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Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)

Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)

Titel: Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janick P. Mischler
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noch sein wird, da diese Definitionen von der jeweiligen Perspektive abhängen könnten. So wie die drei Raumdimensionen und ihre Freiheitsgrade stets gleichzeitig existieren – es gibt bisher keine Hinweise, dass sich die Anzahl der Raumdimensionen auf irgendeine Art und Weise lokal reduzieren lässt – treten womöglich auch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft immer verbunden auf. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft liegen demnach nicht auf einer festen Zeitlinie, die nur in eine Richtung führt, sondern überlagern sich ständig und finden daher gleichzeitig statt. Etwa so, wie sie jederzeit nach links oder rechts, nach oben oder unten, nach vorne oder hinten gehen können, da diese räumlichen Ausprägungen immer und überall in der Raumzeit existieren. Unter Berücksichtigung dieser auf den ersten Blick widersprüchlichen Theorie lassen sich aber einige scheinbare Paradoxa aus der Welt schaffen. Vorausgesetzt, wir gehen von einer Welt aus, in der Zeitreisen in die Vergangenheit prinzipiell möglich sind. Ein Beispiel ist das allseits bekannte Vater-Sohn-Paradoxon. Reist Hans in die Vergangenheit, um seinen Vater Max umzubringen, bevor dieser ihn gezeugt hat, dürfte es Hans eigentlich nie gegeben haben. Denn damit hat Hans seine Ursache zerstört mit einer Wirkung, die es nach den Grundsätzen der Kausalität nicht geben dürfte. Der Nachwuchs kommt schliesslich nicht vom Storch. Aus dem Mord erwächst ein Zeitparadoxon, das die Kausalität verletzt und den weiteren Verlauf der Geschichte in ihrer Logik entstellt. Falls das Universum eine Art „inneres Bewusstsein“ besitzt, das die Logik der Dinge bewacht, könnte sich die Natur möglicherweise nachhaltig selber korrigieren. Wie dies im konkreten Fall auszusehen hätte, ist indessen die goldene Frage. Die Korrektur könnte einerseits darauf hinaus laufen, dass es Hans nie gegeben hat und Max von jemandem, den es nie gegeben hat, erschossen wurde. Ein Mord ohne Täter. Für Einstein ein grausamer Mord an der Kausalität. Andererseits ist es denkbar, dass ein Wächter der Zeit das Problem erledigt, in dem er es gar nicht entstehen lässt. Vielleicht kennt der Kosmos einen integrierten Schutzmechanismus, der Eingriffe in die Zeit grundsätzlich verbietet. Vergangenheit wäre damit Vergangenheit und für alle Zeiten unabänderlich. Es wäre zwar möglich, durch die Zeitdilatation und andere Anomalien in die Zukunft zu reisen, aber nicht, diese Reise wieder rückgängig zu machen. Damit verbunden ist eine absolute Gegenwart, so dass der Gegenwartsmoment im gesamten Universum in genau demselben Moment stattfindet, sich demzufolge niemand in der Vergangenheit oder der Zukunft aufhalten darf und kann (da die Zukunft die Vergangenheit der Gegenwart wäre).
    Eine elegante Lösung für das widersprüchliche Problem bietet sich in der Vereinheitlichung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Geht man davon aus, dass diese Zustände tatsächlich alle gleichzeitig eintreten, wüsste die Geschichte im Grunde genommen vom Jahr Null an, was Hans im Jahr 2000 anstellen wird. Somit könnten undurchsichtige Komplikationen erst gar nicht entstehen. In der Geschichte wäre beispielsweise der Mord von Max verankert. Vielleicht würden die Personen seiner unmittelbaren Umgebung sogar bewusst wahrnehmen, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zu- und hergegangen ist, dass also jemand aus der Zukunft ins Geschehen eingegriffen hat. Der freie Wille wäre trotzdem nicht eingeschränkt. Gegenwart und Zukunft treten ja gleichzeitig ein. Wünscht sich Hans in der Gegenwart, seinen Vater zu töten, so würde das von der Geschichte zwar von Anfang an so eingeplant, jedoch nicht durch die Geschichte, sondern durch Hans selber so vorgegeben. Möglicherweise existiert die Relativität in der Zeitdimension auch nur bedingt. Es ist denkbar, dass jeder Mensch einen absoluten Ankerpunkt beziehungsweise die Geschichte selber einen absoluten Ankerpunkt hat. Demnach wären Eingriffe in die Vergangenheit möglich. Die Vergangenheit würde aber nur so lange wieder aufgelebt, wie sich ein Zeitreisender darin befindet, und hätte keine nachhaltige Auswirkung auf die Vergangenheit anderer Menschen. Die Vergangenheit würde für den Zeitreisenden gewissermassen zur Gegenwart (Gegenwart ist Definitionsfrage; für eine Person ist die Gegenwart, unabhängig von seinem Aufenthaltsort in der Raumzeit, immer der Moment, der gerade geschieht. Egal, ob sich die Person geschichtlich gesehen in der

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