sein. Sobald Peter aber beim Stern angelangt und zur Erde zurückkehrt, muss er sein Raumschiff wenden. Dadurch ist die Bewegung nicht mehr geradlinig, weshalb die Zeiteffekte nicht mehr austauschbar sind. Die Zeitdilatation ist alsbald nicht mehr vom Standpunkt abhängig, sondern entfaltet eine effektive Wirkung, über die sich beide Betrachter einig werden: Peter ist fünfzig Jahre gealtert, Hans aber nur zehn Jahre. Die gravitative Zeitdilation, also die Zeitdehnung, die bei Beschleunigungen und in Gravitationsfeldern auftritt, hat (wie im Kapitel zur allgemeinen Relativitätstheorie ausgeführt) immer eine effektive Wirkung, über die sich die Betrachter einig werden.
    Das Zwillingsparadoxon ist ergo nur ein scheinbarer Widerspruch. Die gewonnen Erkenntnisse über die relativistischen Zeiteffekte ermöglichen gegenwärtig zwar keine konstruierbaren Zeitmaschinen. Dennoch. In ferner Zukunft, wenn es einmal möglich werden sollte, Menschen auf annähernde Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, könnte das Phänomen der Zeitdilatation als eine Art passive Zeitreise benutzt werden. Man könnte ein Raumschiff mit aktiviertem Autopiloten zu einem fernen Stern fliegen lassen. Der Alterungsprozess der menschlichen Insassen würde durch die Zeitdilatation extrem verlangsamt. Nach einigen tausend Erdjahren wäre das angepeilte Ziel erreicht und man könnte die künstliche Altershemmmaschine zum Stillstand bringen. Grundsätzlich sind natürlich auch der Autopilot und die Bordtechnik von der Zeitdilatation betroffen. Das kann fatale Folgen haben. Durch die Zeitdilatation vergeht die Zeit im Raumschiff so langsam, dass ein nahendes Hindernis erst erkannt würde, wenn man es bereits gerammt hätte. Die Reise müsste daher vor dem Start komplett geplant und abgestimmt werden. Der Autopilot müsste so programmiert sein, dass er unter Berücksichtigung der kompletten Zeitdilatation die verschiedenen Manöver frühzeitig einleitet - damit wenigstens den bekannten Hindernissen und Planeten ausgewichen wird. Die Astronauten wären beim Erreichen des Ziels einige tausend Erdenjahre gereist und kaum gealtert, währenddessen auf der Erde ganze Generationen vergangen sind. Die Weltraumorganisation, die das Raumschiff einst auf seine lange Reise schickte, würde womöglich gar nicht mehr existieren. Die Astronauten wären aber immer noch junge Burschen, die einige tausend Jahre der Menschheitsgeschichte im Fluge hinter sich gebracht haben.
    Neben dieser eher passiven und aufwändigen Form der Zeitreise, die nur eine Richtung kennt und sich daher nicht umkehren lässt, könnte es theoretisch möglich sein, sich frei in der Zeit zu bewegen. Sowohl in die Zukunft als auch in die Vergangenheit. Zumindest weisen mathematische Lösungen der allgemeinen Relativitätstheorie darauf hin. Da die Zeit eine physikalische Dimension ist und mit dem Raum ein untrennbares Gefüge bildet, könnte sie auch in irgendeiner Form begehbar oder manipulierbar sein. Das Hauptproblem dabei besteht in der Frage, wie mit der Zeitdimension interagiert werden kann. Eine Bewegung in der Zeit bedeutet ja auch immer eine Bewegung im Raum, da Raum und Zeit in der Raumzeit untrennbar miteinander verbunden sind. Dabei stellen sich einige grundlegende Fragen, die vordergründig zu beantworten sind. Was ist die Zeitdimension überhaupt? Wie kann man sie beeinflussen, begehen und manipulieren? Wie erhalten wir Zugriff auf die Eigenschaften und die Charakteristik dieser sinnesfremden Dimension? Wir stehen augenscheinlich vor einem ähnlichen Dilemma wie die Ameise in der Kugel. Wenn wir uns im dreidimensionalen Raum von A nach B bewegen wollen, können wir dies mitunter zu Fuss tun, in dem wir in die gewünschte Richtung laufen, insofern uns nicht gerade ein Berg in die Quere kommt. Wie kann man sich aber in einer Dimension bewegen, die man weder sehen, fühlen, schmecken, hören, tasten noch überhaupt mit den Sinnen effektiv erfassen kann? Eine Dimension, die keine räumliche Ausdehnung kennt, die

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