Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)
auf einer ganz anderen Ebene der Wahrnehmung beruht. Und überhaupt. Welche Auswirkungen und unabsehbaren Folgen hat eine Reise in die Zukunft oder Vergangenheit auf die Geschichte? Was ist überhaupt Realität? Was ist Gegenwart? Und wie können wir der vierten Dimension wieder entkommen?
Die Einteilung in Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft ist nichts als eine beobachterabhängige Beurteilung der Zeit. Es ist alles eine Frage der Perspektive. Die alten Ägypter verfechten bestimmt mit bestem Wissen und Gewissen ihre Gegenwart als die wahre Realität, auch wenn ein zwielichtiger Besucher aus der fernen Zukunft in einem Zeittunnel anrückt. Ebenso ist sich Attila, der Hunnenkönig, sicher, seine Feldzüge im Hier und Jetzt zu führen und nicht in irgendeiner historisch aufgearbeiteten Vergangenheit. Gleichermassen fühlen sich die Hintermänner des Zeittouristen in ihrer Gegenwart daheim und betrachten die legendären Eroberungen oder den Bau der Pyramiden als Vergangenheit. Die Kernfrage hierbei ist, ob der Gegenwartsmoment abhängig ist vom Betrachter oder ob es eine absolute Gegenwart gibt als einziger Zeitmoment, in dem Geschichte geschrieben wird. Ist es möglich, die Ägypter beim Bau der Pyramide zu beobachten, obwohl diese Zeit längst vergangen ist? Was aber passiert, wenn ein eigentlich unmöglicher Fall eintritt? Wenn eine Konsequenz ihre eigene Ursache verhindert? Ein Ereignis, das nicht mit der zeitlichen Logik und dem Prinzip der Kausalität vereinbar ist? Wie reagiert die Natur, wenn ein Zeitreisender unsere Technologien einer Zivilisation überbringt, die 5000 Jahre vor Christus gelebt hat? Was, wenn er dabei oder dadurch jemanden aus seinem eigenen Stammbaum umbringt und somit nie geboren wird? Kennt die Geschichte einen Mechanismus, um sich selbstständig zu korrigieren? Würde andernfalls nicht bereits eine Zeitreise genügen, um die gesamte historische Entwicklung aus den Fugen zu werfen? Besagt andererseits nicht zuletzt die Chaostheorie, dass der Flügelschlag eines einzelnen Schmetterlings einen Tornado auslösen kann? Führt eine logisch unverträgliche Modifikation der Zeit zur Bildung eines Paralleluniversums, einer Art Kopie unserer Existenz, in der die Geschichte unter Berücksichtigung der fatalen Eingriffe in die Zeit weiterläuft? Ist die Gegenwart nicht das absolute Bezugssystem schlechthin, der einzige universelle Moment auf der Linie der Zeit, in dem etwas geschehen kann, das nicht bereits vergangen oder erst zukünftig ist? Ist der Verlauf der Zeit zwar relativ zum Betrachter, nicht aber der Gegenwartsmoment an sich? Kann es nur die eine Gegenwart geben, den Moment, in dem Sie diese Zeilen lesen, oder ist es denkbar, dass die Gegenwart auch nur eine Sichtweise eines bestimmten Bezugssystems darstellt?
Kausalität ist eines der grundlegenden Prinzipien der allgemeinen Relativitätstheorie und der Wissenschaft überhaupt. Sie besagt, dass die Ursache immer vor der Wirkung eintritt, da sich die Information nur mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten kann. Die Wirkung hat stets nach der Ursache zu erfolgen. Wäre es hingegen möglich, eine Rakete mit Überlichtgeschwindigkeit abzufeuern, würde das Ziel in Schutt und Asche liegen, bevor die Rakete überhaupt abgeschossen worden wäre. Zumindest aus unserer Erfahrung wissen wir, dass eine Wirkung ihre eigene Ursache nicht überholen kann. Die Natur verhindert solche Kausalitätsprobleme, in dem sie keine Information schneller als das Licht werden lässt. Ob es sich dabei um ein fundamentales Prinzip handelt, können wir bis heute nicht mit Sicherheit sagen. Denn wie uns Quantenphysik und Relativitätstheorie gelehrt haben, können sich auch intuitive und selbstverständliche Annahmen beim genaueren Hinsehen als falsch erweisen. Wagen wir daher das Gedankenexperiment und stellen wir uns der Frage, was denn geschieht, wenn jemand in die Vergangenheit gerät? Und ist es überhaupt möglich, in einer anderen Zeit als unserer Gegenwart zu leben?
Eigentlich wissen wir bisher recht wenig über die Beschaffenheit der Zeit. Vielleicht sind Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart fiktive, vom Menschen geschaffene Zustände, um eine gewisse Struktur und Ordnung in unsere Erlebnisse und Erwartungen zu bringen. Aus der Vergangenheit erinnern wir uns an Erlebtes, an die Zukunft stellen wir Erwartungen und Pläne. Die naturwissenschaftliche Zeit als vierte Dimension kennt unter Umständen aber keinen Unterschied zwischen dem, was gewesen ist, und dem, was
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