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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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mir denken, warum er in den Central Park gekommen war. Es gab hier genügend
klapprige alte Damen, denen man die Handtasche entreißen konnte.
    »Du hast
Ähnlichkeit mit Arthur Schopenhauer«, sagte ich. »Weißt du wer das ist?«
    »Nein.«
    »Ein deutscher
Philosoph.«
    »So was
soll’s geben.«
    »Wie oft
gehst du zur Schule?«
    »Gar nicht.«
    »Das ist
eine klare Antwort.«
    »Ich kann
mich da schon wegen meiner Klamotten nicht sehen lassen.«
    »Pass mal
auf, wir gehen dich jetzt einkleiden. Und dann kaufen wir dir noch ein paar Garnituren
Unterwäsche, damit du was zum Wechseln hast.«
    In der Seitenstraße
gab es eines dieser vornehmen Textilgeschäfte, die gern mit ihrer ebenso vornehmen
New Yorker Adresse Reklame machen, und als wir die Sachen ausgesucht hatten, fragte
ich die Verkäuferin, ob sie im Haus eine Dusche hätten – ausnahmsweise.
    Sie verstand
sofort, worum es ging. Nach meinem Gefühl verkaufte sie schon seit dem Zweiten Weltkrieg
Mode an reiche ältere Damen und wohlhabende alte Säcke, die aus jedem Saum und Knopfloch
einen Staatsakt machten, deshalb war so ein junger Pimpf mal was anderes für sie.
    Schopenhauer
hieß mit bürgerlichem Namen James Moody – wie der berühmte Jazzmusiker und Saxofonist
–, aber ich nannte ihn weiter Schopenhauer. Als er geduscht hatte, war er kaum noch
wiederzuerkennen. Er wechselte ungefähr 20 Mal die drei Sakkos, die ich ihm schenken
wollte, und kombinierte sie mit fünf Hemden, kurz und langärmelig, und drei T-Shirts.
Und als er fertig war, fing er noch mal von vorne an. Ich glaube, es war der schönste
Tag seines Lebens.
    Zwischendurch
begann er vor dem Spiegel wie ein Verrückter zu steppen. Er war zwar nicht so gut
wie Fred Astaire … aber auch nicht viel schlechter …
    Danach stolzierte
er wie ein Gockel zum Eingang und zeigte sich dem staunenden Publikum. Er sah mindestens
so elegant in seinem neuen Outfit aus wie Paris Hiltons jüngster Bruder.
    Dann fuhren
wir mit dem Taxi zu seiner Wohnung in der Bronx. Es war eine elende Bruchbude am
Ende eines dunklen Backsteingangs, den man über eine rostige Eisenbrücke vom Nachbarhaus
erreichte. Man musste schon schwindelfrei sein, wenn es regnete oder stürmte, denn
das Ding schwankte und knarrte und die Nieten sahen aus, als würden sie gleich den
Geist aufgeben.
    Ich gab
dem Vermieter drei Monatsmieten im Voraus, und als wir gegangen waren, sagte ich
zu Schopenhauer:
    »Hör mal,
bestell deinem Alten, dass er zurückkommen kann. Ich habe heute Nachmittag in Washington
ein Gespräch mit dem Präsidenten, da werde ich eure Angelegenheit zur Sprache bringen.
Also mach deinem Paps lieber klar, dass er dich ordentlich beköstigen soll. Und
er soll auch dafür sorgen, dass du wieder in die Schule gehst.«
    »Wie willst
du denn so schnell nach Washington kommen? Hier ist gleich Rushhour.«
    »Mit dem
Präsidentenhubschrauber.«
    »Wow! Im
Ernst?«
     
    Das Weiße Haus war größer, als ich
mir vorgestellt hatte. Von außen wirkt es nicht besonders imposant, eher wie eine
aufgemotzte Villa, mit der Neureiche ihren Nachbarn beweisen wollen, was sie im
Leben erreicht haben. Aber ist man erst mal drin, dann wollen die Treppen und Gänge
nicht mehr aufhören. Wir durchquerten das Besucherfoyer und die Center Hall.
    Das Haus
verfügte über 132 Räume, darunter Blue Room, China Room, Diplomatic Reception Room,
State Dining Room, Cross Hall, Oval Office, Press Briefing Room und Vice President’s
Office. Außerdem gab es 35 Badezimmer, acht Treppenhäuser, drei Aufzüge, Bibliothek,
Swimmingpool, Bowlingbahn und einen Kinosaal.
    George W.
Bush empfing mich in seinem Arbeitszimmer. Er sah viel weniger misslaunig aus, als
ich erwartet hatte. Eigentlich war er sogar recht liebenswürdig. Aber vielleicht
versuchen diese Leute einfach nur nett zu wirken, obwohl sie moralisch völlig verrottet
sind.
    Er gab mir
die Hand, und sein Händedruck war fest und jedenfalls nicht verschwitzt und nervös,
weil man ihm gesagt hätte, er würde gleich einem Jahrhundertgenie begegnen.
    »Ich freue
mich außerordentlich, heute einen so berühmten Sohn unseres europäischen Verbündeten
Deutschland zu begrüßen«, sagte er. »Man hört ja inzwischen überall von Ihren bemerkenswerten
Fähigkeiten, Albert. Womöglich werden Sie irgendwann noch genauso Karriere machen
wie meine politische Beraterin, unsere geschätzte Außenministerin Condoleezza Rice?«
    Dabei deutete
er auf eine dunkelhaarige Frau in grauem Kostüm, die sich nach

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