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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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zu lösen. Als er in
einer Staubwolke auf den Boden krachte, fielen wir uns in die Arme.
    »Das Ding
ist schwerer, als ich gedacht habe«, sagte Mortimer. »Glaubt ihr, wir schaffen es,
den bis zur Rampe zu schleppen?«
    Ken wollte
einen der Lieferwagen an der Rampe kurzschließen, um den Safe abzutransportieren.
    Wir versuchten
ihn Stück um Stück in Richtung Ausgang zu schieben. Er rührte sich immer nur Zentimeter
weiter. Es war eine unsägliche Schufterei und unsere Arme wurden immer länger.
    »Und wenn
wir ihn gleich an Ort und Stelle knacken?«, fragte Bill. Er setzte seinen Akkubohrer
am Schlüsselloch an, aber Ken schüttelte nur verächtlich den Kopf.
    Tatsächlich
war schon nach drei Minuten der erste Bohrer abgebrochen.
    »Moment
mal …«, sagte ich und wischte den Staub vom Gehäuse. »Das ist doch …«
    »Was ist
los?«, fragte Ken.
    »Das ist
ein Kensington & Greenleaf Platin-77-GPS .«
    »Na und?«
    »Den kriegt
nicht mal der Hersteller ohne Schlüssel auf.«
    »Blödsinn,
so was gibt es nicht.«
    »Doch, der
hat das höchste Sicherheitszertifikat, Grad XX, EMA. Dieser Schrank lässt sich auch
nicht mit einem eingeleiteten Gas-Luft-Gemisch knacken, um die Panzerung zu brechen.«
    »Wieso,
bist du etwa zufällig Tresorexperte?«, fragte Ken. »Ist dein Alter Safehersteller
oder was?«
    »Also hört
mal, Jungs …«, sagte ich und setzte mich auf den Safe und ließ die Beine baumeln.
    »Das Ding
hier unter meinem Hintern hat einen luftdichten Korpus mit mehrwandiger Spezialfüllung
aus nichtbohrbarem Karbon-Titan-Betongemisch, eine formgegossene Spezialpanzerung
im Verschlussbereich, Tür mit dreiseitiger Bolzen-Verriegelung, Stahlriegelbolzen
und Stahl-Hintergreiferbolzen, Gesamttürstärke 145 mm, integrierte Bohr- und Schneidbrennsicherung
und Feuerschutzisolierung mit umlaufendem Stufenfeuerfalz …«
    Ken, Bill
und Mortimer starrten mich an, als sei ich gerade auf dem Schweif eines Kometen
ins Zimmer geritten.
    »Und jetzt
kommt das Wichtigste. Sollte es – wider Erwarten und gegen alle Logik – doch jemandem
gelingen, das Ding ohne Spezialschlüssel zu öffnen, dann sendet der eingebaute GPS-Empfänger
an jede Polizeistation des Landes eine Ortsbeschreibung, wo sich das geklaute Stück
momentan befindet. Rikers Island lässt grüßen …«
    Rikers Island
ist New Yorks größte Haftanstalt mit 15.000 Insassen, und schon bei der bloßen Erwähnung
ihres Namens wurden die Pimpfe blass.
    »Wieso fängt
das Ding denn plötzlich an zu senden?«
    »Kontakt
in der Türhalterung, wenn man keinen Schlüssel benutzt.«
    »Und wo
ist die Antenne?«
    »Innen liegend.«
    »Ich glaub’s
nicht«, sagte Ken und zog einen Stuhl heran. Er drehte ratlos seine Schirmmütze
auf dem Kopf. »Soll das ein Witz sein? Heißt das, wir ziehen ohne Knete ab?«
    »Wir können
uns jetzt die Arme brechen und das Ding auf einen Lastwagen verladen, aber ich wette
um meinen Anteil, dass wir uns dabei nichts außer Schweiß und Tränen einhandeln.
Dann können wir auch gleich einen Aushilfsjob in der städtischen Bibliothek annehmen.«
    »In der
Bibliothek, wieso?«
    »Weil wir
dann für die Gefängnisbibliothek von Rikers Island geübt haben. Das wäre schon mal
eine ziemlich privilegierte Situation für Häftlinge.«
    »Ich glaub,
ich fall noch unters Jugendstrafrecht«, sagte Mortimer.
    »Na und?
Schon mal was vom Common Law gehört? Danach sind Kinder zwischen 7 und 14
Jahren zwar nicht unbedingt schuldfähig, können aber trotzdem wie Erwachsene bestraft
werden.«
    »Common
… was?«, fragte Bill.
    »Oder glaubt
hier jemand ernsthaft, dass wir einen Kensington & Greenleaf Platin-77-GPS öffnen
können? In dem Fall schlage ich vor, dass wir abstimmen.«
    »Ich bin
dafür, dass wir’s versuchen«, sagte Ken.
    Die Abstimmung
ging drei zu eins gegen ihn aus. Anscheinend nahmen sie mir den Bluff mit dem Kensington
ab, obwohl es gar keine Tresorfirma dieses Namens gibt. Bei den Burschen aus der
Bronx muss man nämlich auf alles gefasst sein. Die kommen schon mit Messer und Cohiba zwischen den Zähnen auf die Welt. Und wahrscheinlich sitzt sogar ihre Schirmkappe
bei der Geburt richtig herum …
    Ken machte
ein Gesicht, als wenn man ihm alle Zähne eingeschlagen hätte. Einen Augenblick dachte
ich sogar, er würde anfangen zu heulen.
    An diesem
Abend lud ich meine drei neuen Freunde zum Trost auf ein Pizzablech und Bier bis
zum Abwinken ein.
    »Wenn wir
es geschafft hätten, das Ding ohne Alarm zu öffnen, wäre ich freiwillig

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