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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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Wasser.«
    »Für das
Zeug auf dem Boden?«, sagte ich und zeigte auf die Pillen.
    »Meine Eintrittskarte
ins Jenseits.«
    »Sie wollen
sich das Leben nehmen?«
    »Ich will
mir nicht das Leben nehmen. Ich bin längst tot. Ich bin ein lebender Leichnam.«
    »Und wieso?«
    »Warum fragen
Sie mich das? Warum stellen mir alle immer die gleichen Fragen? Wie war noch mal
Ihr Name?«
    »Albert
Pottkämper.«
    Sie starrte
mich an wie eine Geistererscheinung. »Du bist doch höchstens 15 oder 16 Jahre alt
… wie kommst du eigentlich in mein Zimmer? Warum hast du mich nicht sterben lassen?«
    »Ehrlich
gesagt, darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht. Aber wenn Sie mich so fragen?«
    Holly musste
lachen. Sie war wirklich hübsch, wenn sie lachte. Mir fiel ein Stein vom Herzen,
dass sie noch lebte. Nicht auszudenken für meinen Alten, wenn morgen in den Zeitungen
gestanden hätte: ›Deutscher Gymnasiast findet toten Hollywoodstar im Waldorf Astoria‹.
    »Du bist
süß«, sagte Holly. »Aber ich werde ganz bestimmt nicht mit dir ins Bett gehen.«
    »Was Sie
nicht sagen?«
    »Ich gehe
auf gar keinen Fall mit einem Minderjährigen ins Bett.«
    »Vielleicht
sollte man die Altersgrenze herabsetzen.«
    »Kannst
du mir mal den Nacken massieren, Albert?«
    »Gern.«
Ich legte vorsichtig meine Hände um ihren Hals. »So … ist es so richtig …?«
    »Ja, kräftiger
– kräftiger … oh mein Gott …«
    »Was ist
passiert?«
    »Jetzt geht’s
mir schon wieder besser. Spürst du, wie sich meine Muskeln entspannen?«
    »Und ob.
Als wenn dabei Wolken von Sexualhormonen aufsteigen …«
    »Im Ernst?
Das hat mir noch kein Mann gesagt.«
    »Ist mir
nur so herausgerutscht.«
    »Sag mal,
Albert, wie alt bist du eigentlich?«
    »Du meinst,
ich sollte besser darauf achten, was ich sage?«
    »Nein, dein
Alter.«
    Ich druckste
ein wenig herum. Aber das gefiel ihr anscheinend überhaupt nicht. Sie stemmte missbilligend
ihre Hände in die Hüften. Holly Chappell war nicht die Frau, bei der man sich um
eine Antwort drücken konnte.
    »Eh… lass
mich mal nachrechnen … jetzt hab ich doch wahrhaftig mein Geburtsdatum vergessen.
Die Schwestern meines Alten sind 78. Davon abgezogen das Alter meiner Mutter …«
    »Red keinen
Blödsinn …«
    »Ich glaube,
ich bin bald volljährig.«
    »Hattest
du nicht was von 14 gesagt? Oder hab ich das irgendwo gelesen?«
    »Gelesen,
wo denn?«
    »Lass mich
nachdenken … woher weiß ich eigentlich dein Alter? Kannst du mir noch mal den Nacken
massieren, Albert?«
    »Gern.«
    »Ja, wunderbar,
weiter so … meine Depressionen lassen nach.«
    »Dann war
es wohl nur Liebeskummer.«
    »Nein, bloß
kein Liebeskummer. So was bringt einen um.«
    »Ist es
denn nicht das, was du wolltest? Eine Handvoll Pillen – und Feierabend?«
    »Stimmt,
ich wollte mich mit einer Überdosis Schlaftabletten um die Ecke bringen.«
    »Wie Marilyn
Monroe?«
    »Marilyn
hatte furchtbare Probleme, die Ärmste konnte gar nicht anders.«
    »Schon möglich«,
sagte ich. »Aber du bist nicht Marilyn Monroe. Du bist Holly Chappell, der berühmte
Hollywoodstar.«
    »Ehrlich
gesagt mach ich mir nichts aus Ruhm.«
    »Weil alles
Fassade ist, hab ich recht? Das Gebäude trägt die Fassade, nicht umgekehrt. Meist
wird ja alles herausgeschminkt oder man retuschiert so lange an den Bildern herum,
bis man aussieht wie ein Star.«
    »Hollywood
besteht nur aus Lügen.«
    »Vielleicht
ist das ganze Universum eine Lüge. Es besteht nämlich zu 95 Prozent aus unsichtbarer
Materie und Energie.«
    »Jetzt fällt’s
mir wieder ein. Ich glaube, ich hab in der Washington Post was über dein Interview
gelesen.«
    »Kein Interview,
eine Talkshow mit dem Dalai Lama.«
    »Sag ich
doch …«
    Holly ging
nach nebenan – sie stolperte mehr, als sie ging – und goss uns einen Whisky ein.
Zum Glück war es wenigstens Four Roses Single Barrel 100°, wenn schon nicht Laphroaig
oder Lagavulin, und sie versuchte gar nicht erst, ihn mit Wasser oder Eis zu verdünnen.
Na, wie auch immer, Holly sah ganz bezaubernd aus mit den beiden Whiskys in der
Hand und der blutunterlaufenen Delle an der Stirn, die das Toilettenschränkchen
hinterlassen hatte. Ich war schon drauf und dran, ihr einen Heiratsantrag zu machen.
    »Was soll
ich jetzt tun?«, fragte sie.
    »Du meinst,
mit deinem Leben? Stellen wir die Frage anders herum. Was spricht eigentlich dagegen,
sich nicht umzubringen? Wenn es nämlich nichts gibt, das den Aufwand lohnt, dann
solltest du unbedingt die Konsequenzen daraus

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